Dicke Luft zwischen Washington und Jerusalem

U.S. President Barack Obama pauses while speaking during a visit to the University of Kansas in Lawrence
U.S. President Barack Obama pauses while speaking during a visit to the University of Kansas in Lawrence(c) REUTERS (KEVIN LAMARQUE)
  • Drucken

Israels Premier Netanyahu reist im März in die USA. Doch Präsident Barack Obama will ihn nicht treffen.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu besucht Anfang März die US-Hauptstadt - doch Präsident Barack Obama will ihn nicht sehen. Der Besuchstermin liege zu nah an der israelischen Parlamentswahl am 17. März, teilte die Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrates, Bernadette Meehan, am Donnerstag mit. Obama wolle nicht den Eindruck erwecken, die Wahl zu beeinflussen. Netanyahu hatte zuvor ohne Absprache mit Obama eine Einladung zu einer Rede vor dem US-Kongress angenommen und damit die US-Regierung brüskiert. Dem republikanischen Vorsitzenden des Repräsentantenhauses, John Boehner, zufolge soll der Besuch am 3. März stattfinden.

Boehner hatte die Einladung an Netanyahu am Mittwoch ausgesprochen - ohne das Weiße Haus informiert zu haben. In der Ansprache soll es um die Bedrohung durch das iranische Atomprogramm und den radikalen Islam gehen. Netanyahus Büro bestätigte am Donnerstag, dass der Ministerpräsident vor dem Kongress sprechen will.

Zugleich erteilte Meehan am Donnerstag erneut allen Versuchen im Kongress eine Absage, während der laufenden Atomverhandlungen weitere Sanktionen gegen Teheran zu verhängen. Dies würde die Verhandlungen unterminieren. Obama hatte schon mehrfach angekündigt, schärfere Sanktionsbeschlüsse mit seinem Veto zu Fall zu bringen.

Obama dringt auf Erfolg

Netanyahu betrachtet die laufenden Verhandlungen mit großer Skepsis, Obama dringt dagegen auf einen Erfolg. Auch in anderen Fragen liegen Obama und Netanyahu über Kreuz, ihr Verhältnis gilt seit geraumer Zeit als sehr angespannt. Das Weiße Haus und Außenminister John Kerry hatten zuvor deutlich verärgert auf die geplante Netanyahu-Rede reagiert.

Netanyahu sagte, er habe erst vergangene Woche mit Obama über die gemeinsame Bedrohung durch islamistische Extremisten und auch "Irans Streben nach Atomwaffen" gesprochen. Die Rede werde Netanyahu die Möglichkeit geben, Obama, dem Kongress und dem amerikanischen Volk dafür zu danken, dass sie Israel unterstützten, hieß es in der Mitteilung.

Bis März soll bei den Atomgesprächen der Rahmen für eine Einigung unter Dach und Fach sein. Mit den Verhandlungen soll sichergestellt werden, dass der Iran Kernkraft nur zu zivilen Zwecken nutzt und keine Atomwaffen entwickelt.

Die Einladung gilt als eine gezielte Provokation an die Adresse Obamas. Zwar meinte Kerry beschwichtigend, Netanyahu sei stets willkommen, in den USA zu reden. Er fügte aber hinzu: "Es ist ungewöhnlich, von dieser Einladung vom Büro des Sprechers (Boehner) zu hören."

"Abkehr vom Protokoll"

Drastischer drückte sich Josh Earnest aus, der Sprecher des Weißen Hauses. "Das typische Protokoll wäre es, dass der Führer eines Landes den Führer eines anderen Landes informiert, wenn er dorthin fährt", meinte Earnest. So würde zumindest Obama es halten. Alles andere sei eine "Abkehr vom Protokoll" - ein deutlicher Rüffel an den Republikanerführer Boehner und die Adresse Netanyahus.

Die israelische Zeitung "Haaretz" schreibt, es habe wochenlange Kontakte zwischen Republikanern und dem Botschafter Israels in Washington gegeben. Das Weiße Haus sei dabei vollkommen umgangen worden.

Einige Republikaner - und Demokraten - planen sogar, noch während der Atomgespräche weitere, schärfere US-Sanktionen gegen Teheran zu verhängen. Dies wäre aber das sichere Ende der Verhandlungen, heißt es im Obama-Lager. Kerry verwies auf einen namentlich nicht genannten israelischen Geheimdienstler, der vor weiteren Sanktionen zum jetzigen Zeitpunkt ausdrücklich gewarnt habe. Dies wäre "wie eine Granate auf den Verhandlungsprozess".

(APA/dpa)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Kommentare

Die Chuzpe des Bibi Netanjahu

Israels Premier brüskiert Obama aus Eigennutz.
President Obama Delivers The State Of The Union Address
Außenpolitik

USA: Obama gibt den Nahen Osten auf

Der US-Präsident erwähnte den Konflikt zwischen Israel und Palästinensern mit keinem Wort und sprach auch nicht mehr vom Regimewechsel in Syrien.
US-Präsident Obama bei seiner "State of the Union"-Rede.
Außenpolitik

Obama: "Der Schatten der Krise ist weg"

Der US-Präsident preist in seiner Rede zur Lage der Nation das Erstarken der amerikanischen Wirtschaft, bleibt in Fragen der Weltpolitik jedoch unverbindlich.
Außenpolitik

USA: Obama appelliert an die Mittelschicht

In seiner letzten politisch relevanten Rede zur Lage der Nation schlägt US-Präsident Barack Obama höhere Steuern für Reiche und Entlastungen für Mittelklassefamilien vor.
Außenpolitik

Die Antwort der Anti-Hillary aus Iowa

Die Senatorin Joni Ernst soll das Feld für 2016 bereiten.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.