Landstraße: Großbau am Rochusmarkt startet

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Kommende Woche beginnt der Abriss der Post, die neue Konzernzentrale eröffnet 2017. Und mit ihr noch ein Einkaufszentrum. Jedoch hat die Mall mehr gebracht als geschadet.

Wien. Ab Montag, spätestens Dienstag, wird es am Wiener Rochusmarkt laut. Dann startet der Abbruch der alten Postzentrale. Zwei Monate lang soll der Teilabriss des Gebäudes, das bis auf eine Postfiliale im Erdgeschoß seit Jahren leer stand, dauern. Bis auf die denkmalgeschützte Art-déco-Fassade aus den 1920er-Jahren wird von dem Gebäude wenig übrig bleiben. Die Vorarbeiten laufen, die Abrissarbeiten werden zwei Monate dauern, dann beginnt der Bau der neuen Postzentrale, sagt Post-Sprecher Michael Homola.

Zwei Jahre lang wird man am Markt Baulärm hören, Bauzäune und Schutt sehen, von LKW umgeben sein. Aber 2017 soll die neue Unternehmenszentrale fertig sein. Und mit ihr ein neues kleines Einkaufszentrum, das, inklusive einer Postfiliale, in den unteren drei Etagen des Gebäudes geplant ist. In Summe sollen in der neuen Konzernzentrale einmal 1300 Menschen arbeiten. Aus der alten Zentrale in der Postgasse in der Innenstadt sind die Mitarbeiter schon 2011 ausgezogen, bis der neue Konzernsitz steht, arbeiten sie in der Haidingergasse, wenige hundert Meter von der neuen Zentrale entfernt.

Ansicht der Rückseite des Gebäudes.
Ansicht der Rückseite des Gebäudes.(c) Splechtna

Einkaufszentrum Nummer drei

Der Umzug soll dann das Grätzel um den Rochusmarkt und die Landstraßer Hauptstraße beleben, heißt es, eine zweistöckige Tiefgarage soll zusätzlich Frequenz bringen. Aber das Projekt – und vor allem der Großbau – gefällt freilich nicht jedem. Händler am Markt sorgen sich – trotz der Beteuerung, die Lärmbelästigung werde sich im Rahmen halten – um ihr Geschäft.

Und hoffen dennoch auf eine Belebung ab 2017. Sicher würde es ab und zu laut sein, sagt etwa ein Gemüsehändler. Aber seine Kunden würden trotzdem kommen. Und nach dem Neubau, da werde es sicher gut für das Geschäft sein. Das ist auch der offizielle Tenor im dritten Bezirk. Zusätzliche Arbeitsplätze, zusätzliche Geschäfte, das werde das Grätzel beleben, heißt es aus dem Büro von Bezirksvorsteher Erich Hohenberger (SPÖ).

Bei den Geschäftsleuten der Landstraßer Hauptstraße klingt das teils anders. Schließlich entsteht noch ein Einkaufszentren, dabei gibt es in nächster Nähe schon zwei: die Galleria Landstraße als Nahversorger-Center und The Mall Wien Mitte als eines der größten innerstädtischen Einkaufszentren. Und so hätten die Kaufleute des Bezirks lange versucht, ein weiteres Einkaufszentrum zu verhindern. Wie bei der Planung der Mall Wien Mitte, als man ebenfalls intervenieren wollte, um die Geschäftsfläche möglichst klein zu halten, ist das aber gescheitert.

„Die Angst war von Anfang an da, dass das Kaufkraft abzieht“, sagt Klaus Brandhofer, der Obmann der Landstraßer Kaufleute. „Aber, auf die Barrikaden gehen hilft ohnehin nichts, also kann man nur hoffen, dass das die Nachfrage beleben wird“, sagt er. Und erinnert an die Ängste, bevor die riesige Mall in Wien Mitte eröffnet wurde: Auch da hieß es, die neuen Filialen großer Ketten würden den alteingesessenen Geschäften das Geschäft wegnehmen. Das Fazit nach knapp zwei Jahren Mall sieht nun anders aus: Der gehobene Fachhandel hat durch das Einkaufszentrum gewonnen.

Kaufleute profitieren von Mall

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Kunden, die zur Mall kommen, dort aber nicht die nötige Beratung oder Qualität finden, gehen nun auf die Landstraßer Hauptstraße weiter. Ein alteingesessener Lederwarenhändler etwa hat von der Mall klar profitiert. „Natürlich haben wir die Probleme, die alle haben, auch die Geschäftsleute hier spüren die Krisenstimmung“, sagt Brandhofer – und spricht von einem „im Vergleich hohen Zufriedenheitsgrad“. Auch die Gastronomie lebt auf – mit Joseph Brot oder Ströck Feierabend wurde die Straße zu einer Art Bäckermeile inklusive Café-Betrieb. Und so sieht man das neue Einkaufszentrum pragmatisch: Überdies wird es ein eher kleines Center – mit einer maximalen Geschäftsfläche von 9000 Quadratmetern ohnehin nicht vergleichbar mit Riesen wie der Mall mit 30.000 Quadratmetern.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.02.2015)

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