Frau Kirchner, hallo, hören Sie?

Argentiniens Präsidentin hüllt sich in Schweigen.

Selten war ein Schweigemarsch so dröhnend wie jener in Buenos Aires, als Hunderttausende bei strömendem Regen vor der Casa Rosada, dem Präsidentenpalast, Aufklärung im mysteriösen Todesfall des Staatsanwalts Alberto Nisman einmahnten. Präsidentin Cristina Kirchner hatte sich erst ins ferne Urlaubsdomizil nach Patagonien zurückgezogen, wo alle Rufe im Anden-Panorama verhallten. In einer Vorwärtsverteidigung brach sie schließlich doch ihr Schweigen, nur um in einem antiamerikanischen Reflex gegen die USA und Israel auszuschlagen. Zur Causa selbst sagte sie nichts.

Es war eine typische Volte von CFK, wie die Argentinier die Präsidentin bei ihren Initialen nennen. Kirchner polarisiert das Land zwischen dem Chaco und Feuerland; zu ihrem 62.Geburtstag tat sie sich damit indes keinen Gefallen. Fragen und Vorwürfe über ihre dubiose Rolle bei der Vertuschung des Attentats auf ein jüdisches Gemeindezentrum 1994 werden sie nicht nur bis zu ihrem Abgang Ende des Jahres begleiten – sie drohen ihre gesamte achtjährige Ära zu überschatten.

thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.02.2015)

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