Obama beendet Europa-Reise in Istanbul

U.S. President Barack Obama meets with religious leaders in Istanbul
U.S. President Barack Obama meets with religious leaders in Istanbul(c) REUTERS (Jim Young)
  • Drucken

Das Weiße Haus spricht von "großem Erfolg" für den US-Präsidenten. Obama schürte Hoffnung auf eine türkische EU-Mitgliedschaft.

US-Präsident Barack Obama hat am Dienstagnachmittag seine achttägige Europareise beendet, die nach Einschätzung des Weißen Hauses wichtige politische Fortschritte gebracht und das Ansehen der USA nachhaltig verbessert hat. Er flog von Istanbul aus mit der "Air Force One" zurück nach Washington. Obama hat fünf Länder besucht, an drei internationalen Gipfeltreffen (G-20, NATO und EU-USA) teilgenommen und insgesamt 14 bilaterale Treffen mit Staats- und Regierungschefs gehabt. In Istanbul traf er am Dienstag mit dem Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. zu einem Vieraugengespräch zusammen und diskutierte mit türkischen Studenten. Dabei drückte er abermals seine Hoffnung auf einen türkischen EU-Beitritt aus.

Obamas Berater David Axelrod bezeichnete die Reise als "einen großen Erfolg" und als "enorm produktiv". Er verwies insbesondere auf die Schaffung einer neuen Vertrauensbasis bei den Gesprächen Obamas mit dem russischen Präsidenten Dmitri Medwedew und dem chinesischen Staats- und Parteichef Hu Jintao. Es sei ein großer Erfolg, dass nun wieder neue Abrüstungsgespräche begännen. Obama sei es zudem gelungen, die beschädigten bilateralen Beziehungen zu manchen Verbündeten wie der Türkei zu reparieren.

In einer Diskussion mit türkischen Studenten sagte Obama am Dienstag, zwar seien die USA nicht Mitglied der EU, "doch hindert mich das nicht, eine Meinung zu haben", die nicht mit der des französischen Präsidenten, seines "guten Freundes und Verbündeten" Nicolas Sarkozy identisch sei. Er plädiere dafür, Vorurteile abzubauen und zu kooperieren. "Sie werden in den USA einen Freund und Partner finden", sagte Obama. "Sie können entscheiden, statt neuer Mauern neue Brücken zu bauen." Angesichts hochgesteckter Ziele wie einer Welt ohne Atomwaffen werde ihm vorgeworfen, er sei zu idealistisch. "Aber wenn wir es nicht versuchen, dann werden wir nicht viel erreichen".

Ein Student fragte, ob sich Obamas Regierung tatsächlich wesentlich von der vorherigen unter Präsident George W. Bush unterscheiden werde. Obama erklärte, dass er in vielen Fragen andere Ansichten und Ziele habe als sein Amtsvorgänger. Es werde jedoch Zeit brauchen, bis die Unterschiede zu erkennen seien. "Das Schiff des Staates zu manövrieren ist ein langsamer Prozess", sagte Obama. Am Vortag hatte sich der US-Präsident in Ankara in einer Rede vor dem türkischen Parlament für eine engere Partnerschaft mit der islamischen Welt eingesetzt und dabei die Brückenfunktion der Türkei gewürdigt.

In Begleitung von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan besuchte Obama in der Bosporus-Metropole die Hagia Sophia und die Blaue Moschee. Er sprach auch mit muslimischen, christlichen und jüdischen Religionsvertretern. Der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. dankte Obama in einer separaten Unterredung für dessen Einsatz für Religionsfreiheit und die Unterstützung für eine türkische EU-Mitgliedschaft. Am Montag hatte sich Obama in Ankara ausdrücklich für die Wiederzulassung des Anfang der 1970er-Jahre vom türkischen Staat geschlossenen orthodoxen Priesterseminars auf der Prinzeninsel Chalki (Heybeli) im Marmarameer ausgesprochen. Die Unterstützung der Minderheiten sei wichtig: " Sie sehen das an mir persönlich", sagte Obama vor dem türkischen Parlament.

Mit dem Vieraugengespräch unterstrich der US-Präsident, dass er den Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel in dessen Rolle als universalkirchlichen Repräsentanten anerkennt. Die Regierung in Ankara verweigert Bartholomaios I. nach wie vor diese Anerkennung und behandelt ihn lediglich als Oberhaupt der wenigen griechisch-orthodoxen Christen in der Türkei. Im November wird Bartholomaios den USA einen offiziellen Besuch abstatten. In den Vereinigten Staaten gibt es etwa zehn Millionen Orthodoxe, in erster Linie griechischer und russischer Abstammung. Als erstes Ehrenoberhaupt der Weltorthodoxie hatte der 1991 verstorbene Vorgänger von Bartholomaios, Patriarch Dimitrios I., im Juli 1990 die USA besucht. Er wurde vom damaligen Präsidenten George Bush sr. im Weißen Haus empfangen, war Gast des US-Kongresses, zelebrierte vor dem Lincoln Memorial einen feierlichen Gottesdienst und besuchte auch das Hauptquartier der Vereinten Nationen in New York. Der 1972 verstorbene Ökumenische Patriarch Athenagoras I. war von 1931 bis zu seiner Wahl im Jahr 1948 Erzbischof von Amerika mit Sitz in New York.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Außenpolitik

Obama drängt auf EU-Beitritt Ankaras

Als erstes islamisches Land besuchte der neue US-Präsident die Türkei: eine symbolische Geste für den wichtigsten Partner Washingtons in der Region.
Außenpolitik

Neue Taktik: Buhlen um die Gunst der Muslime

US-Präsident Obama schlägt versöhnliche Töne an: ein erster Schritt, um radikalen Islamisten die Basis zu entziehen.
Barack Obama
Außenpolitik

Saudi-Blatt: Anschlag auf Obama vereitelt

Ein Syrer soll mit einem gefälschten Presse-Ausweis versucht haben, in der Türkei zu Obama vorzudringen und ihn zu erstechen. Das berichtet die saudische Zeitung "Al-Watan".
Leitartikel

Die Feel-Good-Tour des Barack Obama

Der US-Präsident setzt auf Good Vibes. Amerika wird ihn daran messen, was er damit durchsetzen kann.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.