Der Mineralwasserproduzent hat zwischen 2007 und 2012 merhmals mit Einzelhändlern die Aktionspreise abgestimmt.
Das Kartellgericht hat gegen den heimischen Mineralwasserproduzenten Vöslauer wegen Preisabsprachen mit dem Lebensmitteleinzelhandel eine Geldbuße in Höhe von 653.775 Euro verhängt. Die Entscheidung vom 3. März sei rechtskräftig und entspreche dem Antrag der Bundeswettbewerbsbehörde (BWB), teilte die Behörde am Donnerstag auf ihrer Homepage mit. "Die wettbewerbswidrigen Verhaltensweisen betrafen die Einflussnahme auf Endverkaufspreise bestimmter nichtalkoholischer Getränke, insbesondere Mineralwasser, im Zeitraum zwischen Jänner 2007 bis Dezember 2012", heißt es in der Entscheidung des Kartellgerichts. Im Rahmen dieser vertikalen Preisabstimmungsmaßnahmen seien zwischen Vöslauer und dem Lebensmitteleinzelhandel mehrmals die Kurantpreise und insbesondere die Aktionspreise des Lebensmitteleinzelhandels abgestimmt worden. Diese Wiederverkaufspreise seien vom Handel in bestimmten Fällen auch umgesetzt worden.
Mildernde Auswirkungen
Bei der Berechnung der Geldbuße hat sich unter anderem mildernd ausgewirkt, dass Vöslauer die kartellrechtswidrigen Verhaltensweisen vor Beginn der Untersuchung freiwillig beendet hat. Weil die Parteien auf Rechtsmittel verzichtet haben, ist die Entscheidung des Kartellgerichts rechtskräftig.
Über 770 Millionen Liter Mineralwasser, das entspricht dem Inhalt von drei Millionen Badewannen, wurden im Jahr 2013 in Österreich verkauft. Gegenüber dem Vorjahr ist das eine Steigerung von 4,7 Prozent.von Christoph Kinast APA/dpa
Um abgefülltes Wasser als Mineralwasser bezeichnen zu dürfen, gibt es genaue Kriterien. Es muss aus einem unterirdischen Wasservorkommen stammen, am Quellort abgefüllt werden und von natürlicher Reinheit sein. Zudem braucht es im Unterschied zu normalem abgefülltem Quellwasser eine Anerkennung durch das Bundesministerium für Gesundheit. APA
Die prickelnde Kohlensäure im Getränk dient übrigens nicht nur der Erfrischung. Ursprünglich wurde sie zugesetzt, um das Wasser für den Transport haltbar zu machen. Mittlerweile ist durch den Fortrschritt der Technik auch eine Abfüllung ohne Kohlensäure möglich. APA/DPA/PATRICK PLEUL
Über 91 Liter Mineralwasser werden pro Kopf und Jahr in Österreich konsumiert. Doch das war nicht immer so. Im Jahr 1970 tranken die Österreicher nur sechs Liter pro Person. Der Verbrauch hat sich damit über die letzten Jahrzehnten vervierzehnfacht. Trotz der Steigerungen gibt es im Vergleich mit anderen Ländern noch erhebliche Unterschiede: In Deutschland werden über 140 Liter pro Person im Jahr getrunken und Italien kommt sogar auf 154 Liter. Voeslauer
Mit einem Marktanteil von 41 Prozent und einem Umsatz von 97,8 Millionen Euro ist Vöslauer der klare Marktführer im Bereich Mineralwasser. Das Unternehmen mit Sitz in Bad Vöslau gehört zum Getränkekonzern Ottakringer. Voeslauer
Der größte Konkurrent: Leitungswasser. Durch die hohe Qualität des österreichischen Leitungswassers gibt es im Gegensatz zu südeuropäischen Ländern keinen Grund, Mineralwasser zum Kochen oder Waschen zu verwenden. Zudem gibt es hierzulande Wasser im Überfluss: Mit einer Niederschlagsmenge von rund 1100 mm pro Jahr ist Österreich eines der wasserreichsten Länder Europas. APA/DPA/DANIEL REINHARDT
Zwei von zehn Mineralwasserflaschen werden in der Gastronomie verkauft - ein beachtlicher Markt, der von Römerquelle angeführt wird. Doch im Preiskampf mit dem Leitungswasser hat es das Mineralwasser schwer. Während eine große Flasche Mineralwasser bis zu mehrere Euro kostet, mussten Österreicher für einen Kubikmeter Leitungswasser im Jahr 2012 im Schnitt 1,20 Euro bezahlen. Das sind gerade einmal 0,12 Cent pro Liter. (c) Foto Andi Bruckner
Am anderen Ende der Preisskala liegt Rokko No Mizu: Das teuerste Mineralwasser der Welt kommt aus dem Rokko-Gebirge in Japan. Verrückt ist: Während es vor Ort um weniger als einen Euro zu bekommen ist, sind bei uns über 120 Euro pro Liter zu bezahlen. Imago
Geschäft in Österreich boomt
In den vergangenen Jahren waren der Lebensmittelhandel und die Hersteller wegen "vertikaler Preisabsprachen" im Fokus der Wettbewerbshüter. Die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) warf Händlern, Molkereien und Brauereien vor, Endverkaufspreise für Produkte durch Vereinbarungen und abgestimmte Verhaltensweisen direkt und indirekt festgesetzt zu haben. Die höchsten Bußgeldstrafen entfielen bisher auf Rewe (20,8 Mio. Euro), Spar (3 Mio. Euro, nicht rechtskräftig), Berglandmilch (1,1 Mio. Euro) und Brau Union (750.000 Euro).