Fritz Muliar
Mehr als 70 Jahre auf der Bühne
![Am Sonntagnachmittag, dem 3. Mai, stand Fritz Muliar noch auf der Bühne der Josefstadt, in "Die Wirtin". Am Abend ist der Volks- und Charakterschauspieler dann zusammengebrochen und ins Wiener AKH eingeliefert worden, wo er mit 89 Jahren starb. Wie kaum ein anderer Darsteller prägte er Österreichs Bühnen in seiner mehr als 70 Jahre andauernden Karriere.](https://img.diepresse.com/public/incoming/49y7vq-muliar20090504101224.jpg/alternates/FREE_1200/muliar20090504101224.jpg)
Am Sonntagnachmittag, dem 3. Mai, stand Fritz Muliar noch auf der Bühne der Josefstadt, in "Die Wirtin". Am Abend ist der Volks- und Charakterschauspieler dann zusammengebrochen und ins Wiener AKH eingeliefert worden, wo er mit 89 Jahren starb. Wie kaum ein anderer Darsteller prägte er Österreichs Bühnen in seiner mehr als 70 Jahre andauernden Karriere.
(c) APA (BARBARA GINDL)
![Muliar wurde 1919 als Friedrich Ludwig Stand in Wien geboren. Er wuchs in Neubau als Sohn eines Juweliers auf. Bereits im Alter von 17 Jahren feierte er sein Debüt im Kabarett "Der liebe Augustin". Im Bild: "Lumpazivagabundus" mit Fritz Muliar, Paul Hörbiger, Gunther Philipp](https://img.diepresse.com/public/incoming/h8exw0-Lumpazivagabundus_mu_hoerbiger_phil20090504101140.jpg/alternates/FREE_1200/Lumpazivagabundus_mu_hoerbiger_phil20090504101140.jpg)
Muliar wurde 1919 als Friedrich Ludwig Stand in Wien geboren. Er wuchs in Neubau als Sohn eines Juweliers auf. Bereits im Alter von 17 Jahren feierte er sein Debüt im Kabarett "Der liebe Augustin". Im Bild: "Lumpazivagabundus" mit Fritz Muliar, Paul Hörbiger, Gunther Philipp
(c) ORF (-)
![Nach einer Zeit als Operettenbuffo am Innsbrucker Landestheater kam Muliar zu Karl Farkas ins "Simpl", wo er seinen facettenreichen Schliff als Kabarettist, Conferencier, Spaßmacher und Charakterkomiker vervollkommnen konnte. Im Bild: Fritz Muliar in "Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk"](https://img.diepresse.com/public/incoming/r5fny5-Schwejk120090504101252.jpg/alternates/FREE_1200/Schwejk120090504101252.jpg)
Nach einer Zeit als Operettenbuffo am Innsbrucker Landestheater kam Muliar zu Karl Farkas ins "Simpl", wo er seinen facettenreichen Schliff als Kabarettist, Conferencier, Spaßmacher und Charakterkomiker vervollkommnen konnte. Im Bild: Fritz Muliar in "Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk"
(c) ORF (-)
![Der Krieg wurde zu einer Zäsur in Muliars Leben. Der Sohn einer Sozialdemokratin und Stiefsohn eines jüdischen Juweliers wurde 1940 zur Wehrmacht eingezogen. Im Bild: Fritz Muliar in "Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk"](https://img.diepresse.com/public/incoming/rzay1z-Schwejk_220090504101303.jpg/alternates/FREE_1200/Schwejk_220090504101303.jpg)
Der Krieg wurde zu einer Zäsur in Muliars Leben. Der Sohn einer Sozialdemokratin und Stiefsohn eines jüdischen Juweliers wurde 1940 zur Wehrmacht eingezogen. Im Bild: Fritz Muliar in "Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk"
(c) ORF (-)
![Wegen "Wehrkraftzersetzung" und Betätigung zur Wiederherstellung eines freien Österreich saß er 1942 sieben Monate in Einzelhaft, wurde gar zum Tode verurteilt. Das Urteil wurde jedoch zur "Frontbewährung" in einer Strafeinheit an der Ostfront ausgesetzt. Das Kriegsende verbrachte Muliar in englischer Kriegsgefangenschaft.](https://img.diepresse.com/public/incoming/5w6cf0-zumachtziger120090504101331.jpg/alternates/FREE_1200/zumachtziger120090504101331.jpg)
Wegen "Wehrkraftzersetzung" und Betätigung zur Wiederherstellung eines freien Österreich saß er 1942 sieben Monate in Einzelhaft, wurde gar zum Tode verurteilt. Das Urteil wurde jedoch zur "Frontbewährung" in einer Strafeinheit an der Ostfront ausgesetzt. Das Kriegsende verbrachte Muliar in englischer Kriegsgefangenschaft.
(c) APA (TECHT Hans Klaus)
![Die Jahre im Krieg und in der Gefangenschaft prägten ihn, auch als Muliar als Publikumsrat im ORF-Stiftungsrat saß. Als der zentrale Chefredakteur Walter Seledec 2006 an einer Kranzniederlegung am Grab des NS-Luftwaffenoffiziers Walter Nowotny teilnahm, fand Muliar harte Worte: "Der Herr Seledec ist ein Würschtl", meinte er. Ein gerichtliches Nachspiel folgte. Im Bild: Fritz Muliar in "Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk"](https://img.diepresse.com/public/incoming/ko15nm-Schwejk_ORF20090504101312.jpg/alternates/FREE_1200/Schwejk_ORF20090504101312.jpg)
Die Jahre im Krieg und in der Gefangenschaft prägten ihn, auch als Muliar als Publikumsrat im ORF-Stiftungsrat saß. Als der zentrale Chefredakteur Walter Seledec 2006 an einer Kranzniederlegung am Grab des NS-Luftwaffenoffiziers Walter Nowotny teilnahm, fand Muliar harte Worte: "Der Herr Seledec ist ein Würschtl", meinte er. Ein gerichtliches Nachspiel folgte. Im Bild: Fritz Muliar in "Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk"
(c) ORF (-)
![Nach dem Krieg spielte er in mehr als 100 Fernsehfilmen und -serien mit. Die meiste Zeit jedoch verbrachte Muliar auf der Bühne. Im Bild: Stiftungsrat](https://img.diepresse.com/public/incoming/375vj3-Stiftungsrat20090504101318.jpg/alternates/FREE_1200/Stiftungsrat20090504101318.jpg)
Nach dem Krieg spielte er in mehr als 100 Fernsehfilmen und -serien mit. Die meiste Zeit jedoch verbrachte Muliar auf der Bühne. Im Bild: Stiftungsrat
(c) Michaela Bruckberger
![Nach Jahren des Kriegsdienstes und der Kriegsgefangenschaft nahm Muliar seine Karriere in Graz wieder auf. Von 1951 bis 1963 war er am Wiener Volkstheater engagiert und spielte parallel dazu dreizehn Jahre lang im Kabarett "Simpl".](https://img.diepresse.com/public/incoming/j4l0u4-zumachtziger20090504101338.jpg/alternates/FREE_1200/zumachtziger20090504101338.jpg)
Nach Jahren des Kriegsdienstes und der Kriegsgefangenschaft nahm Muliar seine Karriere in Graz wieder auf. Von 1951 bis 1963 war er am Wiener Volkstheater engagiert und spielte parallel dazu dreizehn Jahre lang im Kabarett "Simpl".
(c) APA (Schneider Georges)
![1964 stand er erstmals auf der Bühne der Kammerspiele, wo er in Paul und Franz von Schönthans "Der Raub der Sabinerinnen" den Theaterdirektor gab. Im Bild: Kammerspiele](https://img.diepresse.com/public/incoming/1x6rb1-kammerspiele20090504101128.jpg/alternates/FREE_1200/kammerspiele20090504101128.jpg)
1964 stand er erstmals auf der Bühne der Kammerspiele, wo er in Paul und Franz von Schönthans "Der Raub der Sabinerinnen" den Theaterdirektor gab. Im Bild: Kammerspiele
(c) AP (STEPHAN TRIERENBERG)
![Allein im Jahr 1965 folgten sechs weitere Rollen, darunter als Teufel in Horvaths "Himmelwärts" oder als Oscar Madison in Neil Simons "Seltsames Paar". Es folgten mehr als 60 Inszenierungen, die von Nestroy bis Thomas Bernhard, von Erich Kästner bis Moliere reichten.](https://img.diepresse.com/public/incoming/e556gd-_neu120090504104200.jpg/alternates/FREE_1200/_neu120090504104200.jpg)
Allein im Jahr 1965 folgten sechs weitere Rollen, darunter als Teufel in Horvaths "Himmelwärts" oder als Oscar Madison in Neil Simons "Seltsames Paar". Es folgten mehr als 60 Inszenierungen, die von Nestroy bis Thomas Bernhard, von Erich Kästner bis Moliere reichten.
(c) APA (HERBERT PFARRHOFER)
![Von 1964 bis 1977 war das Theater in der Josefstadt seine künstlerische Heimat, 1974 wurde er Mitglied des Burgtheaters, dem er bis zu seiner Pensionierung 20 Jahre lang angehörte. 1994 kehrte er wieder in die Josefstadt zurück. Im Bild: Muliar in der Komödie "Der Tag, an dem der Papst gekidnappt wurde" in den Wiener Kammerspielen](https://img.diepresse.com/public/incoming/hssh38-alspapast20090504101037.jpg/alternates/FREE_1200/alspapast20090504101037.jpg)
Von 1964 bis 1977 war das Theater in der Josefstadt seine künstlerische Heimat, 1974 wurde er Mitglied des Burgtheaters, dem er bis zu seiner Pensionierung 20 Jahre lang angehörte. 1994 kehrte er wieder in die Josefstadt zurück. Im Bild: Muliar in der Komödie "Der Tag, an dem der Papst gekidnappt wurde" in den Wiener Kammerspielen
(c) AP (STEPHAN TRIERENBERG)
![Im Burgtheater spielte Muliar den Peachum in Brechts "Dreigroschenoper", wofür er die Kainz-Medaille bekam, den Pompejus in Shakespeares "Maß für Maß", den Wenzelslaus in Lenz' "Der Hofmeister", den Theaterdirektor in Shaffers "Amadeus" und war in Nestroy-Produktionen unverzichtbar.](https://img.diepresse.com/public/incoming/vdjugp-finger20090504101044.jpg/alternates/FREE_1200/finger20090504101044.jpg)
Im Burgtheater spielte Muliar den Peachum in Brechts "Dreigroschenoper", wofür er die Kainz-Medaille bekam, den Pompejus in Shakespeares "Maß für Maß", den Wenzelslaus in Lenz' "Der Hofmeister", den Theaterdirektor in Shaffers "Amadeus" und war in Nestroy-Produktionen unverzichtbar.
(c) Die Presse (Michaela Seidler)
![1990 kündigte er im Zorn über eine weitere Vertragsverlängerung für Direktor Claus Peymann seine Pensionierung an, spielte dann aber unter der Regie von Franz Morak in Felix Mitterers "Sibirien". Im Bild: Muliar in "Frühere Verhältnisse"](https://img.diepresse.com/public/incoming/j83rew-fruehereverhaeltnisse_josefstadt20090504101055.jpg/alternates/FREE_1200/fruehereverhaeltnisse_josefstadt20090504101055.jpg)
1990 kündigte er im Zorn über eine weitere Vertragsverlängerung für Direktor Claus Peymann seine Pensionierung an, spielte dann aber unter der Regie von Franz Morak in Felix Mitterers "Sibirien". Im Bild: Muliar in "Frühere Verhältnisse"
(c) ORF (Theater Josefstadt/Margit MŸnste)
![Mit dem Burgtheaterdirektor Peymann hatte Muliar nie eine rechte Freude. 1997 gestaltete er eine "Anti-Peymann-Artikelserie" in der "Kronen Zeitung". Der Streit mit dem nunmehrigen Chef des Berliner Ensembles war erst im vergangenen Oktober in einer Klage wegen Rufschädigung weitergegangen. Peymann hatte Muliar als Vertreter einer "folkloristischen Idiotie" bezeichnet, Muliar konterte: Von einem Rotzbuben lasse er sich nicht beleidigen.](https://img.diepresse.com/public/incoming/760ysq-peymann_AP20090504150942.jpg/alternates/FREE_1200/peymann_AP20090504150942.jpg)
Mit dem Burgtheaterdirektor Peymann hatte Muliar nie eine rechte Freude. 1997 gestaltete er eine "Anti-Peymann-Artikelserie" in der "Kronen Zeitung". Der Streit mit dem nunmehrigen Chef des Berliner Ensembles war erst im vergangenen Oktober in einer Klage wegen Rufschädigung weitergegangen. Peymann hatte Muliar als Vertreter einer "folkloristischen Idiotie" bezeichnet, Muliar konterte: Von einem Rotzbuben lasse er sich nicht beleidigen.
(c) AP (HANS PUNZ)
![In den Sommerpausen trat er regelmäßig bei den Salzburger Festspielen auf. Die große Rolle des "Jedermann" hat er aber nie gespielt. Im Bild: Gert Voss in der Titelrolle und Muliar als " Armer Nachbar" im "Jedermann" 1998](https://img.diepresse.com/public/incoming/g2iq7e-mitvossimjedermann20090504101211.jpg/alternates/FREE_1200/mitvossimjedermann20090504101211.jpg)
In den Sommerpausen trat er regelmäßig bei den Salzburger Festspielen auf. Die große Rolle des "Jedermann" hat er aber nie gespielt. Im Bild: Gert Voss in der Titelrolle und Muliar als " Armer Nachbar" im "Jedermann" 1998
(c) APA (NEUMAYR F.)
![Muliar machte sich auch als Interpret jüdischen Witzes und der Kaffeehausliteratur, von Roda Roda über Alfred Polgar, Anton Kuh, Hans Weigel, Hugo Wiener, Peter Hammerschlag und Friedrich Torberg einen Namen. Im Bild: Muliar 2001 n der Wiener Staatsoper anlässlich 125 Jahre Hotel Sacher, die Rolle der Anna Sacher](https://img.diepresse.com/public/incoming/ctk0py-alsannasacher20090504101031.jpg/alternates/FREE_1200/alsannasacher20090504101031.jpg)
Muliar machte sich auch als Interpret jüdischen Witzes und der Kaffeehausliteratur, von Roda Roda über Alfred Polgar, Anton Kuh, Hans Weigel, Hugo Wiener, Peter Hammerschlag und Friedrich Torberg einen Namen. Im Bild: Muliar 2001 n der Wiener Staatsoper anlässlich 125 Jahre Hotel Sacher, die Rolle der Anna Sacher
(c) RONALD ZAK
![Geehrt wurde der Muliar vielfach, u. a. mit dem Professor-Titel, Ehrenmitgliedschaften von Burgtheater und Josefstadt, dem Nestroy-Ring, dem Großen Silbernen Ehrenzeichen der Republik. Im Bild: Mit Bundespräsident Thomas Klestil 2002 bei der Vergabe des "Großen silbernen Ehrenzeichens" an Elfriede Ott und Fritz Muliar](https://img.diepresse.com/public/incoming/3mksua-Grosses_silbernes_Ehrenzeichen_an_ott_und_muliar20090504101121.jpg/alternates/FREE_1200/Grosses_silbernes_Ehrenzeichen_an_ott_und_muliar20090504101121.jpg)
Geehrt wurde der Muliar vielfach, u. a. mit dem Professor-Titel, Ehrenmitgliedschaften von Burgtheater und Josefstadt, dem Nestroy-Ring, dem Großen Silbernen Ehrenzeichen der Republik. Im Bild: Mit Bundespräsident Thomas Klestil 2002 bei der Vergabe des "Großen silbernen Ehrenzeichens" an Elfriede Ott und Fritz Muliar
(c) Die Presse (Michaela Seidler)
![Mehr als fünfzig Jahre lang war Muliar mit der ehemaligen Fernsehsprecherin Franziska Kalmar verheiratet. Im Bild: Mit Ott in "Frühere Verhältnisse"](https://img.diepresse.com/public/incoming/ind4rv-OTT_MULIAR_fruehereverhaeltnisse20090504101232.jpg/alternates/FREE_1200/OTT_MULIAR_fruehereverhaeltnisse20090504101232.jpg)
Mehr als fünfzig Jahre lang war Muliar mit der ehemaligen Fernsehsprecherin Franziska Kalmar verheiratet. Im Bild: Mit Ott in "Frühere Verhältnisse"
(c) AP (STEPHAN TRIERENBERG)