Koka-Blätter für den Papst

Papst Franziskus wird vom bolivianischen Präsidenten Evo Morrales (re.) empfangen.
Papst Franziskus wird vom bolivianischen Präsidenten Evo Morrales (re.) empfangen.(c) APA/EPA/BOLIVIAN INFORMATION AGENCY (BOLIVIAN INFORMATION AGENCY)
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Papst Franziskus ist in Bolivien angekommen und begeistert empfangen worden. Präsident Morales' Position zur Kirche ist gespalten.

Erstmals seit 27 Jahren hat ein Papst unter dem Jubel Hunderttausender Menschen wieder bolivianischen Boden betreten. Am späten Mittwochabend (MESZ) landete Papst Franziskus von Ecuador aus kommend auf dem Flughafen im 4.000 Meter hoch gelegenen El Alto.

Geschwächt verließ er das Flugzeug und bekam von dem Präsidenten des Andenstaates, Evo Morales, nach einer Umarmung einen Beutel mit Koka-Blättern geschenkt, die hier seit der Inka-Zeit angebaut und gekaut werden. Sie sollen gegen Erschöpfung aber auch gegen die Höhenkrankheit helfen. Aber Franziskus verzichtete am Flughafen zunächst auf den Konsum.

In der Begrüßungszeremonie lobte der Argentinier, den die Bolivianer als ihren lateinamerikanischen Papst begrüßten, die Bemühungen für ein friedliches Zusammenleben der vielen Ethnien in dem Land. "Wie viel Freude bereitet es uns zu wissen, dass das Spanische, das in diese Länder gebracht wurde, heute mit 36 indigenen Sprachen zusammenlebt und sich vermischt", sagte der 78-jährige Argentinier, der frenetisch gefeiert wurde.

Feiertag

Entlang der 15 Kilometer langen Route des Papamobils herunter zum auf 3.600 Meter gelegenen Regierungssitz La Paz hatten die Menschen teilweise in Zelten übernachtet, um einen guten Blick zu erhaschen. Der Tag war zum Feiertag erklärt worden, überall sangen die Menschen "Willkommen in La Paz".

Morales ist zwar einerseits auf Konfrontationskurs mit der heimischen Kirche, umschmeichelt den Papst aber als Verbündeten im Kampf gegen Armut und Ausgrenzung. Mehrfach pries er ihn als "Bruder".

Kirchliche Organisationen werfen dem ersten indigenen Präsidenten des Landes aber eine Instrumentalisierung des Besuches vor, da dieser im eigenen Land oft gegen die katholische Kirche gerichtet agiere. Streitpunkte sind etwa Interventionen im Bildungsbereich, zudem sieht Morales viele Bischöfe in Opposition zu ihm.

Der Andenstaat hat im Zuge der Verstaatlichung des Erdgassektors deutliche Schritte nach vorn zum Beispiel zur Verbesserung von Infrastruktur und Gesundheitsversorgung gemacht und wies zuletzt ein Wirtschaftswachstum von rund fünf Prozent auf. Das Bruttoinlandsprodukt beträgt aber nur 2.750 US-Dollar pro Kopf. Und es gibt riesige Einkommensunterschiede und viel Armut.

Katholisch geprägt

Das Land ist stark katholisch geprägt, es gibt aber einen großen Einfluss evangelikaler Pfingstkirchen und von Naturreligionen, die gerade bei der indigenen Bevölkerung verbreitet sind. Daher soll die Papst-Visite auch der Stärkung der katholischen Kirche dienen.

Eindringlich warnte Franziskus vor reinem Profitstreben. "Wenn es sich beim Wachstum um ein bloß materielles handelt, läuft man immer Gefahr, wieder neue Unterschiede zu schaffen, bei denen der Überfluss der einen auf dem Mangel der anderen beruht."

Wegen der Höhe war vereinbart worden, dass der Papst, der nur noch einen voll funktionierenden Lungenflügel hat, nach wenigen Stunden weiter nach Santa Cruz ins Tiefland reist, wo am Donnerstag zu einer Messe eine Million Menschen erwartet werden, darunter auch tausende Katholiken aus der argentinischen Heimat.

Franziskus hatte seine Reise am Sonntag in Ecuador begonnen. Am Freitag wollte er nach Paraguay weiter reisen. Es ist die längste Reise des aus Argentinien stammenden Papstes seit seiner Wahl im März 2013.

(APA/dpa/AFP)

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