Ist der genetische Fingerabdruck immer unverwechselbar?

Nur eineiige Zwillinge haben dasselbe DNA-Profil.

Nur eineiige Zwillinge haben dasselbe DNA-Profil. Ob jene der anderen Menschen wirklich einzigartig sind, weiß nur, wer alle genetischen Fingerabdrücke rund um den Globus kennt. Da das nicht geht, helfen statistische Verfahren, sagt Walther Parson vom Institut für Gerichtliche Medizin der Innsbrucker Med-Uni.

Er ist besser als ein klassischer Fingerabdruck, soll diesen aber nicht ersetzen: der genetische Fingerabdruck, bei dem DNA, also Desoxyribonukleinsäure, aus verschiedenen Geweben stammt. „Die Justiz soll sich bei einer möglichen Verurteilung auf viele Methoden parallel stützen können“, so Forensiker Walther Parson.

Findet die Polizei an einem Tatort DNA-Spuren, die zur Klärung eines Falls beitragen können, gehen diese in Österreich an die Gerichtsmedizinischen Institute der Med-Unis. Dort werden für die Analyse mehrere sich wiederholende DNA-Abschnitte verwendet. Sie bilden für jeden Menschen ein charakteristisches, am Computer als Zahlencode darstellbares Muster. „Diese Profile variieren stark in der Bevölkerung“, sagt Parson.

100-prozentige Sicherheit könne es aber nicht geben. Dazu müsse man die Fingerabdrücke aller Menschen kennen. Die Wissenschaftler bestimmen daher mit statistischen Verfahren Wahrscheinlichkeiten, die durch die große Vielfalt aber sehr hoch sind: Ein durchschnittliches DNA-Profil findet man im Schnitt erst unter einer Milliarde Menschen zufällig wieder. Genetische Fingerabdrücke von Verwandten ähneln sich, daher nutzt man DNA-Analysen auch für Vaterschaftstests.

Die Forscher entwickeln die Methoden immer weiter. Benötigte man früher für eine Untersuchung noch einen Blutfleck in sichtbarer Größe, reichen heute auch mit dem freien Auge nicht erkennbare Spuren. Parson und sein Team arbeiten an völlig neuen Techniken: Mit der sogenannten Hochdurchsatzsequenzierung soll auch stark beschädigte DNA analysierbar werden. So will man etwa auch helfen, den Fall der 2014 getöteten mexikanischen Studenten zu lösen.

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("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.07.2015)

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