Südburgenland III. Streuobstwiesen gehören zum Landschaftbild. Doch sie werden weniger.
Vielleicht fällt es nicht so stark ins Auge, aber wenn eines (noch) die hügelige Landschaft im Südburgenland prägt, dann sind es die Obstbäume. Oder besser gesagt die Streuobstwiesen – die „Kombination von hochstämmigen Obstbäumen und Grünland, wobei beides extensiv genützt wird“, wie Brigitte Gerger, Landschaftsökologin und -planerin sowie Geschäftsführerin des Vereins Wieseninitiative erklärt.
Seit Jahrhunderten sorgen die Obstbäume rund um die Bauernhöfe, an den Dorfrändern und entlang der Landstraßen für Diversität, doch die Vielfalt nimmt seit Jahrzehnten ab: Das fruchtbare Nebeneinander von alten Apfel-, Birnen- und Zwetschkensorten, von Mispeln, Quitten und Kirschen ist oft zugunsten eines monokulturellen und intensiven Obstbaus verschwunden oder zu Brache geworden, wenn nicht der Verbauung gewichen. Es müssten mittlerweile auch regelmäßig neue Bäume ausgepflanzt werden, um den Stand, der zunehmend vergreist, zu halten und zu zu verbessern – die Lebensdauer eines Obstbaums beträgt zwischen 70 und 80 Jahren, viele sind nun am Ende ihrer Ertragskurve angekommen.
Umgekehrt tut sich im Südburgenland auch einiges, um diesen jahrhundertlang gehegten Schatz zu erhalten – im 18. Jahrhundert erlebte der Obstbau im Burgenland eine Bochblüte, wie man in dem Buch „Rund um den Apfel“ von Brigitte Gerger und Christian Holler erfahren kann.
Maschanzker kosten
Es geht schließlich nicht nur darum, das Landschaftsbild zu erhalten, sondern auch einen ökologischen Lebensraum. Und die Flächen im traditionellen Sinn gut zu nutzen. Das geschieht unter dem Titel Streuobstwiese. Einige bäuerliche Erzeuger und Besitzer von alten Streuobstwiesen stellen aus dem Obst feine Produkte her und vermarkten sie unter dem Streuobstwiesn-Label: Chutneys, Essige, Marmeladen, Brände, die zunehmend in die regionale Gastronomie einfließen. Im Webshop und bei ausgewählten Adresse bekommt man etwa Apfelmost aus Maschanzker, Fruchtaufstrichen aus Herzkirschen oder Birnenessig oder Weichselbrand. Auch Gerger produziert in Neudauberg einiges.
Idealerweise kann man tiefer in die Materie vordringen, indem man bei einer der kundigen Streuobswiesen-Genusstouren vor Ort die Bäume und Betriebe besichtigt und die Obsterzeugnisse auch verkostet. Eine Tour führt in der Gegend von Aschau oder Pinkafeld über Bad Tatzmannsdorf bis Dürnbach. Die andere, weiter südliche von Neudauberg bis Sulz.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.08.2015)