Was die US-Presse über die EU-Flüchtlingskrise schreibt

"So sieht die Welt eben aus, wenn der Westen seine Verantwortung aufgibt, die Weltordnung aufrechtzuerhalten", schreibt etwa das "Wall Street Journal".

Auch in den USA ist die europäische Flüchtlingsproblematik Thema. Die herzliche Aufnahme der Flüchtlinge in Deutschland wird zwar gelobt, doch stellen die Kommentatoren der großen US-Zeitungen auch die Frage, wie es weitergehen soll? Mit Menschlichkeit sei es nicht getan. Das Problem in den Griff zu bekommen sei auch eine Frage der Sicherheit.

Eleni Kounalakis, "New York Times"

In einem Kommentar in der "New York Times" kritisiert die ehemalige US-Botschafterin in Budapest, Eleni Kounalakis, die "fremdenfeindliche" Reaktion Ungarns auf die ankommenden Flüchtlinge. "Wenn der Umgang mit Europas Flüchtlingskrise auf die Art, wie (der ungarische Regierungschef Viktor) Orban damit umgeht, begrenzt wäre, wäre dies Grund genug zur Sorge. Weitaus besorgniserregender ist die Möglichkeit, dass seine politischen Ansichten anderswo in Europa an Gewicht gewinnen könnten."

Anne Applebaum, "Washington Post"

Kolumnistin Anne Applebaum spricht in der "Washington Post" von einer "vielschichtigen Heuchelei": Wenn jene ehrlich wären, die die "mutige Haltung" von (der deutschen Bundeskanzlerin Angela) Merkel loben (weitere Flüchtlinge aufzunehmen), dann müssten sie zugeben, dass auch sie keine längerfristigen Lösungen anbietet. Auch wenn Europa ein paar Hunderttausend weitere Menschen aufnimmt und diese auf verschiedene Länder verteilt, so wie es sich auch gehört, wird das weitere (Flüchtlinge) nicht davon abhalten, sich auf den Weg zu machen. In Wahrheit gehe es letztlich um eine "Sicherheitskrise", resümiert Applebaum. "Seit Jahren haben Europäer die Einstellung gepflegt, dass die Kriege in Syrien und Libyen sie nichts angehen."

"Wall Street Journal"

Auch das "Wall Street Journal" sieht in einem Kommentar diesen Zusammenhang: "Es ist einfach, zu mehr Menschlichkeit aufzurufen. Doch es ist wichtig zu verstehen, wie Europa - und die USA - in diese Situation gerieten. So sieht die Welt eben aus, wenn der Westen seine Verantwortung aufgibt, die Weltordnung aufrechtzuerhalten."

"Die Flüchtlinge fliehen vor Horrorszenarien in Nordafrika und dem Nahen Osten, aber besonders vor dem Bürgerkrieg in Syrien, der ins fünfte Jahr geht. Da er einem Rückzug aus der Region verpflichtet ist, hat US-Präsident (Barack) Obama entschieden, fast gar nichts zu tun. Europa, das eine längere Geschichte mit der Region hat als Amerika und näher dran ist, entschied, das entstandene Vakuum nicht zu füllen. Das Ergebnis ist die größte menschliche Katastrophe des 21. Jahrhunderts."

(APA/dpa)

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