Ausländische Studenten: Bleiben oder gehen?

ARCHIV - Studenten sitzen am 10. Juli 2008 in einem Hoersaal der Humboldt-Universitaet in Berlin. Die
ARCHIV - Studenten sitzen am 10. Juli 2008 in einem Hoersaal der Humboldt-Universitaet in Berlin. DieAP (Franka Bruns)
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21 Prozent der Stundenten hierzulande kommen aus dem Ausland. Wie viele der hoch qualifizierte Migranten dann auch hier bleiben, wird kaum erforscht. Dabei wächst ihre Zahl rasant.

Über die Mehrheit der Auslandsstudenten weiß man hierzulande nur wenig: An der Uni Wien sind neun Zehntel der ausländischen Hörer auf eigene Faust zum Studium nach Österreich gekommen, sie scheinen nicht in der Förderstatistik auf. "Sie werden nur gut verwaltet. Aber was sie für das Land bedeuten, wird wenig berücksichtigt", sagte Walter Matznetter vom Institut für Geographie und Regionalforschung. Dabei wäre dies nicht nur hochschulpolitisch, sondern auch arbeitsmarktpolitisch wichtig. Über Mobilität und Migration von Europas Studenten diskutieren internationale Experten am Donnerstag und Freitag (4.-5.6.) beim Workshop "International Student Mobility and Migration in Europe" an der Uni Wien.

An der größten Alma Mater des Landes gab es im Vorjahr 16.418 ausländische Studierende, ihr Anteil an der Gesamtheit beträgt rund 21 Prozent. Jeder Dritte stammt dabei aus Deutschland. "Was so viele deutsche Studierende für den Arbeitsmarkt hier bedeuten", sei sehr wichtig zu untersuchen, so Matznetter. "Die Befürchtung, dass hier ausgebildet wird, und dann gehen alle wieder zurück, ist weit überzogen", sagte der Experte. Ein großer Prozentsatz der deutschen Studierenden werde "qualifiziert und mit den Besonderheiten des Landes vertraut" auf den österreichischen Arbeitsmarkt kommen.

Zahl der ausländischen Studenten wächst rasant

Doch ausländische Studierende "sind bisher ein Stiefkind der Migrationsforschung", so der Forscher, dabei nehme ihre Zahl stark zu. Die Zahl ausländischer Studierender an der Uni Wien wuchs - getragen von den Deutschen - in den vergangenen Jahren bis zu 17 Prozent pro Jahr. Hier liege ein gesellschaftliches Phänomen mit einer "außerordentlichen Dynamik" vor - nicht nur in Österreich.

Studentische Mobilität als Migrationsform wird schon viel länger im angloamerikanischen Raum erforscht, meinte die Kulturwirtin Nina Wolfeil, die gemeinsam mit Matznetter den Workshop initiiert hat. Es würden in dieser Region zudem auch schon gezielte Politiken entwickelt, um ausländische Studierende im Land zu halten. So etwa in Australien, wo man versucht, ausländische Studierende als hoch qualifizierte Migranten für den Arbeitsmarkt zu gewinnen.

Bleiben Absolventen im Land?

Auch in Europa würde sich einiges tun, etwa mit der geplanten "Blue Card" für die Zuwanderung qualifizierter Arbeitskräfte. Aber man sei "noch nicht so weit, dass man erforscht, wie viele Studierende nach ihrem Auslandsstudium wirklich im Land bleiben und auf den Arbeitsmarkt gehen", so die Doktorandin. Hier erhebe nur Großbritannien, "wo sich etwa Graduierte sechs Monate nach ihrem Abschluss aufhalten".

Seit 2003 hat Matznetter Hintergründe für Migration unter Studierenden über Interviews mit Betroffenen untersucht. Dabei zeigten sich verschiedene Migrationstypen. Einen "neuen und wachsenden" Typ stellen dabei etwa jene dar, "die auf eigene Faust im Ausland ein Studium beginnen". "Sie gibt es zu Tausenden in den Reformländern", so der Forscher: "Wenn sie es sich leisten können, ist die Verlockung groß, in den angelsächsischen Raum zu gehen, weil ein dortiges Studium eine größere Arbeitsmarktgängigkeit aufweist."

Nachdem nach europäischem Recht EU-Ausländer genauso wie Inländer behandelt werden müssen, zahlen die Studierenden aus den neuen Mitgliedstaaten seit dem Beitritt 2004 auch keine höheren Studiengebühren mehr. So zeigt auch die Statistik, dass es Studierende aus der östlichen EU seither nach Großbritannien zieht. In Deutschland, aber auch in Österreich sind die Zahlen für einige Nationalitätengruppen hingegen rückläufig, so Wolfeil. Damit im Zusammenhang steht auch die Einführung der Studiengebühren. "Das hat sofort zu einem Einbruch bei den CEE-Studierenden geführt, das ist jetzt wenig dynamisch", so Matznetter. Was man Wolfeil zufolge klar feststellen kann: Politische Maßnahmen wie Studiengebühren oder Zulassungsbeschränkungen "haben einen enormen Einfluss auf Migrationsströme."

(APA)

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