Andreas Groll
Wiens Fotopionier im Wien Museum
Ab 1842 begann der Wiener Andreas Groll, Bilder seiner Heimatstadt und anderern Städte in Österreich-Ungarn zu machen. Der Fotograf dokumentierte dabei etwa den Bau der Oper. Eine besondere Schwäche hatte Groll für Bahnhöfe.
![Mit 150 Kilo Ausrüstung quer durch die Monarchie: Das Wien Museum zeigt ab 21. Oktober einen Einblick in das Schaffen eines Pioniers der Fotografie, Andreas Groll. Foto: Andreas Groll um 1853](https://img.diepresse.com/public/incoming/mwnj3m-Andreas_Groll_Pressefoto_08-1_144534336265064.jpg/alternates/FREE_1200/Andreas_Groll_Pressefoto_08-1_144534336265064.jpg)
Mit 150 Kilo Ausrüstung quer durch die Monarchie: Das Wien Museum zeigt ab 21. Oktober einen Einblick in das Schaffen eines Pioniers der Fotografie, Andreas Groll. Foto: Andreas Groll um 1853
(c) Unbekannter Fotograf/Institut für Kunstgeschichte der Akademie der Wissenschaften Prag
![Rund 200 Originale aus der Mitte des 19. Jahrhunderts sind in der ersten von Neo-Direktor Matti Bunzl verantworteten Schau zu sehen - darunter mehrere Aufnahmen des Stephansdoms. Andreas Groll: Baustelle auf dem Südturm von St. Stephan, 1865](https://img.diepresse.com/public/incoming/la90oc-Andreas_Groll_Pressefoto_05-1_144534336049570.jpg/alternates/FREE_1200/Andreas_Groll_Pressefoto_05-1_144534336049570.jpg)
Rund 200 Originale aus der Mitte des 19. Jahrhunderts sind in der ersten von Neo-Direktor Matti Bunzl verantworteten Schau zu sehen - darunter mehrere Aufnahmen des Stephansdoms. Andreas Groll: Baustelle auf dem Südturm von St. Stephan, 1865
(c) Andreas Groll/Bundesdenkmalamt
![Die Ausstellung, die bis zum 10. Jänner 2016 im ersten Stock des Hauses am Karlsplatz läuft, trägt den Untertitel "Wiens erster moderner Fotograf". Andreas Groll: Opernring: Bau der Oper, von der Opernkreuzung aus gesehen, 1865](https://img.diepresse.com/public/incoming/v6pyfh-Andreas_Groll_Pressefoto_01-1_1445343357681909.jpg/alternates/FREE_1200/Andreas_Groll_Pressefoto_01-1_1445343357681909.jpg)
Die Ausstellung, die bis zum 10. Jänner 2016 im ersten Stock des Hauses am Karlsplatz läuft, trägt den Untertitel "Wiens erster moderner Fotograf". Andreas Groll: Opernring: Bau der Oper, von der Opernkreuzung aus gesehen, 1865
(c) Andreas Groll/Wien Museum
![Modern war Groll insofern, als er sich als selbstständiger Fotograf nicht - wie seine frühen Berufskollegen - auf vor Atelierkulissen gefertigte Porträts spezialisierte, sondern sich an Originalschauplätzen einem breiten Themenspektrum widmete, erklärte Kuratorin Monika Faber Andreas Groll: Wiener Westbahnhof, Abfahrtshalle, 1859 (Ausschnitt)](https://img.diepresse.com/public/incoming/u3uq5s-Andreas_Groll_Pressefoto_02-1_1445343358294239.jpg/alternates/FREE_1200/Andreas_Groll_Pressefoto_02-1_1445343358294239.jpg)
Modern war Groll insofern, als er sich als selbstständiger Fotograf nicht - wie seine frühen Berufskollegen - auf vor Atelierkulissen gefertigte Porträts spezialisierte, sondern sich an Originalschauplätzen einem breiten Themenspektrum widmete, erklärte Kuratorin Monika Faber Andreas Groll: Wiener Westbahnhof, Abfahrtshalle, 1859 (Ausschnitt)
(c) Andreas Groll/Wien Museum
![Geboren wurde Groll 1812 in Wien und in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen, verdingte er sich vorerst als Diener eines Arztes. Dieser dürfte sich für die Daguerrotypie interessiert und seinem Untergebenen erlaubt haben, ab 1842 erste Bilder zu machen - nur drei Jahre nach der Erfindung dieser fotografischen Urform. Andreas Groll: Karlsbrücke Prag, 1855/56](https://img.diepresse.com/public/incoming/4esxv2-Andreas_Groll_Pressefoto_03-1_1445343359081186.jpg/alternates/FREE_1200/Andreas_Groll_Pressefoto_03-1_1445343359081186.jpg)
Geboren wurde Groll 1812 in Wien und in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen, verdingte er sich vorerst als Diener eines Arztes. Dieser dürfte sich für die Daguerrotypie interessiert und seinem Untergebenen erlaubt haben, ab 1842 erste Bilder zu machen - nur drei Jahre nach der Erfindung dieser fotografischen Urform. Andreas Groll: Karlsbrücke Prag, 1855/56
(c) Andreas Groll/Akademie der Wissenschaften in Prag
![Einige Jahre später wechselte er als schwer arbeitender Hausknecht an das Polytechnische Institut, durfte dabei an Vorlesungen teilnehmen und sich so Physik- und Chemiekenntnisse aneignen - damals äußerst wichtig für das komplizierte Herstellungsverfahren von Fotos. Andreas Groll: Maria am Gestade, um 1855](https://img.diepresse.com/public/incoming/baw9s0-Andreas_Groll_Pressefoto_04-1_1445343359799913.jpg/alternates/FREE_1200/Andreas_Groll_Pressefoto_04-1_1445343359799913.jpg)
Einige Jahre später wechselte er als schwer arbeitender Hausknecht an das Polytechnische Institut, durfte dabei an Vorlesungen teilnehmen und sich so Physik- und Chemiekenntnisse aneignen - damals äußerst wichtig für das komplizierte Herstellungsverfahren von Fotos. Andreas Groll: Maria am Gestade, um 1855
(c) Andreas Groll/Wien Museum
![1853 wagte er schließlich den Sprung in die Selbstständigkeit und erfand gewissermaßen durch die Auftragsfotografie an authentischen Orten ein völlig neues Geschäftsfeld. Architekten, Denkmalpfleger und Kunstforscher schickten Groll in nahe und fernere Gebiete der Monarchie, um etwa Details von stilprägenden Gebäuden oder kunsthistorisch interessantes Dekor abzulichten. Andreas Groll: Villa Hochstätter in Erdberg, nach 1866](https://img.diepresse.com/public/incoming/xe03rz-Andreas_Groll_Pressefoto_06-1_1445343361233932.jpg/alternates/FREE_1200/Andreas_Groll_Pressefoto_06-1_1445343361233932.jpg)
1853 wagte er schließlich den Sprung in die Selbstständigkeit und erfand gewissermaßen durch die Auftragsfotografie an authentischen Orten ein völlig neues Geschäftsfeld. Architekten, Denkmalpfleger und Kunstforscher schickten Groll in nahe und fernere Gebiete der Monarchie, um etwa Details von stilprägenden Gebäuden oder kunsthistorisch interessantes Dekor abzulichten. Andreas Groll: Villa Hochstätter in Erdberg, nach 1866
(c) Andreas Groll/Akademie der Wissenschaften in Prag
![Gleichzeitig interessierte sich Groll für die Kathedralen der Moderne und hielt Bahnhöfe fest. In der zweiten Hälfte der 1850er-Jahre wurde er zudem von den k.u.k.-Staatsbahnen engagiert, im Vorfeld der Weltausstellung 1862 in London ins Banat zu reisen, wo er die dortigen Industrieanlagen der Bahn fotografieren und somit die Technikkompetenz des Unternehmens dokumentieren sollte. Andreas Groll: Industrieanlage in Reschitza, um 1860](https://img.diepresse.com/public/incoming/6ub8y-Andreas_Groll_Pressefoto_07-1_144534336192433.jpg/alternates/FREE_1200/Andreas_Groll_Pressefoto_07-1_144534336192433.jpg)
Gleichzeitig interessierte sich Groll für die Kathedralen der Moderne und hielt Bahnhöfe fest. In der zweiten Hälfte der 1850er-Jahre wurde er zudem von den k.u.k.-Staatsbahnen engagiert, im Vorfeld der Weltausstellung 1862 in London ins Banat zu reisen, wo er die dortigen Industrieanlagen der Bahn fotografieren und somit die Technikkompetenz des Unternehmens dokumentieren sollte. Andreas Groll: Industrieanlage in Reschitza, um 1860
(c) Andreas Groll/Technisches Museum
!["Auf den Aufnahmen finden sich immer wieder Fehler", sagte Kuratorin Faber vom Photoinstitut Bonartes, das die Schau in Kooperation mit dem Wien Museum sowie dem Technischen Museum auf die Beine gestellt hat: "Es gab ungeheure technische Schwierigkeiten zu überwinden." So musste Groll sperrige Gerätschaften wie eine riesige Kamera und eine mobile Dunkelkammer - alles in allem bis zu 150 Kilo schwer - stets mit sich herumschleppen. Andreas Groll: Prag: Altstädter Ring, Rathaus, Aposteluhr, 1864](https://img.diepresse.com/public/incoming/ytn05q-_HMW_157194_00065_1445351973448339.jpg/alternates/FREE_1200/_HMW_157194_00065_1445351973448339.jpg)
"Auf den Aufnahmen finden sich immer wieder Fehler", sagte Kuratorin Faber vom Photoinstitut Bonartes, das die Schau in Kooperation mit dem Wien Museum sowie dem Technischen Museum auf die Beine gestellt hat: "Es gab ungeheure technische Schwierigkeiten zu überwinden." So musste Groll sperrige Gerätschaften wie eine riesige Kamera und eine mobile Dunkelkammer - alles in allem bis zu 150 Kilo schwer - stets mit sich herumschleppen. Andreas Groll: Prag: Altstädter Ring, Rathaus, Aposteluhr, 1864
(c) Wien Museum
![Außerdem mussten die Bilder sofort entwickelt werden, wobei Wind, Hitze oder Kälte das technische Verfahren stören und somit sichtbare Schäden auf den Aufnahmen hinterlassen konnten. Um einen Eindruck vom großen Aufwand zu bekommen, werden Teile damaliger Fotoausrüstungen gezeigt. Andreas Groll: Schloss Schallaburg, um 1860](https://img.diepresse.com/public/incoming/42fn2g-_HMW_157186_00019_1445351971766561.jpg/alternates/FREE_1200/_HMW_157186_00019_1445351971766561.jpg)
Außerdem mussten die Bilder sofort entwickelt werden, wobei Wind, Hitze oder Kälte das technische Verfahren stören und somit sichtbare Schäden auf den Aufnahmen hinterlassen konnten. Um einen Eindruck vom großen Aufwand zu bekommen, werden Teile damaliger Fotoausrüstungen gezeigt. Andreas Groll: Schloss Schallaburg, um 1860
(c) Wien Museum
![Ab den 1860er-Jahren verbesserte sich die Technik, wobei der Fotopionier Groll mit den Innovationen nicht Schritt halten konnte. Deshalb wurde er zunehmend von der Konkurrenz verdrängt. Auch seine Veduten - eine Art Vorform touristischer Postkarten - aus Prag, Pilsen oder Salzburg sowie sein Werkkatalog, der auch Bilder von mittelalterlichen Möbeln, Schnitzwerken oder Bauwerksmodelle umfasste, konnten den wirtschaftlichen Niedergang nicht aufhalten. Groll starb 1871. AUSSTELLUNG: "Andreas Groll. Wiens erster moderner Fotograf", im Wien Museum, bis 10. Jänner Andreas Groll: Prag: Altstädter Ring, Kanzlei des Prager Dombauvereins, Rathaus, 1864](https://img.diepresse.com/public/incoming/7xd9g7-_HMW_157194_000067_1445351972805484.jpg/alternates/FREE_1200/_HMW_157194_000067_1445351972805484.jpg)
Ab den 1860er-Jahren verbesserte sich die Technik, wobei der Fotopionier Groll mit den Innovationen nicht Schritt halten konnte. Deshalb wurde er zunehmend von der Konkurrenz verdrängt. Auch seine Veduten - eine Art Vorform touristischer Postkarten - aus Prag, Pilsen oder Salzburg sowie sein Werkkatalog, der auch Bilder von mittelalterlichen Möbeln, Schnitzwerken oder Bauwerksmodelle umfasste, konnten den wirtschaftlichen Niedergang nicht aufhalten. Groll starb 1871. AUSSTELLUNG: "Andreas Groll. Wiens erster moderner Fotograf", im Wien Museum, bis 10. Jänner Andreas Groll: Prag: Altstädter Ring, Kanzlei des Prager Dombauvereins, Rathaus, 1864
(c) Wien Museum