Die Zinsen dürften noch lang niedrig bleiben.
Frankfurt. Am Donnerstag hatte Mario Draghi, der Chef der Europäischen Zentralbank, klargemacht, dass die EZB angesichts der niedrigen Inflation möglicherweise ihre Geldschleusen noch weiter öffnen wird. Im Dezember will Draghi die Situation überprüfen und dazu eine Entscheidung treffen.
Nach der Prognose der von der EZB befragten Experten sieht es ganz so aus, als ob Draghi tatsächlich das schon bestehende, monatlich 60Milliarden Euro schwere Anleihenankaufprogramm ausweiten dürfte. Und auch die Zinsen dürften in Europa noch länger auf dem Rekordtief verharren.
Denn die Experten haben wegen des anhaltend niedrigen Ölpreises ihre Inflationsprognosen für dieses und die nächsten Jahre gesenkt. Erst 2020 wird sich demnach die Teuerungsrate in der Eurozone mit 1,9 Prozent wieder der Zielmarke der Notenbank von knapp zwei Prozent annähern, geht aus der am Freitag veröffentlichten Umfrage unter professionellen Beobachtern der EZB hervor. Für heuer senkten sie die Schätzung auf 0,1 Prozent. Im Juli ging man von plus 0,2 Prozent aus.
Für 2016 und 2017 rechnen die Experten zwar mit einer etwas stärkeren Preisentwicklung, angetrieben von einem moderaten Wirtschaftswachstum und einer konjunkturunterstützenden Geldpolitik. Dennoch schraubten sie ihre Prognosen auf 1,0 (zuvor: 1,3) und 1,5 (1,6) Prozent herunter. Dazu erwarten sie für 2016 ein Wirtschaftswachstum von 1,7 (1,8) und für 2017 eines von 1,8 (1,8) Prozent. Heuer rechnen sie mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts um 1,5 (1,4) Prozent. (Reuters)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.10.2015)