Anleihenkäufe wurden forciert. Eine Verschärfung bei Strafzinsen könnte folgen.
Frankfurt/Brüssel. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat das Tempo ihrer umstrittenen Anleihenkäufe erhöht. In der Woche bis zum 6. November nahmen die Währungshüter Staatsanleihen im Wert von 12,93 Milliarden Euro in ihre Bücher, wie die Notenbank mitteilte. In der Woche davor waren es 10,57 Milliarden gewesen. Die EZB und die nationalen Zentralbanken der Euroländer kauften damit seit Beginn des Programms im März Staatsbonds im Volumen von 406,57 Milliarden Euro. Die Käufe sollen bis September 2016 laufen und inklusive Pfandbriefe und Hypothekenpapiere einen Umfang von 1,14 Billionen Euro erreichen.
Mit den Käufen will die EZB dafür sorgen, dass Anleiheninvestments für Banken weniger lukrativ werden. Diese sollen mehr Kredite an Unternehmen und Haushalte vergeben, um Konjunktur und Inflation anzukurbeln. Die Auswirkungen auf die Teuerung waren bisher jedoch gering.
Verschärfung bei Strafzinsen?
Die Kreditvergabe attraktiver machen sollen auch die Strafzinsen, die Geldhäuser zahlen müssen, wenn sie überschüssige Gelder über Nacht bei der EZB parken. Nach Ansicht von vier EZB-Ratsmitgliedern, die ungenannt bleiben wollen, könnte es hier im Dezember zu einer Verschärfung kommen. Beim sogenannten Einlagensatz gebe es noch erheblichen Spielraum, sagten die Notenbanker.
Seit September 2014 liegt dieser Satz auf dem Rekordtief von minus 0,2 Prozent, bisher galt das als Untergrenze. Inzwischen sind die Währungshüter aber von dieser Einschätzung abgerückt. Es gebe keine Zweifel, dass die EZB Anfang Dezember handeln werde, da die Inflation im Währungsraum immer noch an der Nulllinie verharrt, sagten zwei der Ratsmitglieder. Einem dritten zufolge wäre eine Senkung des Einlagenzinses der am wenigsten umstrittene geldpolitische Schritt. Er würde Banken Anreiz geben, mehr Kredite an Firmen und Haushalte zu vergeben. Zudem könne er den Euro-Wechselkurs drücken, wenn in der Folge Investoren auf der Suche nach mehr Rendite zusätzliches Geld außerhalb des Euroraums anlegten. Importe würden dann teurer – die Inflation dürfte zunehmen. (APA/Reuters)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.11.2015)