In der Diskussion um einen möglichen Tausch von Unternehmensteilen zwischen OMV und Gazprom präzisiert der heimische Energiekonzern: Das Gasnetz soll nicht an die Russen gehen.
Wien. Neu ist das Thema nicht – vor zehn Jahren wurde über eine Annäherung von OMV und Verbund nachgedacht. Damals ging es freilich um die Totalfusion der heimischen Energieriesen, die letztlich an den Reverstaatlichungsversuchen der Landeshauptleute scheiterte. Später machte ein wie immer gearteter Zusammenschluss in den Diskussionen um eine ÖIAG neu die Runde – der Verbund sollte in die Staatsholding übersiedeln, wozu die OMV schon ressortiert. Jetzt schlägt das Thema erneut Wellen – ausgelöst von den Überlegungen der OMV zu einer wie immer geartete Kooperation mit der russischen Gazprom.
Im Mittelpunkt der Überlegungen steht jetzt die OMV-Tochter Gas Connect. Sie soll definitiv nicht an die Gazprom verkauft werden – schon gar nicht zur Gänze und auch nicht mit 49 Prozent, dementiert OMV-Sprecher Johannes Vetter entsprechende Spekulationen. OMV-Chef Rainer Seele will aber Anteile an der Gas Connect abgeben, wie er jüngst im „Profil“-Interview betonte. Dabei habe er internationale Kapitalgeber im Auge, präzisiert Vetter. Der Zeitpunkt sei angesichts der niedrigen Zinsen „extrem interessant“, weil Fonds nach Investmöglichkeiten suchten.
Ob die OMV im Zuge der Neuausrichtung der Eigentümerstruktur der Gas Connect auch das Szenario einer Annäherung der Gas Connect an die Verbund-Tochter Austrian Power Grid (APG) prüft, wollte Vetter aber ebenso wenig wie Verbund-Sprecherin Ingun Metelko kommentieren. Das sei Eigentümersache, hieß es unisono.
Leitungen unter einem Dach
Der einstige Böhler-Uddeholm-Boss und nunmehrige Notenbank-Präsident, Claus Raidl, hat im Zuge der Aufregung um einen möglichen Verkauf von OMV-Assets an die Russen eine Leitungsholding vorgeschlagen, unter deren Dach die Gas Connect und die APG angesiedelt werden sollen („Die Presse“ berichtete exklusiv). Als Eigentümer der Holding stellt sich Raidl neben OMV und Verbund auch private Geldgeber vor.
Branchen-Insider erachten ein Zusammenrücken der Gas- und der Stromleitungsgesellschaft für durchaus sinnvoll. Die Geschäftsmodelle ähnelten sich: Beide Firmen würden ein stark vom Regulator bestimmtes Geschäft betreiben und hätten quasi ein Monopol. Die Gas Connect betreibt das rund 900 Kilometer lange Erdgashochdruckleitungsnetz, die APG wiederum ist für knapp 7000 Kilometer Stromleitungen und 12.000 Masten zuständig.
SPÖ-Industriesprecher Rainer Wimmer legte indes bei der Kritik an den OMV-Plänen mit der Gazprom noch nach: Wimmer sieht durch die Gazprom die Versorgungssicherheit Österreichs gefährdet.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.12.2015)