Seit Oktober sind keine Hilfslieferungen mehr in der umkämpften Stadt Madaya angekommen. Die Bewohner müssen Gras, Blätter und Blumen essen, um zu überleben.
Mehr als 170 Tage schon ist die syrische Stadt Madaya von Regimetruppen und der libanesischen Schiitenmiliz Hisbollah belagert, berichtet die "Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte". Die letzte Hilfslieferung habe die Stadt im Westen des Bürgerkriegslandes im Oktober erreicht, sagte eine Sprecherin des Welternährungsprogramms (WFP). 40.000 Menschen - darunter die Hälfte Zivilisten - lebten zurzeit in der Stadt.
Ein dort ansässiger Arzt berichtete, die Menschen dort würden Gras, Blätter und Wasser mit Gewürzen zu sich nehmen, um ihren Hunger notdürftig zu stillen. In dem mehrere dutzend Kilometer von der Hauptstadt Damascus entfernten Ort werde Reis in Gramm-Einheiten verkauft, da ein Kilogramm rund 230 Euro koste. Zudem hätten die Bewohner vor einigen Tagen aus Verzweiflung begonnen, Katzen und Hunde zu schlachten.
Kinder suchen in Minenfelder nach Essen
Die Angaben des Arztes konnten zunächst nicht unabhängig überprüft werden. Jedoch berichteten auch lokale Medien von den schrecklichen Zuständen in der Stadt. Die Webseite des TV-Kanals Al-Jazeera meldete, alleine im Dezember seien in der Stadt 31 Menschen verhungert. Zunächst nicht zu verifizierende Fotos aus der Stadt zeigten völlig abgemagerte und leblose Körper.
"Die Leute sterben in slow motion", sagte ein lokaler Sozialarbeiter dem "Guardian". "Wir hatten einige Topfpflanzen zuhause. Gestern haben wir die Blütenblätter gegessen. Sie waren bitter, grausig." Er habe Menschen vor Hunger sterben sehen. Auch viele Kinder seien vor dem Verhungern. Die, die noch genug Kraft hätten, würden anstatt zur Schule zu gehen ihr Leben riskieren, um Pflanzen in den Minenfelder am Rande der Stadt zu suchen. Einige hätten dabei Gliedmaßen verloren.
(APA/dpa/red.)