Sean Penn interviewte Drogenboss "El Chapo"

Der Mexikaner bei seiner Verhaftung.
Der Mexikaner bei seiner Verhaftung.APA/AFP/ALFREDO ESTRELLA
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Der US-Schauspieler traf den Chef des Sinaloa-Kartells während seiner Flucht. Damit dürfte er Ermittler auf die Spur von Joaquín Guzmán gebracht haben.

Schon sein Ausbruch aus dem mexikanischen Hochsicherheitsgefängnis El Altiplano im Juli 2015 hatte weltweit für Aufsehen gesorgt. Einmal mehr gerät der mexikanische Drogenboss Joaquín "El Chapo" Guzmán nun in die Schlagzeilen. Am Freitag hatten mexikanische Behörden den "Kurzen" nach sechsmonatiger Jagd in der westmexikanischen Stadt Los Mochis erneut gefasst. Bei den Ermittlungen könnte US-Hollywoodstar Sean Penn eine wichtige Rolle gespielt haben. Denn Guzmán hatte dem Schauspieler während seiner Flucht ein Interview gegeben.

Das Magazin "Rolling Stone" veröffentlichte auf seiner Webseie in der Nacht zum Sonntag einen langen Erfahrungsbericht des Schauspielers. Er habe im Oktober sieben Stunden lang mit Guzmán zusammengesessen, berichtete Penn in Anschließend habe er noch Telefon- und Video-Interviews mit Guzmán geführt. Zum Beleg, dass sich die beiden Männer wirklich in Guzmans Versteck getroffen haben, veröffentlichte das Magazin ein Foto, das ihn und Penn beim Handschlag zeigt.

In dem Gastbeitrag schildert Penn die abenteuerlichen Umstände, unter denen sein Treffen mit "El Chapo" zustande gekommen sei. Guzman habe Fragen zu seinem Aufstieg vom jugendlichen Orangenverkäufer zum berüchtigten Drogenbaron beantwortet, über sein "glückliches" Leben nach der Flucht aus dem Gefängnis gesprochen und die Frage verneint, ob er ein gewalttätiger Mensch sei.

"Ob ich Streit anfange? Niemals."

"In unserer Gegend gibt es keine Jobs. Die einzige Möglichkeit, um Geld für Essen zu verdienen, ist der Anbau von Opium, Marihuana", sagt der 58-Jährige. "Ich verteidige mich nur selbst nicht mehr. Ob ich Streit anfange? Niemals." In dem Gespräch bekannte sich "El Chapo" zudem zu seinen illegalen Geschäften: „Ich vertreibe mehr Heroin, Methamphetamin, Kokain und Marihuana als irgendwer sonst auf der Welt“, sagte er zu Penn und prahlte mit seinem Reichtum. „Ich habe eine Flotte von U-Booten, Flugzeugen, Lastwagen und Booten.“

Den Kontakt zwischen Penn und "El Chapo" hatte die mexikanische Schauspielerin Kate de Castillo hergestellt. Sie spielt in der Telenovela "La Reina del Sur" (Die Königin des Südens) selbst eine Drogenhändlerin und stand wegen eines Filmprojekts über Guzmáns Leben mit dem Chef des mächtigen Sinaloa-Kartells in Kontakt.

Spuren führen nach Deutschland

Das Interview fand im Oktober an einen unbekannten Ort in Mexiko statt. Damals waren die Sicherheitskräfte "El Chapo" schon einmal dicht auf den Fersen. Im sogenannten Goldenen Dreieck zwischen den Teilstaaten Sinaloa, Durango und Chihuahua feuerten Marineinfanteristen von Hubschraubern aus auf sein Versteck in einer Ranch. Doch die Leibwächter des Kartellbosses konnten den Angriff zunächst zurückschlagen. Zwar verletzte sich Guzman bei der Flucht, die Sicherheitskräfte verloren ihn jedoch aus den Augen.

Das Treffen von Penn und Guzman könnte die Ermittler erneut auf die Spur des Drogenbosses gebracht haben. "Ich habe einen glaubwürdigen Hinweis erhalten, dass die (US-Antidrogenbehörde) DEA von unserer Reise nach Mexiko wusste", schreibt der Schauspieler in seinem Artikel.

Im Juli war dem Mexikaner eine spektakuläre Flucht aus dem Hochsicherheitsgefängnis gelungen. Seine Helfer hatten einen 1,5 Kilometer langen Tunnel mit elektrischem Licht, Luftzufuhr und einem Schienensystem bis in seine Zelle gebaut. Dafür habe er seine Ingenieure zu einer dreimonatigen Fortbildung nach Deutschland geschickt, wird in dem Bericht des "Rolling Stone" bekannt. "El Chapo" droht die Auslieferung in die USA, wo mehrere Haftbefehle gegen ihn vorliegen.

>>> Zum Bericht im "Rolling Stone".

(APA/dpa)

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