"Kranke Akte": Ärzte zerpflücken Elga

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Die Hausärzte üben auch nach dem Start der Elektronischen Gesundheitsakte Elga scharfe Kritik.

Wien. Die Elektronische Gesundheitsakte Elga könne sich an nichts erinnern, werde künstlich am Leben erhalten und trage Risken für eine ungewisse Zukunft, sie sei eine Komapatientin – so scharfe Kritik übte der Hausärzteverband am Dienstag an dem „gefährlichen Experiment“, von dem die Patienten ganz und gar nicht profitieren würden.

Denn die über die Jahre gewachsenen EDV-Systeme der Allgemeinmediziner seien sicherer, kompletter und moderner, betont Präsident Christian Euler und spricht von einer staatlich verordneten, mickrigen Rumpf-Elga, deren Kosten zur Gänze die Ärzte und nicht der Steuerzahler tragen würden. Die bisher investierten 200 Millionen Euro fehlten nun dem Gesundheitssystem.

„Elga ist bei Weitem nicht auf dem aktuellen Stand der Technik, Elga ist eine Steinzeit-Akte, die wichtige Gesundheitsdokumente wie etwa Röntgen-, Ultraschall- und Magnetresonanzbilder sowie medizinische Aufzeichnungen der Hausärzte nicht beinhaltet“, sagt Arge-Daten-Obmann Hans Zeger. Er komme sich „langsam blöd vor“, diese Fakten immer wieder öffentlich zu erwähnen, ohne nennenswerte Konsequenzen zu beobachten.

„Die Möglichkeit, aus Elga auszutreten, ist die einzig sinnvolle Funktion der Akte.“ Elga sei „eine bürokratische Kulisse, teuer und ohne medizinischen Nutzen“. Optimistisch betrachtet werde es noch 200 Jahre dauern, bis sie funktionieren werde.

Ausbau nach Testbetrieb

Nach dem Elga-Start in Spitälern und Pflegehäusern der Steiermark und Wiens am 9. Dezember bereiten seit Anfang 2016 die Häuser in Niederösterreich und Kärnten ihre Aufnahme vor. Im Herbst sollen die restlichen Länder folgen. Niedergelassene Ärzte (mit Kassenvertrag) arbeiten ab Mitte 2016 freiwillig und ab Mitte 2017 verpflichtend mit Elga. (kb)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.01.2016)

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