Auch der ehemalige EU-Abgeordnete und Parteiideologe sieht in Präsidentschaftskandidat Norbert Hofer das "freundliche Gesicht der FPÖ".
Warum sich die FPÖ für den Dritten Nationalratspräsidenten Norbert Hofer als Kandidaten für die Bundespräsidentenwahl am 24. April und damit gegen die frühere Bezirksvorsteherin der Wiener Innenstadt, Ursula Stenzel, entschieden hat, liegt für den ehemaligen EU-Abgeordneten Andreas Mölzer auf der Hand: Man traue es Hofer eher zu, die FPÖ-Sympathisanten auch tatsächlich dazu zu bringen, den blauen Kandidaten zu wählen.
Stenzel hingegen sei "kein freiheitliches Urgestein", so der einstige Parteiideologe Mölzer im Ö1-Morgenjournal vom Freitag. Außerdem sei Hofer immer die erste Wahl gewesen.
Er gilt als der nette Blaue von nebenan: Nobert Hofer (45), der als FPÖ-Kandidat für das Bundespräsidentschafts-Amt kandidiert, hat sich beharrlich und mit besonnenem Lächeln an die Parteispitze gearbeitet. Nur logisch war es deshalb, dass er den Burschenschafter Martin Graf als freiheitlichen Nationalratspräsidenten ablöste. Dennoch gilt Hofer als einer der Chefideologen in seiner Partei. APA/HANS KLAUS TECHT
Viel zu sagen bei den Freiheitlichen hat der Burgenländer Hofer schon seit längerem. Seit der Parteiübernahme durch Heinz-Christian Strache im Jahr 2005 ist der jetzt 44-Jährige einer seiner Stellvertreter. Auch für die inhaltliche Ausrichtung der Blauen ist Hofer federführend mitverantwortlich. Als Dritter Nationalratspräsident fiel Hofer lediglich durch bedachte Amtsführung auf. APA/HANS KLAUS TECHT
Hofer wurde am 2. März 1971 in Vorau geboren, er wuchs in Pinkafeld auf. Der gelernte Flugzeugtechniker - vor seiner politischen Laufbahn war Hofer Luftfahrttechniker bei Lauda Air - startete seine Karriere in der FPÖ vor 21 Jahren, als er Stadtparteiobmann in Eisenstadt wurde. 1996 stieg er dann zum Landesparteisekretär auf, ab 1997 war er Gemeinderat in Eisenstadt und ab 2000 Klubsekretär. Nach der Spaltung der FPÖ 2005 und der folgenden Übernahme der Parteiführung durch Strache holte dieser den Burgenländer als stellvertretenden Bundesparteiobmann in sein Team. Im Jahr darauf zog Hofer in den Nationalrat ein - schon damals als Behindertensprecher.
Seine Bereichsaufgabe ist dem Südburgenländer durch ein schicksalhaftes Ereignis quasi vorgegeben: Im Sommer 2003 zog sich der vierfache Vater bei einem Paragleiter-Unfall in der Steiermark schwerste Verletzungen zu. Hofer stürzte aus mehreren Metern Höhe ab und verletzte sich dabei an der Wirbelsäule schwer. Der Verunglückte wurde mit dem Notarzthubschrauber nach Graz geflogen und mehr als vier Stunden operiert. APA/HERBERT PFARRHOFER
Nach dem Unfall blieben zunächst Lähmungserscheinungen zurück, die er in einer mehrmonatige Rehabilitation überwinden konnte. Heute hat er zwar teilweise noch Schwierigkeiten beim Gehen, seine Behinderung sieht man ihm aber nicht mehr auf den ersten Blick an. Im Februar 2004 kehrte er wieder in die burgenländische Politik zurück. In sein Amt als Dritter Nationalratspräsident sollte Hofer laut Strache jedenfalls auch seine soziale Kompetenz mit einbringen.
Mitgebracht hat er vor allem Ruhe, nachdem sein Vorgänger Graf doch regelmäßig für Aufregung gesorgt hatte - etwa mit seiner Rolle in der Meschar-Privatstiftung oder durch seine Mitarbeiter, die mit Bestellungen bei rechtsradikalen Versandhäusern aufgefallen waren. Hofer bot da schon weniger Angriffsflächen. Er gilt zurückhaltend in der Diktion, wenngleich er in der Sache selbst die Linie klar mitträgt - so stellte sich der Dritte Präsident etwa gegen die Ausbezahlung von Pflegegeld an "Menschen, die sich erst seit kurzem in unserem Land aufhalten". APA/HELMUT FOHRINGER
Inhaltlich gilt Hofer jedenfalls als einer der Chefideologen der FPÖ. Die Neuerstellung des Parteiprogrammes 2011 passierte unter seiner Verantwortung. Und auch beim 2013 in vierter Auflage erschienenen "Handbuch freiheitlicher Politik" war Hofer federführend tätig. Mit Ideen zum Amt des Bundespräsidenten hielt er sich bis jetzt zurück. Hofer - er ist verheiratet und hat vier Kinder - hat seinen Hauptwohnsitz immer noch im Südburgenland. APA
Norbert Hofer: Chefideologe nimmt Kurs auf die Hofburg
Ob der 44-jährige Burgenländer auch der ideale Kandidat sei? "Ideal ist der liebe Gott", meinte Mölzer. Hofer sei aber ein Politikertypus, der inhaltlich konsequent sei und für die freiheitlichen Ideale stehe. "Zudem ist er sehr umgänglich und bürgernah." Das Diktum "Freundliches Gesicht der FPÖ" sei sicher nicht falsch.
Grüßaugust für den 1000. Jahrestag
Parteihistoriker Lothar Höbelt sprach im ORF-Radio in Bezug auf Hofer von der "klassischen Variante", die die Partei gewählt habe: "Er stellt als Kandidat kein besonderes Risiko dar." Mit Hofer könne man gut in die Wahl ziehen. Die Debatte der vergangenen Tage - zuerst hatte es so ausgesehen, als würde Stenzel zur freiheitlichen Kandidatin gekürt - sei wohl insofern intendiert gewesen, um zu zeigen, dass die FÖP keineswegs eine dünne Personaldecke habe.
Höbelt äußerte sich auch zur Bedeutung des Amtes an sich: "Es gibt ab und zu Dinge, wo der Bundespräsident etwas bewegen kann, im Großen und Ganzen ist er aber ein Grüßaugust, der zum tausendsten Jahrestag von Hinterstinkenbrunn ausrücken muss."
Zur Person
Fast zehn Jahren war Andreas Mölzer im Europäischen Parlament. Bei den Wahlen am 25. Mai 2014 wollte er als Spitzenkandidat erneut für die Freiheitlichen kandidieren. Doch seine (mehr als) umstrittenen Äußerungen wurden ihm zum Verhängnis. Am 8. April legte er seine Position als Spitzenkandidat zurück.
Norbert Hofer will nun also doch für die FPÖ vom protokollarisch vierthöchsten Amt des Staates (Dritten Nationalratspräsidenten) in das höchste klettern.
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