Karl Malden: Markenzeichen: Knollennase

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Schauspieler Karl Malden war schon berühmt, bevor er unser aller Inspektor Mike Stone aus "Die Straßen von San Francisco" wurde.

„Glück muss man haben“, so Karl Malden lakonisch im Interview. Er hatte es. Der Sohn tschechisch-serbischer Einwanderer, der Lehrer werden sollte, verfügte über Humor und Selbstironie. Er erlebte Hollywoods legendäre Zeit und wurde selbst zur Legende – dank des Fernsehens. Große Filmerfolge hat Malden Elia Kazan zu verdanken. In „Endstation Sehnsucht“ mit Marlon Brando (1951) spielte er den jungen Mitch, der die alternde Blanche (Vivien Leigh) verehrt. Er bekam den Oscar für die beste Nebenrolle. 1956 war Malden in Kazans „Baby Doll“ zu sehen. Insgesamt drehte er über 40 Filme, darunter „Der Gefangene von Alcatraz“ oder „Das Milliarden Dollar Gehirn“. Er war einer der profiliertesten Nebendarsteller Hollywoods.

Im Duett mit Michael Douglas

In den Siebzigern wurde er auch im deutschsprachigen Raum bekannt, dank der, gemessen an heutiger Brutalität, harmlosen TV-Krimiserie „Die Straßen von San Francisco“. Trotz 68er-Revolte und Blumenkinder war San Francisco damals für die meisten so weit weg wie Hollywood und Disneyland. An der Seite des kaltblütigen, doch menschlichen Mike Stone (Malden) profilierte sich ein junger, blasser Mensch, den manche als Sohn von Kirk Douglas kannten. Mit der Serie legte Michael Douglas den Grundstein für seine Karriere. Steve Keller sollte Douglas junior heißen. Doch weil in Deutschland Kommissar Keller (Erik Ode) amtierte – dem Derrick (Horst Tappert) folgte – wurde der artige Leutnant mit Föhnwelle in Steve Heller umbenannt.

Den Interviews mit Malden nach zu schließen, kam ihm der Mike Stone in den „Straßen von San Francisco“ charakterlich nahe, nur dass Malden kein Witwer war. Mit der Mutter seiner zwei Kinder führte er ab 1938 eine der längsten Ehen Hollywoods. In der Krimiserie, die für drei Golden Globes nominiert war, traten bekannte Stars auf und solche, von denen man bald mehr hören sollte, wie Martin Sheen, später mit Douglas in „Wall Street“ auf dem Karrieretrip, oder Larry Hagman, das Ekel von „Dallas“.

Das US-Fernsehen begann damals erst, Europas TV-Kanäle zu fluten. Man freute sich noch ehrlich über die zwei Recken aus der Stadt mit Brücke, Hügeln und herzigen Straßenbahnen. Malden und Douglas sahen auch echter aus als viele ihrer Seriennachfolger, die maskenhaft oder gar vom Skalpell designt wirken. Malden ließ sich anscheinend vom Hollywoodglamour nicht anstecken. Er war Präsident der Oscar-Academy, schaute aber, dass zusätzlich Geld durch Werbespots hereinkam. Als American-Express-Testimonial wurde er eine Ikone. Noch in späten Jahren sah er ganz so aus, wie man ihn in Erinnerung hatte, den Herren mit der Knollennase – Folge eines Baseballunfalls. Mit 97 Jahren ist Malden in Kalifornien gestorben. bp

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.07.2009)

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