Richard Lugner: Ein ''Kasperl'' will in die Hofburg
30.12.2016 um 13:45
Mit 83 Jahren erwägt Richard Lugner einen beruflichen Neustart - und zwar in der Hofburg. Nach einem Antreten 1998 kandidiert der Baumeister zum zweiten Mal für die Bundespräsidentschaft. 9,91 Prozent wollten damals einen Staatschef Lugner. Dieses Ergebnis nochmals zu erreichen oder gar in die Hofburg einzuziehen, ist nun sein Ziel. In seinem Antrittsvideo "Lugner for President" formuliert der Unternehmer dies so: "Österreich braucht gerade jetzt einen Baumeister aus dem Volk und keine pensionierten Doktoren als Bundespräsidenten."
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Der Aufstieg des gebürtigen Wieners begann in den 1960er-Jahren, als er sich mit einer damals noch kleinen Firma auf die Renovierung von Alt-Bauten spezialisierte. Seinen Durchbruch markierte die Errichtung von Wiens größter Moschee sowie die Arbeit am Stadttempel der jüdischen Kultusgemeinde. Sein eigenes Denkmal setzte sich der rasch mit dem Spitznamen "Mörtel" versehene Baumeister mit der Lugner-City in Rudolfsheim-Fünfhaus. Von seinem Einkaufszentrum aus dirigiert Lugner mittlerweile seit Jahrzehnten sein öffentliches Leben, sei es seinen Kampf für die Ausdehnung der Ladenöffnungszeiten sowie Wahlkampf-Auftritte aller Parteien.
Die Presse
Was geschäftlich für Lugner seine City ist, ist society-technisch für ihn der Opernball. Mittlerweile seit Jahrzehnten lädt der Baumeister Stars und Sternchen aus aller Welt in seine Loge, stets begleitet von jeder Menge medialem Getöse. Die Gästeschar war dabei durchaus bunt: von Harry Belafonte, Sophia Loren oder Andie MacDowell bis hin zur Hotel-Erbin Paris Hilton und der Berlusconi-Geliebten Ruby Rubacuori (Bild).
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Seine Schwäche für Frauen ist ebenso bekannt wie jene für Austern mit Ketchup. Lugner lebt derzeit in fünfter Ehe mit einer 26-jährigen Deutschen namens Cathy zusammen, einem ehemaligen Playboy-Model. Spezielle Eigenart des vierfachen Vaters ist, dass seine Gefährtinnen mit tierischen Spitznamen geschmückt werden - von Mausi über Kolibri bis (aktuell, Bild) Spatzi reichte der Erfindungsschatz Lugners.
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Für Doku-Soaps auf ATV (und später RTL2) gab sich der Unternehmer bereits her und scheute sich dabei auch nicht, seinem aufbrausenden Temperament geschuldete Streitigkeiten vor allem mit Ex-Frau Christina oder der derzeitigen Gemahlin Cathy auszubreiten.
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Nun will sich Lugner - der vier Kinder (zwei Söhne, zwei Töchter) aus drei Verbindungen hat - auf seine ernsteren Seiten konzentrieren - wie einst im Jahr 1998, als er bei der Hofburg-Wiederwahl Thomas Klestils fast zehn Prozent bekam. Ein Jahr später, als er sich mit Ehefrau Christina und der neuen Partei "Die Unabhängigen" (DU) in die Nationalratswahl wagte, war der "Lugner-Effekt" jedoch wieder verpufft. DU musste sich mit einem Prozent der Stimmen zufrieden geben. (Bild: Karl Nowak,Gertraud Knoll,Richard Lugner)
Der Macht angenähert hat sich Lugner seither nur in der ORF-Comedy "Wir sind Kaiser", wo er eine Art Hofnarr spielt - eine Rolle, mit der Lugner kein Problem hat. Denn "der Kasperl gewinnt immer, das ist eine Tatsache", wie er bei seiner Antrittspressekonferenz zur Hofburg-Wahl sagte.
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