Die Kreditschützer orten eine "überdurchschnittliche Ausfallwahrscheinlichkeit" und empfehlen "absichernde Maßnahmen" bei Lieferungen an den Eybl-Nachfolger.
Erst kürzlich musste der britische Sportartikeldiskonters Sports Direct heftige Kritik einstecken. Peter Schnedlitz, Handelsexperte der Wirtschaftsuniversität Wien, zählte die Übernahme des oberösterreichischen Sporthändlers Eybl durch die Briten "wohl zu den dilettantischsten Projekten, die es je im Handel in Europa gegeben hat". Nun orten die Kreditschützer des KSV1870 bei der Österreich-Tochter von Sports Direct im Branchenvergleich eine überdurchschnittliche Ausfallwahrscheinlichkeit und empfehlen Lieferanten deswegen absichernde Maßnahmen. 2014/15 lag der Verlust bei 45 Mio. Euro bei einem Umsatzeinbruch von 40 Prozent gegenüber 2012/13, als Eybl noch in österreichischer Hand war.
"Aus Bonitätsgründen spricht grundsätzlich nichts gegen die Aufnahme einer Geschäftsbeziehung", heißt es im KSV-Unternehmensprofil zu Sportsdirect.com Austria. Das KSV-Rating des Sportartikelhändlers liegt bei 427 von maximal 700 Punkten und zeigt ein "erhöhtes Risiko" an. Die Ausfallswahrscheinlichkeit wird mit 2,14 Prozent angegeben. Die Zahlungen von Sports Direct Österreich erfolgen laut den Kreditschützern überwiegend im Rahmen der Fristen und Konditionen. Der Einkauf wird großteils über die britische Konzernmutter abgewickelt.
Mutter sichert Fortbestand
Mit dem Megaverlust lag das negative Eigenkapital von Sportsdirect.com Austria zum Bilanzstichtag Ende April 2015 bei 73,7 Mio. Euro, geht aus dem Jahresabschluss 2014/15 hervor. Ohne den Bestätigungsvermerk einzuschränken wiesen die Wirtschaftsprüfer darauf hin, dass "der Fortbestand des Unternehmens wesentlich von der finanziellen Unterstützung durch den Konzern abhängt". Trotz negativen Eigenkapitals sei der Fortbestand der Gruppe in Österreich/Deutschland gewährleistet, betonte die Geschäftsführung im Lageplan.
Die britische Konzernmutter hat die Finanzierung der Österreich-Tochter bis Ende September 2016 garantiert: "Die Sportsdirect.com Retail Limited, Shirebrook, Großbritannien, und die Sports Direct International PLC haben zudem eine bis zum 30. September 2016 befristete Garantie abgegeben, die Finanzierung der Sportsdirect.com Austria GmbH sicherzustellen, damit die Sportsdirect Austria GmbH jederzeit ihre aktuellen und zukünftigen Verpflichtungen erfüllen kann und den notwendigen Finanzbedarf der SNÖ Sport Vertriebs-GmbH und der SSG Sport GmbH abdecken kann. Die Garantie ist mit 29 Mio. Euro gedeckelt", heißt es im Geschäftsbericht 2014/15.
Kredite werden nicht fällig gestellt
Die Österreich-Tochter kann aber mit der Unterstützung ihrer britischen Mutter rechnen. "Außerdem wird von der Sportsdirect.com Retail Limited und der Sports Direct International PLC bestätigt, dass derzeit beabsichtigt ist, die Unterstützung der Sportsdirect.com Austria GmbH über den 30. September 2016 hinaus aufrecht zu erhalten und dass derzeit nicht beabsichtigt ist, Tilgungen der Konzernkredite zu verlangen."
(APA)