Zika-Virus: Erste Spur von Wirkung auf Gehirnzellen

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Im Labor schädigt Zika Neuronen. Zudem gerät es in Verdacht, neben Mikrozephalie Lähmung zu fördern.

Washington. Irgendetwas richten das Zika-Virus in Gehirnen an. Noch ist nicht klar, ob es nur Angst und Schrecken verbreitet oder wirklich hinter den in Südamerika, vor allem in Brasilien, gehäuft auffallenden Mikrozephalien gehört, den zu kleinen Gehirnen bzw. Schädeln von Neugeborenen. Der Weltgesundheitsorganisation WHO genügte der Verdacht, um am 1. Februar den internationalen Gesundheitsnotstand auszurufen, so etwas hat es noch nie gegeben, wenn nicht klar war, welcher Erreger hinter welcher Krankheit steht. Viele vermuten deshalb, dass die WHO ihre extrem verspätete Reaktion auf die Ebola-Epidemie in Westafrika wieder gutmachen wollte, andere sehen gar einen Zusammenhang mit den Olympischen Spielen, zu denen viele Europäer ins Gastland Brasilien kommen werden.

Wie auch immer: Man kennt das Zika-Virus seit den 1940er-Jahren, hat sich aber kaum damit befasst. Nun ist die Forschung in Schwung, und drei US-Labors haben gemeinsam eine erste mögliche Spur aufgenommen: Sie haben verschiedenste Hirnzellen mit dem Virus infiziert, ein Zelltyp reagierte, der der Vorläuferzellen von Neuronen der Großhirnrinde: Manche dieser Zellen kamen zu Tode, bei anderen wurde die Entwicklung gestört (Cell Stem Cell 4. 3.). Die Forscher betonen, dass damit noch kein Beweis dafür gefunden ist, dass Zika die Mikrozephalien in den Babygehirnen verursacht, sie können auf dem jetzt gelegten Fundament aber die Details erkunden.

Unterdessen ist das Virus in Verdacht geraten, nicht nur Mikrozephalien zu verursachen, sondern auch eine temporäre Lähmung auszulösen, das Guillain-Barré-Syndrom, eine Krankheit, bei der das Immunsystem Körperzellen mit Krankheitserregern verwechselt und sie angreift. Der Verdacht kommt nicht von Babys in Südamerika, sondern von Erwachsenen in Französisch-Polynesien. Auch in diesem Fall ist unklar, ob und gegebenenfalls wie Zika-Viren verantwortlich sind, oder ob sie derzeit nur besonders gut im Auge behalten und für alles Erdenkliche verantwortlich gemacht werden. (jl)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.03.2016)

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