Die unabhängige Hofburg-Kandidatin hat nach eigenen Angaben innerhalb von zwei Wochen 7851 Unterschriften gesammelt - auch im Ausland.
Die unabhängige Präsidentschaftskandidatin Irmgard Griss hat am Dienstag als erste aller Kandidaten die notwendigen Unterstützungserklärungen für ihr Antreten eingereicht. Die ehemalige Höchstrichterin hat laut eigenen Angaben innerhalb von zwei Wochen 7851 Unterschriften gesammelt. Ziel seien allerdings 10.000, sagte ihr Wahlkampfleiter bei der Übergabe im Innenministerium.
Das Team rund um Griss hat sich bewusst den 8. März, den Weltfrauentag, für die Übergabe der Unterstützungserklärungen ausgesucht. Immerhin werde die erste Frau in die Hofburg einziehen, zeigte man sich zuversichtlich beim Fototermin am Ballhausplatz vor dem Amtssitz des Bundespräsidenten. "Sicher ist, dass mein Name auf dem Stimmzettel steht", sagte Griss. Flankiert war sie von ihren Mitarbeitern, die mit den Bundesländer-Namen beschriftete Schachteln, in denen sich die Unterstützungserklärungen befanden, hielten.
Griss will bei Unterschriften fünfstellig werden
Nicht nur in Österreich, auch im Ausland habe man Unterschriften gesammelt, sagte Wahlkampfleiter Milo Tesselaar. Grundsätzich zeigte er sich über die "Hürde" der Zulassung zur Wahl - nötig sind zumindest 6000 Unterschriften Wahlberechtigter - "nicht glücklich". Dennoch wolle man weiter sammeln, um fünfstellig zu werden. Nach dem Fototermin vor der Hofburg zog der Tross zum Innenministerium in der Wiener Herrengasse, um dort die Erklärungen zu übergeben.
Sie wolle "aufdecken, nicht zudecken", sagte Irmgard Griss im Dezember - und zwar vom höchsten Amt des Staates aus: Die frühere Chefin des Obersten Gerichtshofs nutzt ihre durch die Causa Hypo gestiegene Bekanntheit und kandidiert für das Amt des Bundespräsidenten. APA/ROLAND SCHLAGER
Es war Michael Spindelegger, damals Chef der Volkspartei und Vizekanzler, der 2014 dem Drängen nach einem U-Ausschuss zur Kärntner Hypo Alpe Adria auswich und die steirische Juristin im Ruhestand mittels rot-schwarzem Regierungsbeschluss zur Chefin einer unabhängigen Untersuchungskommission machte. Der mit der Politik scharf ins Gericht gehende Bericht dieses Gremiums brachte ihr viel Renommee - zuletzt aber auch Kritik, weil sie die Arbeit der untersuchenden Parlamentarier abkanzelte und Unterlagen im Shredder landeten. APA/HELMUT FOHRINGER
Zuvor, als erste Frau an der Spitze des OGH von 2007 bis 2011, präsentierte Griss den lang im Schatten der zwei anderen Höchstgerichte gestandenen Gerichtshof mit neuem Selbstbewusstsein. Sie übte etwa geharnischte Kritik am Justiz-Sparpaket 2010 - und zum Abschied als Präsidentin richtete Griss der Politik aus, dass endlich Strukturreformen statt Scheinsparmaßnahmen geboten wären. APA/HERBERT NEUBAUER
Im OGH selbst bemühte sich Griss, Abläufe und Infrastruktur, aber auch Motivation und Einbindung der Mitarbeiter zu verbessern. Dabei stellte sie auch so manche "Tradition" infrage, etwa mit ihrem Bemühen, die - meist wissenschaftlich-detailreiche ausgeführten - Urteile kürzer und besser verständlich zu machen. APA
Ratschläge an die Politik hatte Griss schon früher parat, etwa als sie dieser beim Mietrecht Untätigkeit vorwarf und die Praxis kritisierte, es allen Recht machen zu wollen. Immer wieder kursierte ihr Name, wenn die ÖVP eine Justizministerin suchte. REUTERS
Irmgard Griss wurde am 13. Oktober 1946 in Bösenbach in der Weststeiermark geboren. Sie studierte in Graz und an der Havard Law School und arbeitete sich bis zur Präsidentin des Obersten Gerichtshofs hoch. Die Mutter zweier erwachsener Söhne ist mit einem Grazer Rechtsanwalt (Bild) verheiratet und ist auch selbst geprüfte Anwältin. Sie war Ersatzmitglied des Verfassungsgerichtshofs, unterrichtete Zivil- und Handelsrecht an der Uni Graz und war (von 1969 bis 1974) auch freie Mitarbeiterin des ORF Steiermark. APA/ERWIN SCHERIAU
Irmgard Griss: Die Juristin will von der Hofburg aus ''aufdecken''
Irmgard Griss hat genug Unterstützer gefunden. Andreas Khol will mehr Geld für das Heer. Und Richard Lugners Unterschriften würden selbst bei einer Verurteilung gelten.
Die außenpolitische Welt der Präsidentschaftskandidaten: Irmgard Griss lehnt Österreichs Alleingang in der Flüchtlingskrise ab, attestiert Orbán autoritäre Züge und tritt für Dialog mit Assad ein.
Die frühere OGH-Präsidentin steht für Aufbruch", so Parteiobmann Strolz. Gegen Van der Bellen in der Poleposition spreche dessen mangelnde Unabhängigkeit.