Test: So lebt es sich also mit einem Surface Book

Microsoft Surface Book auf einem Tisch
Microsoft Surface Book auf einem Tisch(c) Daniel Breuss
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Microsoft preist es als "ultimativen Laptop" an. "Die Presse" hat das Gerät länger unter die Lupe genommen. Ultimativ neben der Leistung ist auch der Preis für das Surface Book.

Der beste Laptop aller Zeiten oder doch nur ein hübscher Prototyp? Egal wen man fragt, jeder scheint eine Meinung zu Microsofts Surface Book zu haben. Um es gleich vorweg zu nehmen: Diesem Tester fiel es schwer, das vom Hersteller zur Verfügung gestellte Gerät wieder zurückzuschicken. Das zweite zumindest. Denn das Surface Book, das ursprünglich in der Redaktion eintraf, erwies sich als Montagsgerät. Erst nach einem Austausch zeigte sich, wozu das Modell wirklich fähig ist.

Läuft... und läuft...

Und das ist bisweilen beachtlich. In der Minimalausstattung kommt das Surface Book mit einem aktuellen Intel Core i5, 8 GB Arbeitsspeicher und einer SSD mit 128 GB daher. Diese Daten sind für ein Gerät dieser Klasse angebracht, beeindruckend ist aber die erlebte Akkulaufzeit. Das Surface Book ist so konzipiert, das es auch als Tablet verwendet werden kann - die wichtigsten Hardware-Komponenten befinden sich direkt hinter dem 13,5-Zoll-Touchscreen. Das würde das Gerät mit angesteckter Tastatur sehr kopflastig machen, allerdings sind in dieser fast alle Anschlüsse (USB 3.0, Mini-Displayport, Ladegerät) sowie ein zweiter Akku eingebaut. Dieser sorgte beim Testgerät (die Topvariante mit Core i7, 16 GB RAM und dediziertem Grafikchip) dafür, dass es einen gesamten Arbeitstag mit fast durchgängiger Benutzung durchhielt, ohne auch nur einmal an den Strom zu müssen. Für Menschen, die mit ihrem Gerät gerne unterwegs sind und sich nicht ständig Gedanken machen wollen, wo die nächste Steckdose ist, durchaus ideal.

Designerstück

Gewöhnungsbedürftig ist Microsofts Design des Scharniers. Es verleiht diesem Teil des Surface Book zwar tatsächlich ein bisschen die optische Anmutung eines Bücherrückens. Konstruktionsbedingt lässt sich das Display dadurch aber nicht so weit nach hinten klappen wie bei anderen Herstellern. Der in diversen Internetforen kritisierte Spalt zwischen Tastatureinheit und Touchscreen erwies sich im Test als bedenkenlos. An der strukturellen Integrität des Surface Book gab es trotz täglichen Transports (ohne es in Watte zu packen) nichts zu bemängeln. Eine übermäßige Verschmutzung von Tastatur oder Touchscreen war ebenfalls nicht festzustellen. Letzteren muss man ohnehin immer wieder einmal abwischen.

Grafik-Prozessor integriert

Das Display selbst bietet eine Auflösung von 3000 x 2000 Pixel beim ungewöhnlichen (im Alltag aber sehr angenehmen) Seitenverhältnis von 3:2. Für die Einsteigermodelle (wobei davon bei Preisen ab 1649 Euro zu sprechen schon etwas gewagt ist) gibt es lediglich die Intel-Onboard-Grafikleistung. Wer 2069 Euro oder mehr hinlegen möchte, erhält sein Surface Book mit deinem dedizierten nVidia-Grafikchip. Der ist natürlich nicht so leistungsstark wie die Desktop-Pendants. Das 2013 erschienene "Tomb Raider" ließ sich darauf aber mit Grafikeinstellungen auf "normal" in HD-Auflösung spielen.

Bequemlichkeit vs. Kontrollverlust

Microsoft hat das Surface Book gewissermaßen als Herzeige-Gerät für das Betriebssystem Windows 10 konzipiert. All dessen Funktionen sind also verfügbar, inklusive "Windows Hello". Dieses scannt per Webcam das Gesicht und entsperrt dann das Gerät automatisch - ohne PIN- oder Passwort-Eingabe. Das klingt nicht nur etwas gespenstisch, sondern ist es auch. Zwar bietet diese Funktion eine große Bequemlichkeit beim Anmelden, allerdings schleicht sich auch gleich ein Gefühl des Kontrollverlusts ein. Und das ist etwas, das man bei einem Gerät, auf dem sich potenziell sensible Daten befinden, eher nicht haben sollte.

Zeichenfreudig

Wer lieber mit Stift als mit Tastatur schreibt, wird sich darüber freuen, dass dieser per Magnet an der Seite des Geräts festhält. Gibt man das Surface Book samt angehängtem Stift in den Rucksack, muss man letzteren nachher dennoch suchen. Löst man den Tablet-Teil per Knopfdruck vom Tastatur-Element, eignet sich das Surface Book in Kombination mit entsprechender Software (OneNote wird mitgeliefert, im Windows Store gibt es aber Alternativen) gut als Notizblock. Vermutlich beharrt Microsoft deshalb auf der Marketing-Bezeichnung "Clipboard" für diesen Teil des Surface Book. Im Test klappte die Handschrifterkennung trotz der von Kollegen gerne als "Sauklaue" bezeichneten Handschrift des Testers zufriedenstellend. Für künstlerisch Veranlagte ist positiv zu vermerken, dass mit dem Stift auch je nach Druck unterschiedlich dicke Striche gemacht werden können. Adobes Creative Cloud unterstützt das zum Beispiel.

Aktuell ist das Surface Book eine dermaßene Seltenheit, dass man in freier Wildbahn immer wieder neugierige Blicke auf sich zieht. So oft wie bei diesem Laptop wurde bisher bei keinem anderen Testgerät nachgefragt, was das denn für ein Modell sei. Bei der Antwort auf die Frage nach dem Preis zuckten die meisten aber erschreckt wieder zurück. Womit sich die ideale Überleitung zum Abschluss dieses Testberichts ergibt.

Fazit: Sehr gut - und sehr teuer

Nach dem Austausch des offenbar defekten ersten Testgeräts erwies sich das Surface Book im Lauf mehrerer Wochen als zuverlässiger Alltags-Begleiter. Die getestete Top-Version verrichtete alle ihr gestellten Aufgaben, von Büro-Tätigkeiten über Spiele bis hin zu kleinen Videoschnitt-Aktivitäten, anstandslos. Der Gedanke, sich selbst eines zuzulegen, wird durch den Basispreis von 1649 Euro aber recht schnell gedämpft. Die getestete Variante mit Core i7, 512 GB SSD und 16 GB RAM kommt gleich auf 2919 Euro. Für manche Interessenten stellt sich dann die Frage "heuer Urlaub oder Surface Book?". Fakt ist, dass das Surface Book ein beeindruckendes Stück Technologie ist, das aufgrund der inzwischen veröffentlichten Firmware-Updates sein versprochenes Potenzial inzwischen auch entfalten kann. Doch ob man den Aufpreis für das Hardware-Design zahlen möchte, sollte man sich gut überlegen.

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