Sonja Hammerschmid: Uni-Rektorin als Bildungsministerin
Bisher stand sie der Universitäten-Konferenz vor, nun wird sich Sonja Hammerschmid um die Schulen kümmern. Parteisoldatin ist sie jedenfalls nicht.
30.12.2016 um 13:43
"Ich habe also meinen Lehrerinnen und Lehrern wirklich viel zu verdanken", schrieb Sonja Hammerschmid vor wenigen Monaten in der "Presse am Sonntag". Dieser Satz wird vielen Lehrern besonders gut gefallen, wird Hammerschmid doch Bildungsministerin. Sie löst Gabriele Heinisch-Hosek ab.
(c) Die Presse (Fabry)
Die 47-Jährige beschäftigte sich bisher (als Rektorin und als Vorsitzende der Universitätenkonferenz) mit den Agenden der Hochschulen. Künftig werden aber die Schulen sie beschäftigen. Geboren wurde die Molekularbiologin im Mühlviertel in einer kleinen Marktgemeinde mit knapp 2000 Einwohnern. Dort besuchte sie die Volks- und Hauptschule: "Wenn es nach aktuellen Bildungsstudien ginge, hätte ich mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht maturiert, geschweige denn ein Studium abgeschlossen". Hammerschmids Eltern hatten keine Matura.
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Hammerschmid studierte ab 1986 an der Uni Wien Biologie, 1995 promovierte sie zur Doktorin der Naturwissenschaften. Nach Forschungstätigkeit wechselte sie in die Wirtschaft, wo sie u. a. den Bereich Technologie und Innovation der Austria Wirtschaftsservice GmbH (AWS) leitete. Im Bild ist sie mit der ehemaligen ÖVP-Wissenschaftsministerin Beatrix Karl zu sehen.
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Hammerschmid kam aber nicht über die universitäre Karriereleiter an die Spitze der Vetmed, sondern über die Wirtschaft, konkret: über das Forschungsmanagement. Erst im vergangenen Winter wurde sie zur Präsidentin der Universitätenkonferenz gewählt. Ja, Politik interessiere sie, sagte sie als frisch gewählte Präsidentin in ihrem ersten Fernsehinterview. „Mich reizt Neues, ich will gestalten“, machte damit aus ihren politischen Ambitionen auch keinen Hehl.
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Sie ist jedenfalls keine SPÖ-Parteisoldatin - wie ihre Vorgängerin Gabriele Heinisch-Hosek. Zwar wurde ihr Nähe zur SPÖ stets nachgesagt - aber auch bei der ÖVP kursierte ihr Name schon. Etwa als ÖVP-Chef Reinhold Mitterlehner 2014 jemanden für sein neues Wissenschaftsstaatssekretariat suchte. Politisch ordnete sie sich in einem Interview mit den "Oberösterreichischen Nachrichten" einmal so ein: "Ideologisch bin ich ein Arbeiterkind, SPÖ, ÖVP, aber auch Neos, haben Themen, die mich ansprechen."
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Aufnahmeregelungen an den Universitäten seien im Sinne der Bildungsqualität notwendig, hatte sie als Uni-Rektorin gesagt. Wenn die SPÖ riskiert, dass Hammerschmid als Bildungsministerin künftig die Hochschulthemen mit dem Wissenschaftsminister verhandelt, könnte sich eine Chance ergeben. Mit roten Zugeständnissen im Uni-Bereich könnten sich einige bildungspolitische Pattstellungen auflösen. Hier ist sie mit ihren ehemaligen Rektoren-Kollegen Heinz C. Engl (Uni Wien), Wolfgang Schütz (ehemals Med-Uni Wien), Gerald Bast (Angewandte) und Christoph Badelt (ehemals WU) auf einer Stiege der Uni Wien zu sehen.
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Hammerschmid betonte bisher immer wieder, dass der freie Hochschulzugang nicht wiedergutmachen könne, was vom Schulsystem verabsäumt wurde. Nun kann sie selbst dieses verbessern. Wie es um Rückhalt in der SPÖ steht, bleibt abzuwarten. Der ist für Quereinsteiger generell wichtig – und noch mehr in einem bekanntermaßen schwierigen Ressort wie dem der Bildung.
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Als „Symbol für neue kreative Wege“, bezeichnete sie Neokanzler Christian Kern (SPÖ). Die wird es auch brauchen. Vor allem beim Budget. Mehr als eine halbe Milliarde Euro fehlt dem Bildungsministerium allein heuer. Konkrete Ideen für eine budgetäre Neuaufstellung stehen noch aus.
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Zweiter großer Brocken wird die Bildungsreform, die trotz medienwirksamer Präsentation vor einem halben Jahr noch längst nicht beschlossen ist. Die Eckpunkte waren so grob formuliert worden, dass über deren Interpretation erst wieder Streit zwischen SPÖ und ÖVP herrschten. Hammerschmid wird einige Durchsetzungskraft brauchen, um die uneinigen Verhandler noch zu einigermaßen herzeigbaren Kompromissen zu bewegen.
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Sonja Hammerschmid: Uni-Rektorin als Bildungsministerin
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