Spanien: ETA plante Anschlag schon vor einem Jahr

(c) EPA (Montserrat T. Diez)
  • Drucken

Die Terrorgruppe sammelte bereits letztes Jahr Daten zu den attackierten Kasernen. Ermittler verdächtigen ein junges baskisches Paar.

MADRID (ag.). Der tödliche Bombenanschlag auf der Ferieninsel Mallorca kam nicht aus heiterem Himmel: Die Terrorgruppe habe bereits vor einem Jahr umfangreiche Daten zu den Polizeikasernen in Palmanova gesammelt, die Unterlagen seien im Sommer 2008 bei der Zerschlagung eines Terrorkommandos der ETA bei Bilbao sichergestellt worden. Das berichtet die Madrider Zeitung „El Mundo“. Die Terrorwelle ist befürchtet worden. Denn am gestrigen Freitag feiert die Separatistenorganisation ETA ihr 50-jähriges Bestehen.

Die Fahndung nach den Attentätern, die am Donnerstag den Sprengsatz aus der Ferne gezündet haben sollen, läuft auf Hochtouren. Die Lage auf dem mallorquinischen Flughafen hat sich wieder normalisiert, die spanische Polizei hat jedoch die Sicherheitsvorkehrungen erhöht. Straßen und Wohnungen werden kontrolliert. Die Polizei ist davon überzeugt, dass sich die Täter noch immer auf der Insel befinden. „Wir wollen den Attentätern das Entkommen so schwer wie möglich machen“, sagte der Präfekt der Balearen, Ramón Socías.

Terrorverdächtige identifiziert

Nach Angaben des staatlichen Rundfunks RNE haben die Fahnder bereits eine heiße Spur: Unter Verdacht stehe ein junges Paar, das sich vor ein paar Tagen in der Stadt Palma ein Zimmer gemietet habe. Sie hätten Baskisch gesprochen und seien seit Donnerstag spurlos verschwunden, heißt es.

Die spanischen Zeitungen „El Mundo“ und „El País“ zeigten Fotos von sechs möglichen Attentätern, darunter zwei Frauen und vier Männer. Es handle sich dabei um ETA-Aktivisten, die mit den Attentaten der vergangenen Tage in Verbindung stehen sollen.

„Kein Grund zur Panik“

Für Touristen gebe es „keinen Grund, in Panik oder Schrecken zu verfallen“, sagt Rolf Tophoven vom Institut für Terrorismusforschung und Sicherheitspolitik. Die Risken für Urlauber seien nicht größer als bisher.

Der spanische Ministerpräsident José Luis Rodríguez Zapatero und Oppositionsführer Mariano Rajoy sowie mehrere Mitglieder der Königsfamilie besuchten den Trauergottesdienst für die beiden getöteten Polizisten in der Kathedrale der Inselhauptstadt. Am Samstag wird die Ankunft des Königspaars auf Mallorca erwartet, das seinen Sommerurlaub auf der Insel verbringen will.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.08.2009)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Terror auf Mallorca
Außenpolitik

Terror auf Mallorca: Zwei Verdächtige identifiziert

Spanischen Medien zufolge verdächtigt die Guardia Civil ein baskisches Paar, das sich in der Inselhauptstadt Palma in einem Hotel eingemietet hat. In Bälde sollen Fahndungsfotos veröffentlicht werden.
Anschlag auf Mallorca
Außenpolitik

Mallorca schon länger im Visier der ETA

Bereits im Vorjahr soll die baskische Terror-Organisation Daten über die Polizeikasernen im Ferienort Palmanova gesammelt haben. Entsprechende Unterlagen waren schon im Sommer 2008 beschlagnahmt worden.
Terror auf Mallorca
Außenpolitik

Spanien: Angst vor dem 50. Gründungstag der ETA

Nach zwei Anschlägen innerhalb von zwei Tagen regiert in Spanien die Angst: Premier Zapatero fordert die Sicherheitskräfte auf, den Kampf gegen die ETA zu intensivieren. Diese begeht heute ihren 50. Geburtstag.
Außenpolitik

Mallorca: Terror auf der Ferieninsel

Ein Bombenanschlag erschüttert Mallorca. Zwei Polizisten wurden getötet, eine zweite Bombe konnte entschärft werden. Auf der Suche nach den Attentätern wurden der Flug- und alle Seehäfen gesperrt.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.