Die Schattenwirtschaft erlebt in der Krise einen Boom. Auch verständlich. Helfen würde nur billigere Arbeit, aber die ist nicht in Sicht.
Man müsste die Schwarzarbeit gar nicht so schwarzsehen. Immerhin: Ein Arbeitsmarkt wächst, Menschen mit schlankem Budget können ihr Auto reparieren und ihre Haare schneiden lassen, andere verdienen Geld, das sie auf dem legalen Markt derzeit nicht bekommen, und geben dieses auch wieder aus. Blöd nur, dass der Staat seinen vorgesehenen Anteil an diesem Geld nie sieht. Und je schlechter es der Wirtschaft geht, umso mehr wird gepfuscht. Heuer soll die Schwarzarbeit in Österreich, so eine Prognose des Wirtschaftsprofessors Friedrich Schneider, um fünf Prozent auf 8,5 Prozent des BIPs zulegen. Klar: Je mehr Menschen keinen Job haben, umso mehr versuchen, anders an Geld zu kommen. Und je dünner die Geldbörsen, umso weniger ist man bereit, für teure Dienstleistungen samt Nebenkosten zu zahlen. Kontrollen dämmen das Problem kaum ein, wesentlich für die Entwicklung sind die Steuerbelastung und die Wirtschaftslage.
Wirtschaftsforscher empfehlen seit Jahren: Will man den Pfusch eindämmen, muss der Faktor Arbeit entlastet werden. Höhere Steuern bezeichnet Schneider in dem Zusammenhang als „Gift“. Wenn geringere Steuern schon nicht drin sind, Stichwort Defizit, empfiehlt sich vielleicht ein Blick nach Griechenland: In der Pfuscherhochburg Europas will man die Schwarzarbeit per Lotto eindämmen. Wer sich vom Handwerker eine Rechnung geben lässt, nimmt automatisch am staatlichen Lotto teil. Wenn sonst nichts hilft...
christine.imlinger@diepresse.com
("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.08.2009)