Franz Olah
''Harmlos war ich ganz sicher nicht''
![Franz Olah ist am 4. September 2009 im 100. Lebensjahr gestorben. Olah wurde am 13. März 1910 in Wien als Sohn eines Handwerkers geboren und erlernte den Beruf des Klaviermachers. Unter dem Austrofaschismus wurde er 1933, 1935 und 1937 wegen verbotener sozialistischer Betätigung inhaftiert.](https://img.diepresse.com/public/incoming/7vdokw-227303947123240320090904120249.jpg/alternates/FREE_1200/227303947123240320090904120249.jpg)
Franz Olah ist am 4. September 2009 im 100. Lebensjahr gestorben. Olah wurde am 13. März 1910 in Wien als Sohn eines Handwerkers geboren und erlernte den Beruf des Klaviermachers. Unter dem Austrofaschismus wurde er 1933, 1935 und 1937 wegen verbotener sozialistischer Betätigung inhaftiert.
(c) APA/ROLAND SCHLAGER (ROLAND SCHLAGER)
![Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde Olah 1938 mit dem ersten Österreicher-Transport in das Konzentrationslager Dachau gebracht. Kurz vor Kriegsende gelang ihm die Flucht. Im selben Jahr wirkte er an der Gründung der Zweiten Republik und dem Aufbau des Gewerkschaftsbundes mit.](https://img.diepresse.com/public/incoming/pur5wm-227303947123241120090904120321.jpg/alternates/FREE_1200/227303947123241120090904120321.jpg)
Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde Olah 1938 mit dem ersten Österreicher-Transport in das Konzentrationslager Dachau gebracht. Kurz vor Kriegsende gelang ihm die Flucht. Im selben Jahr wirkte er an der Gründung der Zweiten Republik und dem Aufbau des Gewerkschaftsbundes mit.
(c) APA/ROLAND SCHLAGER (ROLAND SCHLAGER)
![Untrennbar verbunden ist sein Name mit der Niederschlagung der kommunistischen Streikwelle im Herbst 1950. Die Beurteilung der damaligen Vorgänge ist unter Historikern strittig. Nicht so für Olah: Er besteht auf der Version "Putschversuch". 1959 wurde Olah Präsident des ÖGB, von 1963 bis 1964 war er Innenminister. Im Bild: Olah (links) als Vorsitzender der Gewerkschaft der Bau- und Holzarbeiter bei einer Bauarbeiter-Kundgebung 1952.](https://img.diepresse.com/public/incoming/l9vh5f-227303947123251520090904120329.jpg/alternates/FREE_1200/227303947123251520090904120329.jpg)
Untrennbar verbunden ist sein Name mit der Niederschlagung der kommunistischen Streikwelle im Herbst 1950. Die Beurteilung der damaligen Vorgänge ist unter Historikern strittig. Nicht so für Olah: Er besteht auf der Version "Putschversuch". 1959 wurde Olah Präsident des ÖGB, von 1963 bis 1964 war er Innenminister. Im Bild: Olah (links) als Vorsitzender der Gewerkschaft der Bau- und Holzarbeiter bei einer Bauarbeiter-Kundgebung 1952.
(c) APA/Archiv Olah (Archiv Olah)
![Dem Aufstieg Olahs folgte in den sechziger Jahren nach heftigen innerparteilichen Auseinandersetzungen ein tiefer Fall. Ein Interview mit der von der SPÖ als "gegnerisch" eingestuften "Presse" vom 15. September 1964 markierte den Gipfel des Konflikts. Im Bild: Olah nach seinem Eintritt in die Regierung Gorbach als Innenminister im März 1963.](https://img.diepresse.com/public/incoming/eqoh57-227303947123250820090904120345.jpg/alternates/FREE_1200/227303947123250820090904120345.jpg)
Dem Aufstieg Olahs folgte in den sechziger Jahren nach heftigen innerparteilichen Auseinandersetzungen ein tiefer Fall. Ein Interview mit der von der SPÖ als "gegnerisch" eingestuften "Presse" vom 15. September 1964 markierte den Gipfel des Konflikts. Im Bild: Olah nach seinem Eintritt in die Regierung Gorbach als Innenminister im März 1963.
(c) APA/Archiv Olah (Archiv Olah)
![Mit dem Interview habe der Minister einem Beschluss des Parteivorstandes, der eine "direkte oder indirekte Mitarbeit an nichtsozialistischen Presseerzeugnissen" von einer vorherigen Genehmigung des Parteivorstandes abhängig machte, verstoßen. Daraufhin trat Olah als Innenminister zurück und wurde aus der SPÖ ausgeschlossen.](https://img.diepresse.com/public/incoming/56v3ui-227303947123250020090904120354.jpg/alternates/FREE_1200/227303947123250020090904120354.jpg)
Mit dem Interview habe der Minister einem Beschluss des Parteivorstandes, der eine "direkte oder indirekte Mitarbeit an nichtsozialistischen Presseerzeugnissen" von einer vorherigen Genehmigung des Parteivorstandes abhängig machte, verstoßen. Daraufhin trat Olah als Innenminister zurück und wurde aus der SPÖ ausgeschlossen.
(c) APA/Archiv Olah (Archiv Olah)
![1969 wurde er wegen finanzieller Unterstützung der FPÖ mit ÖGB-Geldern zu einem Jahr "schweren Kerkers" verurteilt; von dem Vorwurf, er habe in den Jahren 1963 bis 1965 1,2 Millionen Schilling von Gewerkschaftssparbüchern abgehoben, um einen Kredit für die Gründung der "Kronenzeitung" zu ermöglichen, wurde Olah freigesprochen. Im Bild: Olah (rechts) mit Krone-Chef Hans Dichand im Jahr 2005.](https://img.diepresse.com/public/incoming/9kie1o-2144989120090904120405.jpg/alternates/FREE_1200/2144989120090904120405.jpg)
1969 wurde er wegen finanzieller Unterstützung der FPÖ mit ÖGB-Geldern zu einem Jahr "schweren Kerkers" verurteilt; von dem Vorwurf, er habe in den Jahren 1963 bis 1965 1,2 Millionen Schilling von Gewerkschaftssparbüchern abgehoben, um einen Kredit für die Gründung der "Kronenzeitung" zu ermöglichen, wurde Olah freigesprochen. Im Bild: Olah (rechts) mit Krone-Chef Hans Dichand im Jahr 2005.
(c) APA (ROBERT JAEGER)
![Im April 1969 zog Olah an der Spitze von drei Mandataren der von ihm 1965 gegründeten "Demokratischen Fortschrittlichen Partei" (DFP) in den Wiener Landtag und Gemeinderat ein, verlor sein Mandat aber, nachdem die Verurteilung wegen Betrugs rechtskräftig wurde.](https://img.diepresse.com/public/incoming/cm1n4k-6127k7820090904120416.jpg/alternates/FREE_1200/6127k7820090904120416.jpg)
Im April 1969 zog Olah an der Spitze von drei Mandataren der von ihm 1965 gegründeten "Demokratischen Fortschrittlichen Partei" (DFP) in den Wiener Landtag und Gemeinderat ein, verlor sein Mandat aber, nachdem die Verurteilung wegen Betrugs rechtskräftig wurde.
(c) Clemens Fabry
![Leopold Figl nannte Franz Olah einmal den "gefährlichsten Mann Österreichs" genannt. Wie er das gemeint hatte, "kann ich nicht genau sagen", sagte Olah in einem seiner letzten Interviews, am 25. Juli mit der "Wiener Zeitung". "Und ich war ganz sicher nicht harmlos." Im Bild: Olah im Juni 2002, während einer Zeitzeugen-Diskussion anlaesslich der Ausstellungseroeffnung "Leopold Figl" in der politischen Akademie der ÖVP.](https://img.diepresse.com/public/incoming/8hzi8d-1928576420090904120435.jpg/alternates/FREE_1200/1928576420090904120435.jpg)
Leopold Figl nannte Franz Olah einmal den "gefährlichsten Mann Österreichs" genannt. Wie er das gemeint hatte, "kann ich nicht genau sagen", sagte Olah in einem seiner letzten Interviews, am 25. Juli mit der "Wiener Zeitung". "Und ich war ganz sicher nicht harmlos." Im Bild: Olah im Juni 2002, während einer Zeitzeugen-Diskussion anlaesslich der Ausstellungseroeffnung "Leopold Figl" in der politischen Akademie der ÖVP.
(c) Apa (ROLAND SCHLAGER)
![1990 war Olah vom damaligen Bürgermeister Helmut Zilk mit dem Großen Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien ausgezeichnet. Zilk machte sich 1995 - anlässlich des 85. Geburtstags Olahs - für eine Aussöhnung des Ex-Ministers mit der SPÖ stark. Als Bundesgeschäftsführer der SPÖ hat der nunmehrige Klubchef Josef Cap damals gemeint, einem Antrag auf Wiederaufnahme würde wohl stattgegeben.](https://img.diepresse.com/public/incoming/wq3hqu-zilk20090904122352.jpg/alternates/FREE_1200/zilk20090904122352.jpg)
1990 war Olah vom damaligen Bürgermeister Helmut Zilk mit dem Großen Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien ausgezeichnet. Zilk machte sich 1995 - anlässlich des 85. Geburtstags Olahs - für eine Aussöhnung des Ex-Ministers mit der SPÖ stark. Als Bundesgeschäftsführer der SPÖ hat der nunmehrige Klubchef Josef Cap damals gemeint, einem Antrag auf Wiederaufnahme würde wohl stattgegeben.
(c) APA (HARALD SCHNEIDER)
![Olah wies dies aber zurück: Er habe die Parteien 30 Jahre lang entbehrt und werde sie weiter entbehren. Letztlich machte die Republik ihren Frieden mit Olah: 2005 verlieh Bundespräsident Heinz Fischer Franz Olah das Große Goldene Ehrenzeichen.](https://img.diepresse.com/public/incoming/cs5go1-olah320090904121537.jpg/alternates/FREE_1200/olah320090904121537.jpg)
Olah wies dies aber zurück: Er habe die Parteien 30 Jahre lang entbehrt und werde sie weiter entbehren. Letztlich machte die Republik ihren Frieden mit Olah: 2005 verlieh Bundespräsident Heinz Fischer Franz Olah das Große Goldene Ehrenzeichen.
(c) Michaela Bruckberger
![Bis zu seinem Tod lebte Franz Olah zurückgezogen mit seiner Frau in Baden.](https://img.diepresse.com/public/incoming/qrk7g4-227303947123272020090904120446.jpg/alternates/FREE_1200/227303947123272020090904120446.jpg)
Bis zu seinem Tod lebte Franz Olah zurückgezogen mit seiner Frau in Baden.
(c) APA/ROBERT JAEGER (ROBERT JAEGER)