Nicht nur ähnlich große Länder wie Ungarn oder Kroatien waren in Rio erfolgreicher, sondern auch Exoten wie Fidschi oder Grenada.
Mit der Einwohnerzahl kann Österreichs bescheidene Medaillenausbeute bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro nur bedingt zu tun haben. Denn zahlreiche andere Länder, die entweder über viel kleinere oder nur wenig größere Bevölkerungen verfügen, haben im Medaillenspiegel prominenter angeschrieben. An vorderster Stelle Ungarn, das auf Rang zwölf des Medaillenspiegels landete.
Mit acht Gold-, drei Silber und vier Bronzemedaillen schnitt Ungarn ähnlich gut ab wie vor vier Jahren in London. Eine solche Bilanz hat Österreich bei Sommerspielen noch nie und auch nicht annähernd zustande gebracht. Ungarn ist gemeinsam mit Jamaika (16./6 Gold/3 Silber/2 Bronze), Kroatien (17./5/3/2), Kuba (18./5/2/4), Neuseeland (19./4/9/5), der Schweiz (24./3/2/2), Griechenland (26./3/1/2), Dänemark (28./2/6/7) und Schweden (29./2/6/3) eines von neun Ländern mit bis zu zwölf Millionen Einwohnern, die im Medaillenspiegel unter den Top 30 rangieren.
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35 "kleine" Länder besser als Österreich
Insgesamt gelang 40 Ländern mit zwölf Millionen oder weniger Einwohnern mindestens eine Medaille, 35 davon schnitten besser ab als Österreich. Neben Kroatien haben auch einige von Österreichs "kleinen" Nachbarländern wie die Slowakei (2/2/0), Slowenien (1/2/1) und Tschechien (1/2/7) erfolgreicher abgeschnitten als Rot-Weiß-Rot. Selbst die Kleinstaaten Bahamas (325.000), Fidschi (909.000), Grenada (111.000), Estland (1,27 Mio.) oder Bahrain (1,35 Mio.) durften sich über Medaillen freuen.
Grenada ist damit das Land mit den meisten Medaillen pro Einwohner, gefolgt von den Bahamas, die dank Gold auch die höchste Dichte an Olympiasiegern hat. Dritter in dieser Wertung ist Neuseeland mit 18 Medaillen bei 4,4 Millionen Einwohnern.
Hoffen auf Tokio 2020
Die Leistungen einiger junger Debütanten geben Anlass zur Hoffnung, dass die österreichische Olympia-Medaillenbilanz in vier Jahren in Tokio endlich wieder erfreulicher aussehen könnte. Olivia Hofmann und Bernadette Graf (jeweils 5.) sowie Lukas Weißhaidinger (6.) und Kathrin Unterwurzacher (7.), allesamt 24 Jahre alt, fehlte in Rio nicht viel auf Edelmetall.
Auch einige andere der 45 Olympianeulinge im 71-köpfigen Österreich-Team schlugen sich im Vergleich mit deutlich Erfahreneren beachtlich. Diese Lichtblicke sorgten bei den Spitzenfunktionären bei all dem Bedauern über das Ausbleiben von mehr Medaillen als Segelbronze für gute Laune. "Es freut uns, dass einige Debütanten eine ganz großartige Leistung gezeigt und ihr Können ausgepackt haben", verkündete ÖOC-Präsident Karl Stoss. Auch der scheidende Rio-Projektkoordinator Peter Schröcksnadel verwies auf starke Auftritte von "Jungen, diese Plätze sind viel wert".
Vielversprechende mit Langfrist-Perspektiven und diesmal noch nicht qualifizierte Zukunftsaktien wie U20-Mehrkampfweltmeisterin Sarah Lagger sollen künftig besonders und noch gezielter gefördert werden, betonten die Verantwortlichen in Brasilien unisono. "Ich bin glücklich, dass so gute junge Athleten nachkommen, die wir weiter forcieren werden", bekräftigte Stoss. Dadurch soll der für Edelmetall nötige nächste Schritt gelingen, wie Schröcksnadel ergänzte: "Sie haben jetzt vier Jahre Zeit, das aufzuholen."
Ob und in welcher Form es überhaupt ein Nachfolgeprogramm für das großzügig dotierte Rio-Förderprojekt geben wird, ist aber noch offen. Stoss und das Sportministerium wollen noch im Herbst darüber verhandeln. Auf einen Um- und Ausbau der Förderung hoffen freilich auch die Fachverbände, die sich wie das ÖOC außerdem eine Entflechtung und Bündelung der Förderstrukturen wünschen.
(APA)