Österreich hinkt im Medaillenspiegel hinterher

Thomas Zajac und Tanja Frank
Thomas Zajac und Tanja FrankGEPA pictures
  • Drucken

Nicht nur ähnlich große Länder wie Ungarn oder Kroatien waren in Rio erfolgreicher, sondern auch Exoten wie Fidschi oder Grenada.

Mit der Einwohnerzahl kann Österreichs bescheidene Medaillenausbeute bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro nur bedingt zu tun haben. Denn zahlreiche andere Länder, die entweder über viel kleinere oder nur wenig größere Bevölkerungen verfügen, haben im Medaillenspiegel prominenter angeschrieben. An vorderster Stelle Ungarn, das auf Rang zwölf des Medaillenspiegels landete.

Mit acht Gold-, drei Silber und vier Bronzemedaillen schnitt Ungarn ähnlich gut ab wie vor vier Jahren in London. Eine solche Bilanz hat Österreich bei Sommerspielen noch nie und auch nicht annähernd zustande gebracht. Ungarn ist gemeinsam mit Jamaika (16./6 Gold/3 Silber/2 Bronze), Kroatien (17./5/3/2), Kuba (18./5/2/4), Neuseeland (19./4/9/5), der Schweiz (24./3/2/2), Griechenland (26./3/1/2), Dänemark (28./2/6/7) und Schweden (29./2/6/3) eines von neun Ländern mit bis zu zwölf Millionen Einwohnern, die im Medaillenspiegel unter den Top 30 rangieren.

>>> Der gesamte Medaillenspiegel

35 "kleine" Länder besser als Österreich

Insgesamt gelang 40 Ländern mit zwölf Millionen oder weniger Einwohnern mindestens eine Medaille, 35 davon schnitten besser ab als Österreich. Neben Kroatien haben auch einige von Österreichs "kleinen" Nachbarländern wie die Slowakei (2/2/0), Slowenien (1/2/1) und Tschechien (1/2/7) erfolgreicher abgeschnitten als Rot-Weiß-Rot. Selbst die Kleinstaaten Bahamas (325.000), Fidschi (909.000), Grenada (111.000), Estland (1,27 Mio.) oder Bahrain (1,35 Mio.) durften sich über Medaillen freuen.

Grenada ist damit das Land mit den meisten Medaillen pro Einwohner, gefolgt von den Bahamas, die dank Gold auch die höchste Dichte an Olympiasiegern hat. Dritter in dieser Wertung ist Neuseeland mit 18 Medaillen bei 4,4 Millionen Einwohnern.

Hoffen auf Tokio 2020

Die Leistungen einiger junger Debütanten geben Anlass zur Hoffnung, dass die österreichische Olympia-Medaillenbilanz in vier Jahren in Tokio endlich wieder erfreulicher aussehen könnte. Olivia Hofmann und Bernadette Graf (jeweils 5.) sowie Lukas Weißhaidinger (6.) und Kathrin Unterwurzacher (7.), allesamt 24 Jahre alt, fehlte in Rio nicht viel auf Edelmetall.

Auch einige andere der 45 Olympianeulinge im 71-köpfigen Österreich-Team schlugen sich im Vergleich mit deutlich Erfahreneren beachtlich. Diese Lichtblicke sorgten bei den Spitzenfunktionären bei all dem Bedauern über das Ausbleiben von mehr Medaillen als Segelbronze für gute Laune. "Es freut uns, dass einige Debütanten eine ganz großartige Leistung gezeigt und ihr Können ausgepackt haben", verkündete ÖOC-Präsident Karl Stoss. Auch der scheidende Rio-Projektkoordinator Peter Schröcksnadel verwies auf starke Auftritte von "Jungen, diese Plätze sind viel wert".

Vielversprechende mit Langfrist-Perspektiven und diesmal noch nicht qualifizierte Zukunftsaktien wie U20-Mehrkampfweltmeisterin Sarah Lagger sollen künftig besonders und noch gezielter gefördert werden, betonten die Verantwortlichen in Brasilien unisono. "Ich bin glücklich, dass so gute junge Athleten nachkommen, die wir weiter forcieren werden", bekräftigte Stoss. Dadurch soll der für Edelmetall nötige nächste Schritt gelingen, wie Schröcksnadel ergänzte: "Sie haben jetzt vier Jahre Zeit, das aufzuholen."

Ob und in welcher Form es überhaupt ein Nachfolgeprogramm für das großzügig dotierte Rio-Förderprojekt geben wird, ist aber noch offen. Stoss und das Sportministerium wollen noch im Herbst darüber verhandeln. Auf einen Um- und Ausbau der Förderung hoffen freilich auch die Fachverbände, die sich wie das ÖOC außerdem eine Entflechtung und Bündelung der Förderstrukturen wünschen.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

 Lukas Weißhaidinger überraschte als Sechster im Diskuswurf, in Tokio peilt er eine Medaille an.
Olympia

Österreichs Olympia-Zukunft, ungewiss und hoffnungsfroh

Eine Bronzemedaille rettete Österreichs Ehre in Rio, zur allgemeinen Zufriedenheit fehlte vieles. Manches Karriereende kündigt sich an, die Leistung einiger junger Sportler lässt für Tokio 2020 auf Besserung hoffen.
Mit einer farbenfrohen Abschlusszeremonie endeten die Spiele der XXXI. Olympiade in Rio de Janeiro. [
Olympia

Olympia: Super Mario übernimmt Staffelholz

Nach dem feierlichen Abschied von Rio begrüßte Tokio mit verkleidetem Premier die Spiele 2020. Japan verspricht perfekte Organisation und kurze Wege, der Preis dafür ist hoch.
Olympia

Superstars überstrahlen Gastgeber

Ob Michael Phelps, Usain Bolt oder Simone Biles - die großen Favoriten begeisterten bei Olympia. Lange Wege, leere Plätze und unfaire Pfiffe bleiben von Rio in weniger guter Erinnerung.
SAILING-OLY-2016-RIO
Olympia

Olympia im ORF: Beste Quote erzielten Segler

Ingesamt 4,8 Millionen Menschen sahen im ORF die Olympischen Spiele in Brasilien. In London vor vier Jahren war die Quote deutlich höher.
Shinzo Abe
Olympia

Japans Premier ging bei Abschiedsfeier als "Super Mario"

Shinzo Abe tauchte bei der Zeremonie im Maracana-Stadion als Maskottchen der Sommerspiele 2020 auf.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.