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Jackson-Tribute: Keine Stars, kein Geld – kein Konzert

(c) Die Presse (Michaela Bruckberger)
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Das geplante Michael-Jackson-Gedenkkonzert vor dem Schloss Schönbrunn ist gestorben, soll aber 2010 in London nachgeholt werden. Der Grund der Absage: fehlende Stars und die „Negativkampagne der Medien“.

WIEN. Jermaine Jackson sitzt mit versteinerten Gesichtszügen auf dem Podium im Wiener Hotel Hilton. Neben ihm erklärt Veranstalter Georg Kindel – nicht unbedingt besser gelaunt als Jackson –, dass das Gedenkkonzert für Michael Jackson (geplant für den 26.September vor dem Schloss Schönbrunn) gestorben sei. Und dass das Konzert trotzdem stattfinden wird – im Juni 2010 in London.

Weiters erklärt Kindel den Medienvertretern, dass daran (an der Verlegung des Konzerts von Wien nach London) die Medien mit ihren kritischen Berichten schuld seien. Und dass die Medien auch an den Absagen der Künstler schuld seien, die durch die Negativschlagzeilen abgeschreckt wurden. Und dass es seitens der Journalisten keine weiteren Fragen dazu geben werde (die waren aber anderer Meinung). Und dass Jackson nun sofort zum Flughafen müsse.

Mit seinem marineblauen Mantel, der an eine Uniform erinnert, wirkt Jackson auf dem Podium derweil wie der Kapitän auf der Brücke eines Schiffes, eines untergehenden Schiffes.

Minuten später. Mehr als 50 Journalisten von internationalen TV-Sendern, Radiostationen und Nachrichtenagenturen bestürmen Jackson. Securitys schreiten ein, schaffen es aber nicht, die Journalisten fernzuhalten. Jackson flieht mit dem Rücken zur Wand durch einen Ausgang. Manche artikulieren später so etwas wie Mitleid mit dem Bruder von Michael Jackson, der sich mit dem geplanten Konzert übernommen hat und keine echten Stars für das Tribute-Konzert vor Schönbrunn verpflichten konnte – wobei sich Jackson zuvor beschwert hatte: „Künstler, die Millionen Tonträger verkauft hatten, wurden als ,B-List-Artists‘ abgetan und lächerlich gemacht. Wenn man Künstler dieser Größenordnung hier nicht haben will: kein Problem, in London weiß man sie zu schätzen.“ Nur Wiens Vizebürgermeisterin und Finanzstadträtin Renate Brauner bekam Lob von Jackson: „Ich möchte mich sehr herzlich für ihre Unterstützung bedanken. Sie hat von Anfang an die Dimension des Events erkannt.“

Die Aussage Jacksons eröffnet Interpretationsspielräume. Immerhin hatte Brauner (siehe auch unten) kurz vor Jacksons Pressekonferenz erklärt: Die Stadt Wien wird das Konzert finanziell nicht unterstützen. Brauner zog damit ihre Zusage für die Konzertsubvention (600.000Euro) zurück. Wiens Tourismus-Direktor Norbert Kettner kommentierte den Rückzug der Stadt so: „Es ist leider offensichtlich, dass der von den Veranstaltern des Michael-Jackson-Tributes im Vorfeld versprochene Werbewert und Imagegewinn für Wien nicht realisiert werden kann.“ Dass sich nun für Wien „dieses kosmische Fenster“ geschlossen habe, sei für alle Beteiligten bedauerlich.

Geld zurück für Tickets

Wer bereits Tickets für das Wien-Konzert gekauft habe, bekomme das Geld zurück, kündigte der Veranstalter an. Ticketkäufer die im Internet oder Callcenter Karten gekauft hätten, würden nun per E-Mail verständigt. Wer die Karten an einer Vorverkaufsstelle erworben hat, kann die Tickets dort ab 21. September zurückgeben.

Jackson ließ die Frage offen, ob 2010 jene Topstars auftreten werden, die in Wien offiziell wegen „terminlicher Schwierigkeiten“ nicht auf der Bühne stehen konnten. Derzeit steht nur fest, dass die Ticketpreise gesenkt wurden. Für das Wien-Konzert lagen die günstigsten Ticketpreise bei 63Euro; für das Konzert im Wembley-Stadion bei 44Britischen Pfund (umgerechnet 50Euro). Wobei der Kartenvorverkauf für das London-Konzert am 1.Dezember starten soll.

AUF EINEN BLICK

Abgesagt. Das für den 26. September vor dem Schloss Schönbrunn geplante Michael Jackson-Gedenkkonzert wurde am Freitag von Jermaine Jackson und Veranstalter Georg Kindel abgesagt. Es soll 2010 in London stattfinden. Die Begründung: Absage von internationalen Stars und negative Schlagzeilen. Zuvor hatte bereits die Stadt Wien ihre Zusage, das Konzert mit 600.000 Euro zu subventionieren, zurück gezogen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.09.2009)

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