Die Absage des Jackson-Tributes dürfte dem Image von Wien nicht schaden, meint Tourismusdirektor Norbert Kettner. Weder die Stadt noch der Veranstalter habe viel falsch gemacht.
Wiens Tourismusdirektor Norbert Kettner sieht keinen Imageschaden für die Stadt wegen der Absage des Tribute-Konzerts für den verstorbenen Popstar Michael Jackson, das für den 26. September geplant war. Zwei Tage negative Berichterstattung sind aus seiner Sicht "zu kurz", um den guten internationalen Ruf Wiens zu schädigen, sagte Kettner in der "ZiB24". "So was tut weh", kommentierte er allerdings die Schlagzeilen zur Absage des Konzerts.
Für die Veranstalter Georg Kindel und Jermaine Jackson hatten negative Medienberichte Mitschuld an der Absage. Das Konzert soll nun im Juni 2010 im Londoner Wembley-Stadion nachgeholt werden.
Reißleine rechtzeitig gezogen
Innerhalb der Woche habe sich eine "Schräglage entwickelt in der medialen Darstellung. Und deswegen mussten wir auch die Reißleine ziehen", sagte Kettner, der nicht glaubt, von den Veranstaltern getäuscht worden zu sein. "Da ist kein Vorsatz sicher gewesen." Man habe fälschlicherweise geglaubt, das Riesen-Event in acht Wochen hinzubekommen. Daher sein auch keine Klage in Aussicht genommen.
Selbst habe man "wenig falsch gemacht". Wenn eine Stadt ein derartiges Projekt angeboten bekomme, müsse sie Ja sagen.
Medienwelt wehrt sich
Österreichs Medienwelt glaubt nicht an eine tragende Rolle oder Mitschuld an der Absage des Wiener Jackson-Tributes: "Ich kann für uns nur sagen, wir haben extrem fair berichtet", betonte "Österreich"-Herausgeber Wolfgang Fellner. "Wir schätzen ja den Herrn Georg Kindel sehr." Ähnlich sieht es auch "Kurier"-Chefredakteur Christoph Kotanko: "Die Berichterstattung war nicht feindlich, sondern faktentreu." Eva Dichand, Herausgeberin des Gratisblattes "Heute", ortete eine schlechte Informationspolitik von Veranstalter Georg Kindel.
"Bei aller Sympathie für den Veranstalter, sind wir der Wahrheit und dem Leser verpflichtet", so Fellner. "Wenn wir wissen, dass ein Konzert vor der Absage steht, müssen wir das schreiben." Man habe die Meinung der Leser wiedergegeben, die sich zunächst sehr gefreut hätten, dann enttäuscht gewesen seien. Anders sah er die Rolle konkurrenzierender Tageszeitungen und Medien: "Ich glaube generell, dass die österreichische Berichterstattung zu himmelhochjauchzend und dann zu hämisch ist. Ich habe schon den Eindruck, dass ein paar Leute zu hämisch unterwegs waren", so Fellner, der sein Medium dabei völlig ausnahm: "Bei uns gibt es keine Häme und keine mediale Hinrichtung."
Kritik an der Konzertorganisation übte hingegen die "Kurier"-Chefredaktion: "Die Veranstalter hatten viel versprochen, außer dem Rattenschwanz ihrer Ankündigungen ist nichts geblieben", so Kotanko. "Meine Diagnose war von Anfang an: schwere Hysterie. Dass sich die Wiener Stadtpolitik anstecken ließ und Steuergeld hineinstecken wollte, ist höchst bedenklich und sollte dringend aufgeklärt werden."
Auch "Heute"-Herausgeberin Eva Dichand wies eine Schuld der heimischen Medien zurück: "Ich glaube nicht, dass irgendein internationaler Star wegen der österreichischen Berichterstattung abgesagt hat", meinte sie zur APA. "Heute" habe vor allem zu Beginn sehr positiv berichterstattet, und das bis zum Zerbröckeln der Veranstaltung in den vergangenen Tagen. Kritik brachte die Zeitungschefin aber Organisator Georg Kindel entgegen, der wochenlang nicht erreichbar gewesen sei und auf im Raum stehende Anfragen nicht reagiert habe. "Der hat einfach mehr versprochen, als er halten konnte", so ihr Fazit.
(Ag. )