Das Spitzeninstitut RZB wird mit der börsennotierten Osteuropatochter RBI verschmolzen. Chef des neuen Instituts soll RLB OÖ-Chef Heinrich Schaller werden.
Wien. Vor zwei Wochen musste die Bekanntgabe noch einmal kurzfristig verschoben werden. Am Mittwochabend war es dann soweit. In einer Aussendung gaben das Raiffeisen Spitzeninstitut RZB und die börsennotierte Osteuropatochter Raiffeisen Bank International (RBI) bekannt, dass sie die bereits erwartete Fusion vollziehen werden.
Konkret handelt es sich dabei um einen „Downstream Merger“, bei dem die RZB Teil der RBI wird und die RZB-Aktionäre (die verschiedenen Raiffeisen Landesbanken) im Rahmen einer Kapitalerhöhung neue Aktien des fusionierten Instituts erhalten. Die Eigentumsverhältnisse des weiterhin an der Börse notierten Unternehmens werden sich dadurch naturgemäß ebenfalls verändern.
Besitzen die Landesbanken über die RZB zur Zeit 60,8 Prozent an der RBI wird ihr Anteil am fusionierten Institut auf 64,3 bis 65,4 Prozent ansteigen. Grund dafür ist, dass die RZB ja auch andere Unternehmensteile, etwa die damit verbundenen Beteiligungen, von der Raiffeisen KAG über Leipnik-Lundenburger bis zur Bausparkasse, in das neue Institut einbringt.
Aktionäre sind skeptisch
Der Streubesitz wird so von 39,2 auf 34,6 bis 35,7 Prozent fallen. Die genauen Zahlen werden erst feststehen, wenn die endgültigen Bewertungen vorliegen. Diese wurden von zwei Wirtschaftsprüfungsgesellschaften (eine von RBI beauftragt, eine von der RZB beauftragt) erstellt, müssen laut Gesetz allerdings noch von einem Verschmelzungsprüfer – einer dritten Wirtschaftsprüfungsgesellschaft – bestätigt werden.
Die Frage der Bewertung dürfte aber auch von den Aktionären genau beobachtet werden. So haben viele Anleger immer noch das negative Beispiel von 2010 vor Augen. Damals fusionierte die RBI mit den operativen Teilen der RZB und wurde aus Sicht vieler Anleger zu gering bewertet. Schon die Ankündigung einer möglichen Fusion im diesjährigen Mai ließ daher die Aktie der RBI um rund zehn Prozent abstürzen.
Spätestens am 23. Dezember sollen die konkreten Zahlen jedoch auf dem Tisch liegen und veröffentlicht werden. Denn vier Wochen später – am 24. Jänner – müssen die Aktionäre in einer außerordentlichen Hauptversammlung darüber abstimmen. Die Fusion muss dabei von Dreiviertel des Kapitals angenommen werden. Vollzogen sein soll die Verschmelzung bis Ende März 2017, sodass das neue Institut, für das auch noch ein neuer Name gesucht werden muss, ab 1. April operativ tätig werden kann.
Grund für die Fusion ist einerseits eine Vereinfachung der äußerst komplexen Struktur bei Raiffeisen. Andererseits soll die Fusion auch für eine bessere Kapitalausstattung sorgen – zumindest bei der RZB. So erläuterte deren derzeitiger Chef, Walter Rothensteiner, bereits im vergangenen Dezember, dass es für das Raiffeisen-Spitzeninstitut ein Problem sei, dass es nicht an der Börse notiere, sondern nur die Tochter RBI. Dadurch könnten Anteile der Kleinaktionäre nicht voll in die Kapitalquote eingerechnet werden.
Dies sorgte etwa dafür, dass Raiffeisen beim jüngsten Stresstest der EZB nur auf dem drittletzten Platz landete. Bei dem fusionierten Institut soll die harte Kernkapitalquote direkt nach der Fusion bei 11,3 Prozent zu liegen kommen. Ziel sei jedoch weiterhin ein Wert von 12 Prozent, heißt es.
Noch keine offizielle Verlautbarung gab es am Mittwochabend über den neuen Chef des Instituts. Sowohl Rothensteiner als auch RBI-Chef Karl Sevelda scheiden aus Altersgründen für diesen Job aus. Wie „Die Presse“ mehrfach berichtet hat, wird daher der derzeitige Chef der oberösterreichischen Landesbank, Heinrich Schaller, der neue starke Mann bei Raiffeisen werden.
Kampf um den Aufsichtsrat
Der Aufsitzratsvorsitz wird aus Gründen des Ausgleichs definitiv an die mächtigste Landesbank – jene aus Niederösterreich-Wien – gehen. Allerdings gibt es hier zwei prominente Vertreter, die sich dafür in Stellung bringen. Einerseits ist das der aus dieser Landesbank stammende Rothensteiner, der vom Chefsessel an die Spitze des Kontrollgremiums wechseln will. Das gleiche Ansinnen hat jedoch auch der bisherige Aufsichtsratschef der RZB, Erwin Hameseder. Letzterer ist gleichzeitig auch Aufsichtsratschef bei der Landesbank NÖ-Wien – und soll in Summe die besseren Karten haben.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 6. Oktober 2016)