Vereinigte Bühnen mussten nachzahlen

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PK ´NEUE R�UMLICHKEITEN DES HAUSES DER GESCHICHTE´: DROZDA(c) APA/HANS PUNZ
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Mitarbeiterinnen haben die Vereinigten Bühnen Wien geklagt. Das kostete den Betrieb nun mehrere Hunderttausend Euro.

Wien. Die Vereinigten Bühnen Wien (VBW) haben wieder einmal Geldsorgen. Wegen prekärer Beschäftigungsverhältnisse waren Mitarbeiter vor Gericht gezogen. Das kostete den Betrieb nun Hunderttausende Euro.

Wie „Die Presse“ berichtete, reichten zwei Mitarbeiterinnen Klage beim Arbeitsgericht ein, weil sie sich von ihrem Betrieb ausgebeutet fühlten. Sie waren wie viele andere Kostümbildner und Bühnenarbeiter als sogenannte Tagesaushelferinnen beschäftigt. Ihre Verträge beinhalteten eine Sechstagewoche, sie wurden nur nach geleisteten Stunden bezahlt. Ein Dienstplan für die nächste Woche wurde immer Freitag bis 17 Uhr ausgehändigt. Die Kernarbeitszeit war zwischen 7.30 und 23 Uhr, freie Tage an Wochenenden gab es selten. Ein geregeltes Privatleben war kaum möglich – dazu verdienten sie weniger als Fixangestellte.

Neue Mitarbeiter der VBW seien stets als Tagesaushelfer angestellt worden, eine Fixanstellung sei ihnen dann nach Bedarf und Leistung angeboten worden, hält der Oberste Gerichtshof nun in seinem Urteil fest. Er gab den beiden Klägerinnen auch in dritter Instanz recht. Die VBW wurden dazu verurteilt, an die beiden Frauen jeweils eine Entschädigung von rund 8500 Euro zu bezahlen.

Entschädigung für alle

Damit ist die Causa nicht vom Tisch: Denn der damalige Direktor der Vereinigten Bühnen und heutige Kulturminister, Thomas Drozda (SPÖ), soll damals in einer Betriebsversammlung versprochen haben, dass alle Tagesaushelfer eine Entschädigung erhalten, sofern die beiden Mitarbeiterinnen vor Gericht erfolgreich seien.

Drozda war von 2008 bis Mai 2016 Direktor der Vereinigten Bühnen Wien – erst nachdem die beiden Mitarbeiterinnen im August Klagen eingereicht hatten und medial darüber berichtet wurde, wurde ein neuer Kollektivvertrag ausgearbeitet und das seit 1987 existierende Arbeitsverhältnis der Tagesaushelfer abgeschafft. Mit 1. Jänner 2016 wurden all jene, die wollten, angestellt. Dennoch: 55 Mitarbeiter könnten ihre Ansprüche aus der Vergangenheit nach wie vor geltend machen – und würden wohl mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit recht bekommen.

Ständige Geldnot

Darum haben die Vereinigten Bühnen mit diesen Mitarbeitern nun präventiv Vereinbarungen getroffen und pauschale Abgeltungen für allfällige Ansprüche mit dem Oktobergehalt bezahlt. Rückwirkend waren für einen Zeitraum von drei Jahren 8330 Euro brutto vorgesehen. Wer weniger lang im Betrieb war oder nicht Vollzeit arbeitete, bekam mit eine aliquote Zahlung. Insgesamt wurde für 55 Mitarbeiter laut Vereinigte Bühnen Wien eine Summe von 385.000 Euro aufgewendet.

Für den Kulturbetrieb, der unter notorischer Geldnot leidet, ist das viel. Das ohnehin hoch subventionierte Unternehmen, das der Wien-Holding gehört und somit der Stadt Wien, erhielt erst mit 2014 eine zusätzliche Finanzspritze von 4,9 Millionen Euro für drei Jahre, um über die Runden zu kommen.

Im Jahr 2015 betrug die Förderung 42 Millionen Euro – das war fast die Hälfte jener 85 Millionen Euro, die die Stadt insgesamt für darstellende Kunst vergab. 2015 erwirtschafteten die VBW zwar ein Plus – allerdings war dies mit 1,5 Millionen Euro ungefähr genauso hoch wie die zusätzliche Subvention für dieses Jahr, die trotz Überschusses nicht zurückbezahlt werden musste.

Sparpläne

Für 2017 beträgt die Subvention „nur“ mehr 40 Millionen Euro – das heißt, die VBW müssen sparen. Das soll unter anderem dadurch erreicht werden, dass es statt zwei Intendanten bald nur mehr einen geben soll. Allerdings wurden die Verträge des Theater-an-der-Wien-Intendanten, Roland Geyer und des Musical-Intendanten Christian Struppeck erst im April bis 2020 verlängert – ohne Ausschreibung. Formal sei diese nicht zwingend notwendig, da die beiden formal die Positionen eines Prokuristen und nicht die eines Geschäftsführers bekleiden, so Drozdas Argumentation.

Die Ausschreibungen für beide Positionen, die ab 2020 auch übergreifend sein können, sollen aber noch heuer erfolgen, hieß es.

AUF EINEN BLICK

Theater. Die Vereinigten Bühnen betreiben in Wien die Musical-Bühnen Ronacher und Raimund Theater, sowie mit dem Theater an der Wien eine Oper. Zwei Mitarbeiterinnen klagten wegen schwammiger Anstellungsverhältnisse und bekamen recht. Ihnen wurde jeweils eine Entschädigung von rund 8500 Euro zugesprochen. Weil rund 50 Mitarbeiter ähnliche Ansprüche hätten, müssen die VBW nun Abgeltungszahlungen leisten. Das kostet sie Hunderttausende Euro.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.11.2016)

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