Weidmann knüpft EZB-Geldflut an Inflationsziel

Jens Weidmann pocht auf zügiges Ende der ultralockeren EZB-Geldpolitik bei Zielerreichung.
Jens Weidmann pocht auf zügiges Ende der ultralockeren EZB-Geldpolitik bei Zielerreichung.(c) APA/AFP/ODD ANDERSEN
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Sobald das Inflationsziel von zwei Prozent "von unten" nachhaltig erreichbar scheint will der deutsche Bundesbank-Präsident Jens Weidmann die offenen Geldschleusen der EZB schließen.

Die ultralockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) darf aus Sicht von Bundesbank-Präsident Jens Weidmann nicht zu einer Dauertherapie werden. "Sie ist zu beenden, wenn eine nachhaltige Annäherung der Inflation an ein Niveau von unter, aber nahe zwei Prozent auf mittlere Sicht erkennbar ist", sagte Weidmann am Donnerstag in Berlin auf einer Bankenveranstaltung laut Redetext. Je länger die expansive Politik währe, umso weniger wirke sie und umso mehr unerwünschte Nebenwirkungen würden auftreten. Aktuell hält Weidmann aber die offenen Geldschleusen der Euro-Notenbank für weiterhin notwendig, um Preisstabilität zu gewährleisten.

Die EZB strebt knapp zwei Prozent Inflation als Idealwert für die Wirtschaftsentwicklung im Euro-Raum an. Im Oktober waren die Preise aber lediglich um 0,5 Prozent gestiegen. Inzwischen hinkt die EZB ihrem Inflationsziel bereits seit Frühjahr 2013 hinterher. Um die Konjunktur anzuschieben und für Preissteigerungen zu sorgen, hält die EZB die Zinsen schon seit geraumer Zeit sehr niedrig. Der Leitzins liegt sogar aktuell auf dem Rekordtief von 0,0 Prozent. Zudem pumpen die EZB und die nationalen Notenbanken Monat für Monat über den Kauf von Staatsanleihen und anderen Schuldtiteln Milliarden in das Bankensystem, um die Kreditvergabe anzuregen.

Die Bundesbank stand dem billionenschweren Kaufprogramm von Anfang an kritisch gegenüber. Es sei entscheidend, dass das Staatsanleihen-Kaufprogramm keine Verlustteilung vorsehe "und keine Gemeinschaftshaftung für Staatsschulden durch die Hintertür einführt," sagte Weidmann. Rote Linien müssten zudem beachtet werden, die einen ausreichenden Abstand zur verbotenen monetären Staatsfinanzierung sicherstellen. Um Kritik entgegenzuwirken, hat die EZB bei ihrem Programm Kaufobergrenzen gesetzt. So soll unter anderem sichergestellt werden, dass die Zentralbank nicht zu einem dominierenden Gläubiger von Staaten wird und die Preise am Anleihenmarkt nicht verzerrt werden.

(Reuters)

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