Die EZB setzt den Kauf von Staatsanleihen in großem Stil bis mindestens Dezember 2017 fort. Der Leitzins bleibt auf einem Rekortief von null Prozent.
Die Europäische Zentralbank (EZB) verlängert ihr gewaltiges Kaufprogramm für Staatsanleihen und andere Wertpapiere bis mindestens Ende des Jahres 2017. Die Notenbank will allerdings ab April monatlich statt 80 Mrd. nur noch 60 Mrd. Euro in den Markt pumpen, wie die EZB am Donnerstag in Frankfurt mitteilte. Sie werde künftig auch Bonds mit einer Laufzeit von einem Jahr erwerben, sagte EZB-Präsident Mario Draghi. Damit erweitere man die Gruppe der aufkaufbaren Anleihen.
Bisher erwarb die Notenbank nur Papiere mit Laufzeiten zwischen zwei und 30 Jahren. Künftig seien auch Käufe von Anleihen mit Renditen unter dem Einlagenzins von aktuell minus 0,4 Prozent erlaubt, fügte Draghi hinzu.
In den vergangenen Monaten war die Rendite vieler deutscher Bundesanleihen so stark gesunken, dass sie die EZB aufgrund selbst gesetzter Regeln nicht mehr kaufen konnte. Analysten hatten deshalb vor Knappheitsproblemen gewarnt. Zuletzt war die Verzinsung der Titel jedoch wieder gestiegen, was der EZB mehr Spielraum ermöglicht. Aktuell dürfen die Währungshüter nach eigenen Regeln bis zu 33 Prozent einer einzelnen Staatsanleihe halten.
Leitzins bleibt unverändert
Der Leitzins, zu dem sich Geschäftsbanken frisches Zentralbankgeld besorgen können, bleibt dagegen unverändert auf dem Rekordtief von 0,0 Prozent. Parken Banken überschüssiges Geld bei der EZB, müssen sie dafür weiterhin 0,4 Prozent Strafzinsen zahlen.
Die Niederlage von Italiens Ministerpräsident Matteo Renzi bei dem Verfassungsreferendum am Wochenende hatte unter Ökonomen letzte Zweifel über den Kurs der Notenbank beseitigt. Die Anleihenkäufe helfen nach Ansicht vieler Volkswirte vor allem hoch verschuldeten Staaten wie Italien, ihre Zinslast erträglich zu halten.
Anti-Krisen-Kurs
Viele Ökonomen hatten wegen der anhaltend niedrigen Inflation ohnehin mit einer Ausweitung des Anti-Krisen-Kurses gerechnet. Zwar stieg die Teuerungsrate im Euroraum im November auf 0,6 Prozent. Sie ist damit aber noch weit entfernt von dem, was die EZB für ein stabiles Preisniveau hält: Sie strebt mittelfristig für den gemeinsamen Währungsraum eine Inflation von knapp unter 2,0 Prozent an - weit genug entfernt von der Nullmarke.
Das viele billige Geld soll im Idealfall die Konjunktur ankurbeln und auch die Teuerung anheizen. Dauerhaft niedrige oder gar sinkende Preise gelten als Konjunkturrisiko. Unternehmen und Verbraucher könnten Investitionen aufschieben in der Erwartung, dass es bald noch billiger wird. Das könnte die Konjunktur abwürgen.
(APA/Reuters)