Pröll-Stiftung: Grüne orten mehrfachen Gesetzesbruch

Pröll-Privatstiftung: Grüne orten mehrfachen Gesetzesbruch
Pröll-Privatstiftung: Grüne orten mehrfachen GesetzesbruchAPA/HERBERT PFARRHOFER
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Durch die Förderungen an die Stiftung werde gegen das niederösterreichische Kulturförderungsgesetz sowie das Bundesabgabengesetz verstoßen, meinen die Grünen.

Die Grünen werfen der niederösterreichischen Landesregierung im Zusammenhang mit der Privatstiftung des niederösterreichischen Landeshauptmanns Erwin Pröll (ÖVP) mehrfachen Gesetzesbruch vor. Die Grüne Rechnungshofsprecherin Gabriela Moser und die niederösterreichische Grüne Klubobfrau Helga Krismer sprachen am Freitag von Verstößen gegen das niederösterreichische Kulturförderungsgesetz sowie das Bundesabgabengesetz.

Die Wochenzeitung "Falter" hatte diese Woche berichtet, dass die 2007 von Pröll gegründete gemeinnützige Privatstiftung, die mit 150.000 Euro an Spendengeldern zum 60. Geburtstag des Landeschefs gestartet war, von 2008 bis 2016 jährlich mit 150.000 Euro vom Land Niederösterreich gefördert wurde. 300.000 Euro davon wurden an die Stiftung überwiesen, 1.050.000 Millionen befinden sich noch auf Konten des Landes.

Das Büro Prölls und die niederösterreichische ÖVP betonten in den vergangenen Tagen, dass bei der Konstruktion alles rechtlich korrekt abgelaufen sei und das vorhandene sowie angesparte Geld einerseits für Bedürftige, andererseits für die Gründung einer Akademie für den ländlichen Raum verwendet wurde beziehungsweise noch verwendet werden soll.

Die Grünen stellen die Rechtmäßigkeit der Förderungen hingegen in Frage. "Es liegt Gesetzesbruch im Sinne des niederösterreichischen Kulturförderungsgesetzes vor", sagte die niederösterreichische Klubobfrau Krismer. Jede kleinste Förderung bis hin zur Anfertigung eines Goldhaubenkleides müsse in Niederösterreich im Kulturbericht veröffentlicht werden. Bei den Förderungen für die Pröll-Privatstiftung sei das nicht der Fall gewesen. "Das geht nicht. Wie ist es möglich, dass sich eine Privatstiftung im Gegensatz zu einem kleinen Goldhauben-Verein nicht an Gesetze halten muss", meinte Krismer.

"Das Ganze hat nicht nur eine schiefe Optik"

Laut Rechnungshofsprecherin Moser entspreche auch das Ansparen von Förderungen nicht den gesetzlichen Vorgaben. "Das Ganze hat nicht nur eine schiefe Optik, sondern ist auch rechtlich von Belang - ein Gesetzesbruch der gesamten Landesregierung." Zugleich hinterfragte Moser die Gemeinnützigkeit der Stiftung. Laut Steuerexperten bestehe eine solche Gemeinnützigkeit nämlich nur dann, wenn die gemeinnützige Tätigkeit in regelmäßigen Abständen erfolgt. "Diese Privatstiftung ist steuerrechtlich nicht gemeinnützig. Reines Ansparen bedeutet keine Gemeinnützigkeit", betonte Moser.

Die Grüne Abgeordnete geht deshalb auch von einem Verstoß gegen die Bundesabgabenordnung aus. Eine entsprechende parlamentarische Anfrage an Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP) sei in Vorbereitung. Eine Sachverhaltsdarstellung an die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft fassen die Grünen ebenfalls ins Auge. Und Moser forderte den Rechnungshof zur Prüfung der Vorgänge auf. Sie will die Causa kommende Woche im Rechnungshofausschuss des Parlaments thematisieren. "Der Rechnungshof hat die Kompetenz zu prüfen. Ich hoffe, dass bald ein Prüfteam vor dem Landhaus in St. Pölten steht", so Moser.

Im niederösterreichischen Landtag sehen sich die Grünen bei der Aufklärung der Angelegenheit indes auf verlorenem Posten. Die Wegen der politischen Abhängigkeiten und des Drucks sei dort wenig möglich. "Das ist ein krankes Milieu", meinte Krismer. "Verantwortungsbewusster Umgang mit Steuergeldern und Transparenz gilt anscheinend nicht in Niederösterreich", ergänzte Moser.

ÖVP weist Vorwürfe zurück

Die ÖVP Niederösterreich wies die Vorwürfe als "absurd und falsch" zurück. Die Förderung sei nicht nach dem Kulturfördergesetz zu bewerten, sondern nach den allgemeinen Förderrichtlinien des Landes, sagte Pröll-Sprecher Peter Kirchweger. Die Gemeinnützigkeit der Stiftung sei durch die Steuerbehörde, Wirtschafts- und Stiftungsprüfer sowie durch Rechtsanwälte belegt und gegeben.

"Sämtliche Förderansuchen wurden korrekt und nachvollziehbar abgewickelt", betonte auch Klubobmann Klaus Schneeberger. "Alles andere sind Behauptungen gegen eine gesamte Landesregierung, die durch nichts zu belegen sind."

FPÖ fordert Aufklärung

Unterdessen forderte auch die niederösterreichische FPÖ am Freitag Aufklärung von Pröll. "Ich war von Anfang an gegen die Privatstiftung", sagte Klubobmann Gottfried Waldhäusl.

Barbara Rosenkranz habe als FPÖ-Landesrätin einmal gegen die Förderung gestimmt, so der Klubobmann. Rosenkranz war von 2008 bis 2013 Landesrätin in Niederösterreich und ist nun Abgeordnete im Nationalrat. "Das Geld ist vorhanden. Politisch ist die Vorgehensweise aber hinterfragenswürdig", meinte Waldhäusl. Den Antrag der Grünen auf eine Aktuelle Stunde zur Pröll-Stiftung in der nächsten Landtagssitzung am Donnerstag wollen die Freiheitlichen aber nicht unterstützen. Die Grünen verfügen ebenso wie die FPÖ über vier Landtagsabgeordnete - für die Einberufung einer Aktuellen Stunde sind sechs Mandatare nötig.

Die FPÖ diskutiere über mögliche Schritte. Wenn man Bedarf für eine Aktuelle Stunde sehe, werde man diese selbst einberufen, so der Klubobmann. "Uns geht es nicht darum, politisches Kleingeld zu wechseln", sagte Waldhäusl.

(APA)

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