ÖVP-Verkerssprecher Ottenschläger kritisiert das "unternehmerische Abenteuer" der ÖBB im Fernbusbereich. Es bedeute "fast fünf Jahre lang rote Zahlen auf Kosten des Steuerzahlers".
Seit sechs Monaten ist „Hellö“, die Fernbusschiene der ÖBB, unterwegs. Eine erste Zwischenbilanz wurde bereits gezogen, einige Stopps gestrichen, andere neu hinzugefügt. Bisher wurden 100.000 Tickets verkauft, hieß es am Montag.
2020 wollen die Bundesbahnen im Fernbusgeschäft schwarze Zahlen schreiben. Das ruft ÖVP-Verkehrssprecher Andreas Ottenschläger auf den Plan: "Das bedeutet fast fünf Jahre lang rote Zahlen auf Kosten des Steuerzahlers", so Ottenschläger gegenüber der "Presse". Und zweifelhaft sei auch, ob man dieses Ziel erreiche. Der Nationalratsabgeordnete sieht im Vorhaben ein "unternehmerisches Abenteuer", das ein mit Steuergeld finanzierter Staatsbetrieb eingehe. Die ÖBB solle sich besser auf ihr Kerngeschäft konzentrieren.
Der ÖVP-Politiker verweist darauf, dass sich sowohl die Deutsche Bahn als auch die private Westbahn aus dem stark umkämpften Fernbusgeschäft zurückgezogen haben. "Wieso hält man bei den ÖBB so krampfhaft daran fest?", fragt sich der Politiker.
ÖBB zuversichtlich
Hellö-Sprecher Bernhard Rieder entgegnete im Gespräch mit der "Presse": "Wenn man in ein völlig neues Geschäftsfeld einsteigt, kann man nicht innerhalb von sechs Monaten Gewinn machen". Aber das ÖBB-Fernbus-Angebot sei gut angenommen worden. Den Einstieg in den umkämpften Bereich begründete Rieder damit, dass man den "Markt nicht der Konkurrenz überlassen wollte".
Einen Vorteil sieht man bei den ÖBB darin, dass man sich mit Hellö "schnell geänderten Bedürfnissen anpassen kann". Wichtig seien den Fahrgästen in erster Linie Preis, Komfort und Fahrtzeit. Daher habe man sich auch zum Einsparen einiger Zwischenstopps entschieden, sagt Rieder. So wird auf der Strecke Wien-Berlin etwa der Halt in Brünn gestrichen, was zu einer Zeitersparnis von knapp einer Stunde führt.
Bilanzzahlen "zu gegebenen Zeitpunkt"
Ein weiterer Kritikpunkt Ottenschlägers: "Aus Konkurrenzgründen" gebe man sich, sowohl bei Umsätzen, als auch was die Höhe von Investitionen betrifft bewusst zugeknöpft."Eine Strategie, die man in der Privatwirtschaft gerne anwenden kann, aber sicher nicht wenn man mit öffentlichen Geldern arbeitet." Bilanzzahlen würden zum "gegebenen Zeitpunkt" natürlich bekanntgegeben, antwortet Hellö-Sprecher Rieder. Wann es soweit ist, konnte er gegenüber der Presse nicht sagen. Am Ziel der ÖBB-Fernbuslinie habe sich jedenfalls nichts geändert: Im Jahr 2020 wolle man erstmals über eine Million Fahrgäste haben.
(sk)