Arbeitsmarkt

Alt und jung am Arbeitsmarkt: Wer hat die besseren Karten?

Presse Digital
  • Drucken

»Älter werden heißt auch besser werden.


«

Jack Nicholson

Mehr als vier Millionen Erwerbstätige gibt es momentan in Österreich, eine Zahl die Jahr für Jahr leicht ansteigt. Die Erwerbstätigenquote, also der Anteil der Erwerbstätigen an der Bevölkerung beträgt 71,4 Prozent und ist damit gegenüber dem Vorjahr leicht angestiegen. Gleichzeitig waren mit Stand Februar 475.786 Personen auf Jobsuche. Doch wie unterscheiden sich die Probleme für jung und alt am Arbeitsmarkt? Ist das Alter stark ausschlaggebend für erfolgreiche Jobsuche, oder liegen die Probleme anderswo?

Zu alt für den Job, zu jung für die Pension

Permanent steigende Zahlen zeigen sich bei der Altersarbeitslosigkeit der über 50-jährigen Österreicher. Zu alt, zu teuer, zu unflexibel und öfter krank – so lautet oft der vorurteilsbehaftete Tenor der Unternehmen. Doch tatsächlich haben ältere Arbeitsuchende auch viele Vorteile für Arbeitgeber anzubieten. Langjährige Berufserfahrung und Firmentreue sind einige der Pluspunkte. Natürlich aber ist der Erfolg für eine Wiedereingliederung am Arbeitsmarkt eine Frage der Branche.

„Bei einem großen Angebot an Arbeitskräften, wie es derzeit herrscht, haben Ältere mitunter schlechtere Karten“, weiß Birgit Gerstorfer, Geschäftsführerin des AMS Oberösterreich zu berichten. Aber es komme auch auf die Branche an. Bei körperlich anstrengenden Tätigkeiten seien die Voraussetzungen schlechter als bei Tätigkeiten, die vor allem ein langjähriges berufliches Know-how erfordern. „Viele Unternehmen haben Angst, dass ältere Arbeitskräfte unflexibler oder öfter krank sind als jüngere und wegen der Gehaltskurve teurer kommen.“, so die Arbeitsmarktexpertin.

WIFO-Arbeitsmarktforscherin Julia Bock-Schappelwein verweist auf die Aufgaben der Betriebe: „Angesichts der demographischen Entwicklung ist auf betrieblicher Ebene der zunehmenden Alterung der Arbeitskräfte Rechnung zu tragen, beispielsweise durch die Einführung bzw. Forcierung von altersgerechten Arbeitszeitmodellen, Arbeitsstrukturen, Arbeitssystemen oder Arbeitsplatzgestaltung sowie Gesundheitsprävention.“ Auch auf die Bedeutung von betrieblicher Weiterbildung für ältere Arbeitskräfte sei zu verweisen, insbesondere wenn die erlernten, schulischen Fähigkeiten am Arbeitsmarkt bereits stark an Wert verloren haben und die berufliche Weiterbildungshäufigkeit und Weiterbildungsneigung mit zunehmendem Alter deutlich abnimmt.

Generell nimmt die Arbeitsmarktforscherin Betriebe in Mitverantwortung: „Auf betrieblicher Ebene sollte das Gesundheitsmanagement gefördert werden, das heißt nicht nur einzelne Maßnahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung, sondern Verankerung der gesundheitlichen Dimension auf der Steuerungsebene im Unternehmen, um alle Bereiche durchdringen zu können.“

Probleme beim Wiedereinstieg in das Arbeitsleben haben aber ebenso vollkommen gesunde, ältere Arbeitnehmer, die hochqualifiziert sind. „Bonus-Malus Systeme, Quotenregelungen und geförderte Beschäftigungsprojekte sind durchaus Initiativen, die zu begrüßen sind, um der Altersarbeitslosigkeit beizukommen.“, meint WIFO-Arbeitsmarktforscherin Julia Bock-Schappelwein.

Doch es gibt auch andere Wege, um der Altersarbeitslosigkeit beizukommen. In Deutschland ermöglichte die Regierung, unter bestimmten Voraussetzungen den Weg in die Pension bereits mit 63 Jahren zu gehen. Dies ist dann gegeben, wenn der Arbeitnehmer ab einem Alter von 58 keine Arbeit mehr gefunden hat. In Österreich verhindert die restriktivere Pensionsreform diese Möglichkeit. Dadurch steigt zwangsläufig aber auch die Quote der Altersarbeitslosigkeit.

Auch das bevorstehende Ausscheiden der ersten geburtenstarken Jahrgänge der 1950er Jahre aus dem Erwerbsleben zeigt Wirkung und verursacht ein weiter auseinanderdriftendes Verhältnis zwischen Aktiven und Personen im Ruhestand. Erst ab 2021 werde sich die Situation am Arbeitsmarkt wieder leicht entspannen prognostiziert das WIFO.

Bildung ändert alles?

Jugendliche stehen besonders im Fokus der österreichischen Arbeitsmarktpolitik. Mit Ende des Jahres 2016 waren mehr als 72.000 Personen unter 25 Jahren ohne Beschäftigung. Die Zahlen sind zwar leicht rückläufig, dennoch soll die Beschäftigungsquote beim Einstieg in das Arbeitsleben erhöht werden.

Das aktuelle Regierungsprogramm sieht vor, dass alle Jugendlichen unter 18 Jahren nach Möglichkeit eine über den Pflichtschulabschluss hinausgehende Ausbildung abschließen. Diese Maßnahme tritt mit dem Schuljahr 2017/2018 in Kraft und setzt fest, dass jeder Jugendliche nach der 9. Schulstufe verpflichtend eine weiterführende Schule oder Ausbildung besuchen soll.

Viele Jugendliche, die sich für eine Lehre interessieren, bekommen nicht die erhoffte Stelle. Ein Großteil derer landet in Folge in einer überbetrieblichen Lehrausbildung, die Teil der AMS-Maßnahmen ist. In diesen Lehrwerkstätten befinden sich etwa 13.000 Jugendliche. Jedoch finden in Folge nur die Hälfte der Teilnehmer einen regulären Lehrplatz, die andere Hälfte verbleibt bei der überbetrieblichen Lehrausbildung. Für letztere bedeutet bedeutet dies laut einer aktuellen Studie des Instituts für Bildungsforschung der Wirtschaft (IBW) in Folge, dass die Jobaussichten deutlich schlechter sind.

Während bei den Absolventen einer Lehrausbildung im Betrieb die Arbeitslosenquote nach drei Jahren bei sieben Prozent liegt, sind von den Absolventen einer Lehrwerkstätte 22 Prozent arbeitslos. 45% der arbeitlosen Personen können lediglich Pflichtschulbildung aufweisen.  Aber Bildung alleine ist nicht alles. Auch junge Akademiker sind nicht von Arbeitslosigkeit verschont, ein leichter Anstieg ist auch hier bemerkbar. Hinzu kommt, dass diese Gruppe zusehends von prekären Arbeitsverhältnissen wie Scheinselbständigkeit oder Praktika abhängig ist. Dominik Leitner (28) studierte Medienmanagement und Journalismus und weiß von den Problemen und Auswirkungen der Arbeitslosigkeit zu berichten:“Die Suche nach einem Job, das Nichtfinden, die scheinbare Unvermittelbarkeit beim AMS, all das. Man fühlt sich abhängig, depressiv und fällt in ein tiefes Loch, aus dem man versucht herauszukommen.“

Schließlich bekam er die Möglichkeit, bei einigen Projekten auf Honorarbasis mitzuarbeiten und will dies auch künftig tun. Nicht ohne zu erwähnen, daß er natürlich sofort zugreifen würde, sollte sich eine Fixanstellung ergeben. Der Arbeitsmarkt in Östereich ist einem Wandel unterzogen und die Wirtschaftskrise hat auch bei Akademikern ihre Spuren hinterlassen. Hohe Arbeitslosenquoten verzeichnet etwa das Studium der Betriebswirtschaft wie auch das der Rechtswissenschaft.

Neben der Anforderungen der Arbeitgeber an die Absolventen, ist es  auch eine Vielzahl von Mitbewerbern, welche die Arbeitssuche von Jung-Akademikern erschweren. Die Konkurrenz ist groß und Jahr für Jahr verlassen unheimlich viele Absolventen die Universitäten oder Fachhochschulen mit einem Abschluss. Gut vernetzt zu sein ist am heutigen Arbeitsmarkt ein wichtiges Kriterium, denn nur so erschließt sich auch der versteckte Arbeitsmarkt, der oftmals eine Chance darstellt, um ins Berufsleben einzusteigen.

Presse Digital

Der Alumniverband der Universität Wien bietet verschiedene Programme zur Unterstützung von Jung-Akademikern. Individuelle Unterstützung bietet das „Alma-Mentoring-Programm zum Berufseinstieg“ in der Studienabschlussphase. Berufserfahrene Absolventen übernehmen die Betreuung, es gibt Workshops und Peer-Treffen. Ziele des Programms sind das Selbstbewusstsein und die Eigenverantwortung der Studierenden zu stärken und durch Erfahrungsaustausch den Übergang vom Studium zum Beruf zu erleichtern. Das Programm „u:start“ unterstützt Akademiker beim Schritt in die Selbständigkeit. Über 4000 Absolventen finden finden sich auf der Plattform „Alumni Map“, die dort aufzeigen, wo sie leben und was sie beruflich tun. Hier können Studierende recherchieren, in welchen Berufen Absolventen ihrer Fachrichtung aktiv sind und mit diesen Kontakt aufnehmen. Auch der Zugang zu Netzwerkveranstaltungen wird angeboten, einerseits zum Austausch von Akademikern untereinander aber auch zum Aufbau eines eigenen beruflichen Netzwerks.

(Von Michael Brandstetter)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.