Alu Menziken baut ein neues Werk in Rumänien und will so auch den Standort in Österreich stärken. Eine Expansion im eigenen Land hatte keine Chance.
Wien. 250 Arbeitsplätze. Zumindest so viel kann das rumänische Städtchen Satu Mare auf der Haben-Seite verbuchen, wenn die Alu Menziken Gruppe dort im kommenden Jahr ihr neues Werk eröffnen wird. Geldgeber für die 50 Millionen Euro schwere Expansion der Schweizer Aluminium-Schmiede ist der Wiener Industrielle Michael Tojner. Die Alu Menziken AG ist seit einigen Jahren fixer Bestandteil der Tojner-Firmengruppe Montana Tech Components.
Die Rechnung, warum der österreichische Eigentümer stattdessen nicht auf den Ausbau bestehender Werke in der Schweiz oder in Oberösterreich gedrängt habe, sei simpel, sagt Alu Menziken-Chef Ingo Planer zur „Presse“. Preise für Grund und Boden, aber auch Unternehmenssteuern seien zweitrangig. Es geht – wie so oft – um die Arbeitskosten. „In der Schweiz muss ich einem Arbeiter fast 5000 Euro brutto überweisen.“, so Planer. „In Rumänien bekomme ich gute Arbeiter um 400 Euro im Monat.“ Seit der Übernahme durch Montana Tech hat Planer beim Schweizer Traditionsbetrieb ordentlich aufgeräumt. Er kündigte den Gesamtarbeitsvertrag (analog zum Kollektivvertrag), kürzte die Produktion, trennte sich von 200 der 350 Mitarbeiter. Statt 20.000 Tonnen Aluminiumprodukte (und heftigen Verlusten) macht das Unternehmen heute nur noch 9500 Tonnen – und schreibt wieder Gewinne. Doch mit Kosteneinsparungen alleine komme das Unternehmen nun nicht mehr weiter. „Wir brauchen Rumänien, um weiter wachsen zu können. In der Schweiz geht sich das nicht mehr aus“, erklärt der Firmenchef.
Kompromiss bei Arbeitszeit
In Österreich, wo Alu Menziken vor zweieinhalb Jahren die oberösterreichische Aluschmiede Euromotive von der Salzburg Aluminium AG übernommen hat, sei das anders. In den vergangenen Monaten ist es Planer gelungen, das abgewirtschaftete Unternehmen neu und zukunftssicher aufzustellen. Produziert wird hier vor allem für deutsche Premiumhersteller im Automotive- oder Luftfahrtbereich. In dieser Nische sei zusätzliches Wachstum vorerst weiter möglich. Auch, weil das Unternehmen in Sachen Arbeitszeit einen „Superkompromiss“ mit der Belegschaft gefunden habe. Während weite Teile der heimischen Industrie noch auf eine Lockerung der Arbeitszeitregelung durch die Regierung warten, habe man das Problem am kurzen Amtsweg selbst gelöst. Gemeinsam mit dem Betriebsrat wurde eine Lösung gefunden, sodass die Mitarbeiter bei Auftragsspitzen länger arbeiten und bei Flaute eben Zeitguthaben abbauen.
Österreich soll profitieren
Das bestehende Werk in Österreich sei zwar durch die Expansion nie in Gefahr gewesen, da in Rumänien vor allem Vorarbeiten erledigt würden. Im Gegenteil: Letztendlich soll das heimische Werk von seiner neuen Schwester in Rumänien sogar profitieren. Denn die Vorprodukte kommen deutlich billiger aus Satu Mare als wie bisher aus den Schweizer Werken. Das stärkst auch die Wettbewerbsfähigkeit der Alu Menziken Euromotive. Als echte Alternative zu Rumänien habe Österreich dennoch keine Chance gehabt, so Planer: „Arbeitskraft ist auch bei uns aufgrund der Lohnnebenkosten viel zu teuer“, sagt er. Und selbst wenn man das noch über höhere Qualität (und höhere Preise) abfedern könne, reiche es für eine Entscheidung für den Standort Österreich nicht aus. „Kein Investor wird 50 Millionen Euro in die Hand nehmen und eine Industrieanlage bauen, solange der Kanzler ständig davon redet, dass er Maschinen besteuern will.“
("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.02.2017)