Das „Konterkarieren“ der Verwaltungen auf Länderebene gehöre hinterfragt.
Wien. Nachdem vergangene Woche der Wiener Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres die Abschaffung des Hauptverbandes gefordert hatte, stellt nun auch der Präsident der Österreichischen Kammer, Artur Wechselberger, die Dachorganisation der Sozialversicherungen infrage. Über diese Struktur müsse man sich „Gedanken machen“, sagte er bei einer Pressekonferenz am Mittwoch.
Denn auch innerhalb der Sozialversicherungen sei die Begeisterung über die starke Zentralorganisation „enden wollend“. Er hält es daher für „durchaus legitim“ zu hinterfragen, ob es dem Fortschritt dient, wenn die Zentralorganisation die Selbstverwaltung auf Länderebene konterkariere.
Forderung nach mehr Kassenverträgen
Wechselberger bekräftigte am Mittwoch auch die Forderung nach mindestens 1000 neuen Kassenstellen österreichweit. Zudem seien mehr Verträge mit nicht-ärztlichen Gesundheitsdienstleistern nötig – etwa im Bereich der Psychotherapie und der ambulanten Pflege, wo es schwere Defizite gebe. Darüber hinaus fordert er mehr Geld, um das Problem der Gangbetten und der immer länger werdenden Wartezeiten in den Griff zu bekommen. Im Falle weiterer Einsparungen drohe eine Zerstörung des Systems.
Gute Nachrichten gab es von Wechselberger in Sachen Primärversorgungszentren (siehe auch neben stehenden Bericht). Nach dem Streik- und Aktionstag der Ärztekammer vor Weihnachten setzt man nun auf Dialog. In allen Bundesländern würden Gespräche der Kammer mit Sozialversicherungen und Ländern laufen. Wichtig sei die „Vernetzung bestehender Einrichtungen“, anstatt neue Zentren „auf die grüne Wiese“ zu setzen, die – vor allem in ländlichen Gebieten – schwer zu erreichen seien. (APA/red.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.02.2017)