Wenn es nach der Arbeiterkammer geht, gebe es keinen Spielraum für eine Reduktion von Zuschlägen. Im Gegenteil, AK-Präsident Kaske fordert Zuschläge für die Mehrarbeit bei Teilzeit.
In der Diskussion um eine flexiblere Arbeitszeit kündigen sich verhärtete Fronten an. Die Arbeitgeber wollen bis 12 Stunden Tagesarbeitszeit keine Zuschläge bezahlen. Es soll dann gearbeitet werden können, wenn es sinnvoll sei, sagt die Industriellenvereinigung. 70 Prozent der Arbeitnehmer würden laut WKÖ-Präsident Christoph Leitl die Flexibilisierung schon erwarten. Anders tönt es von der Arbeiterkammer. "Überstunden müssen Überstunden bleiben", sagte AK-Präsident Rudolf Kaske im Rahmen einer Pressekonferenz am. Zudem gebe es ohnehin jetzt schon eine Vielzahl von Möglichkeiten, länger und flexibel zu arbeiten, ergänzt Markus Wieser, Präsident der Arbeiterkammer NÖ.
In Wahrheit gehe es nicht um die Flexibilität der Arbeitnehmer, meint Wieser: "Es wäre viel ehrlicher, wenn die Arbeitgeber sagen würden, dass es ausschließlich um die Reduktion oder Abschaffung von Zuschlägen geht." Man würde die Arbeitnehmer irreführen mit dem Versprechen, sie könnten ihre Zeit flexibel einteilen, denn in den meisten Jobs sei die Arbeitszeit vorgegeben: Vom Schichtarbeiter über den Busfahrer bis zum Spitalsarbeiter müssten alle pünktlich kommen und gehen. Wie von den Arbeitgebern gefordert 12 Stunden pro Tag oder 60 Stunden pro Woche zu arbeiten, gebe es jetzt schon, aber "es geht nicht ohne Zuschläge".
Kaske will kürzere Arbeitszeiten
Kaske redet auch der Arbeitszeitverkürzung das Wort und nennt als Beispiel die leichtere Erreichbarkeit der 6. Urlaubswoche". Auch der Rechtsanspruch auf eine Woche Weiterbildung im Jahr - eventuell mit Ansparen und geblocktem Verbrauch dieser Zeit - bleibe eine Forderung. Und was die Überstundenzuschläge betrifft, will Kaske eher eine Ausdehnung als eine Reduzierung. So fordert der AK-Präsident auch für Teilzeitbeschäftigte einen 50-prozentigen Zuschlag ab der ersten Mehrarbeitsstunde.
Die Vorgabe der Regierung an die Sozialpartner bis Juni eine Einigung zu einer Mindestentlohnung von 1500 Euro zu finden, nehme Kaske zwar ernst, aber zeitlich drängen wolle er sich dann doch nicht lassen.
"Die Welt wird sich weiterdrehen auch nach dem 30.6.", so Kaske. "Das Wesen von Verhandlungen ist, dass man mit dem Verhandlungspartner verhandelt und sich nicht gegenseitig etwas ausrichtet", so Kaske zum Abschluss seiner Forderungen. Diese Aussage erinnert an die Worte von Wirtschaftskammer-Präsident Leitl vergangene Woche, Leitl zieh die Arbeitgebervertreter der Polemik, auf die er sich nicht einlassen möchte. Die Schüsse aus der zweiten und dritten Reihe der Arbeitnehmervertretungen seien ein falsches Verhalten, rügte Leitl: Er wolle lieber Fakten außer Streit stellen und nach Lösungen suchen. Dennoch glaubt Kaske, dass man im späten Frühjahr ein Zwischenergebnis oder ein Endergebnis präsentieren werden können.
Die Arbeiterkammer legte am Montag eine Befragung von 2.000 Arbeitnehmern vor. Demnach sind Menschen, die Gleitzeit haben, also ihre täglichen Beginn- und Schlusszeiten selber aussuchen können, zu rund 70 Prozent zufrieden, nur vier Prozent sind unzufrieden. Dort hingegen, wo flexible Zeiten von der Firma vorgeschrieben werden, seien nur 30 Prozent sehr zufrieden, 24 Prozent hingegen ausdrücklich unzufrieden. Ein Problem sei insbesondere, dass mehr als die Hälfte (52 Prozent) erst weniger als 14 Tage im Voraus erfahren, wann sie arbeiten müssen.
(APA/red.)