Die jihadistische Terrormiliz ruft zum Angriff gegen die Minderheit auf. Nach mehreren Morden auf dem Sinai fliehen die Christen nun in Richtung Niltal.
Kairo. Nach Einbruch der Dunkelheit stürmten Maskierte das Haus und erschossen den Vater vor den Augen seiner entsetzten Familie. Einen Schuster traf es am helllichten Tag bei der Arbeit auf einem belebten Markt, einen Tierarzt vor der Tür seiner Praxis. Ein weiteres Opfer wurde bei lebendigem Leib verbrannt. Eine schwangere Frau musste mitansehen, wie der Eindringling erst ihren Mann exekutierte, dann seelenruhig ein Pepsi-Cola trank, bevor er verschwand.
Sieben koptische Christen wurden in den vergangenen Tagen auf dem Nordsinai durch die Extremisten des Islamischen Staates (IS) ermordet. Seitdem herrscht Panik unter der christlichen Minderheit, die sich von Polizei und Militär im Stich gelassen fühlt. „,Niemand ist mehr sicher‘, lautet die Botschaft der Täter“, sagt Mina Thabet, der für die angesehene Menschenrechtsorganisation Egyptian Commission for Rights and Freedoms arbeitet. „Ich werde nicht untätig auf meinen Tod warten – ich mache dicht und gehe“, erklärte eine Koptin, die in der Provinzhauptstadt al-Arish ein kleines Restaurant besitzt.