Die Rot-Weiß-Rot-Card soll regionalisiert werden, auch Mangelberufe sollen sich künftig derart definieren. Das wünschen sich Industriellenvereinigung und Wirtschaftskammer.
Die Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, hochqualifizierte Ausländer ins Land zu holen und hat dafür vor sechs Jahren die Rot-Weiß-Rot Card eingeführt. Allerdings bleibt diese nach wie vor hinter den Erwartungen zurück: 8000 Fach- und Schlüsselkräfte hätten mit dieser pro Jahr nach Österreich geholt werden sollen. Laut einer parlamentarischen Anfrage der FPÖ gab es im Vorjahr aber nur 150 Fachkräfte in Mangelberufen, die mit einer Rot-Weiß-Rot Card nach Österreich gekommen sind; daneben 1200 sogenannte Schlüsselkräfte, 240 Studienabsolventen und mehr als 140 hochqualifizierte aus Drittstaaten.
Mit Juli soll das Modell trotz des schleppenden Erfolges ausgedehnt werden: Richtete sich die Karte bisher nur an Doktoren und Master-Absolventen, so sollen künftig auch Bachelors geholt werden können.
Die Industrieellenvereinigung (IV) pocht vor diesem Hintergrund auf Erleichterungen für Antragsteller. So seien die mindestens 2241 Euro, die ausländische Bachelor-Absolventen einer österreichischen Universität mindestens brutto verdienen sollten zu viel, sagt IV-Generalsekretär der Industrieellenvereinigung, Christoph Neumayer am Mittwoch im ORF-Radio „Ö1“. Er fordert niedrigere Hürden: „Für den Berufseinstieg kann es sein, dass das ein Äutzerl für einen Bachelor-Absolventen zu hoch ist.“
Neumayer plädiert stattdessen für eine Untergrenze - „sei es bei 1800 Euro, sei es bei 1700 Euro“. Andernfalls würde mit der hohen Dotierung „möglicherweise ein Punkt geschaffen, der einen Einstieg in den Beruf verhindert bzw. die Rot-Weiß-Rot-Card nicht ermöglicht“.
Außerdem, so eine weitere Forderung von Industrie und Wirtschaft, sollten mehr Berufe als Mangelberufe definiert werden – und zwar individuell nach Nachfrage in den einzelnen Bundesländern und nicht bundesweit. „Ganz vereinfacht gesagt: Die Arbeitslosigkeit sitzt im Osten, die Betriebe, die dringend suchen, sitzen im Westen. Deswegen wäre eine Regionalisierung der Liste durchaus diskutierenswert“, erläuterte Sozialexperte Martin Gleitsmann von der Wirtschaftskammer gegenüber „Ö1“. Als Beispiel nennt er den Bereich Gastronomie: Es nütze suchenden Betrieben in Salzburg und Tirol nichts, „wenn es in Wien arbeitslose Kellner gibt zu denen sie nicht kommen“.
>>> Bericht im Ö1-"Morgenjournal"
(Red.)