Ein Leben in der königlichen Holzklasse: Arthur Edwards vom Boulevardblatt „The Sun“ ist der dienstälteste Medienbegleiter der Royals.
Ursprünglich hatte Arthur Edwards ja 19 Uhr fürs Treffen vorgeschlagen, doch dann muss er es doch spontan vorverlegen: Prinz Charles hat ihn gebeten, ins Sacher zu kommen – der Thronfolger möchte gern ein privates Foto mit seiner Entourage. Ein schönes Beispiel für die Rolle, die Edwards spielt: Seit 40Jahren fotografiert er die britischen Monarchen, eigentlich für das Boulevardblatt „The Sun“ – doch er war schon so oft mit Charles unterwegs, dass er irgendwie auch als dessen Leibfotograf gilt.
In gut 120 Länder hat er die königliche Familie als Teil des Journalistentrosses begleitet. Die Queen reist mittlerweile nicht mehr, dafür tun es Charles und Camilla, Harry, und natürlich William und Catherine, „das ist anstrengend genug.“ Rumänien, Italien, Österreich, am Sonntag Frankreich, die Woche danach Zypern, Polen und Deutschland mit William und Kate – „das wird Chaos“: Weil das Team so groß ist. „Auf der Kanadareise waren wir 59 Journalisten und Fernsehleute im Flugzeug, und da werden es genauso viele sein.“ Kanada steht demnächst wieder auf der Liste, dann Australien, Neuseeland, kleinere Abstecher wie ein Besuch Kates in Luxemburg nicht mitgezählt. Aber am liebsten, sagt Edwards, arbeite er mit Prinz Charles. „Gerade hat er mich dem Papst vorgestellt, mit den Worten: Dieser Mann ist sehr wichtig für mich. Das war nett. Auf Youtube gibt es ein Video davon.“ Für einen Platz im königlichen Wanderzirkus müssen sich die Journalisten beim Buckingham Palace bewerben, wer einen Platz bekommt, fliegt im Airbus der Royal Air Force in der Holzklasse mit und muss dafür Economy-Preise bezahlen. Untergebracht werden sie gesammelt (in Wien im Astoria unweit des Sacher), fotografiert wird in „Pools“, jede Fotogelegenheit ist so gut wie möglich vorbereitet, „schon Monate vorher schickt der Palast ein Team, das alle Details vom Hotel bis zur Telefonverbindung prüft.“
Reisen mit Charles und Camilla sind freilich weniger beliebt als jene mit den Jungen, dabei sei Camilla „fabulous“, habe frischen Wind ins royale Getriebe gebracht, sagt Edwards. „Erst auf dem Flug von Rom nach Wien ist sie im Flugzeug zu uns nach hinten plaudern gekommen.“ Weiter gehe die Annäherung dann auch wieder nicht. Gemeinsames nächtliches Versumpern an der Hotelbar? Fehlanzeige.
Mit Diana beim Polo
Der britische Thronfolger Prinz Charles und seine Ehefrau Camilla sind am Mittwochnachmittag in Österreich angekommen, der letzten Etappe ihrer einwöchigen Europa-Tour. APA/BKA (HANS HOFER)
Staatssekretärin Muna Duzdar empfing die beiden bei Sonnenschein kurz nach halb vier am Flughafen Wien-Schwechat. APA/BKA (HANS HOFER)
Währenddessen wurden in der Wiener Innenstadt rund um die Hofburg die Sicherheitsvorkehrungen verschärft. APA (HERBERT PFARRHOFER)
Anlässlich des Termins versammelten sich am Michaelerplatz auch einige royale Fans. APA (HERBERT PFARRHOFER)
Im Maria-Theresien-Zimmer drängten sich derweil die Kamerateams (auch um "Die Presse"-Redakteurin Teresa Schaur-Wünsch). Die Presse
So eng kann ein royaler Zeitplan nicht sein, dass sich kein Afternoon Tea ausgeht. Den ersten (geheimen) Stopp machten Prinz und Herzogin im Cafe Demel. APA
Charles und der britische Botschafter in Wien, Leigh Turner, bekamen Einblick in die Backstube. APA
Do&Co-Chef Attila Dogudan nahm an der "Apple strudel"-Schau teil. APA
Ein eher ungewohntes Gesicht am Kohlmarkt. APA
Ein Gruppenfoto läutete dann gegen 17 Uhr ein Treffen mit Bundespräsident Alexander Van der Bellen und seiner Frau Doris Schmidauer ein. APA
Die Unterredung zwischen dem Prinzen und dem Bundespräsidenten dauerte länger als geplant und wurde als "überdurchschnittlich lang" beschrieben. (c) APA/BUNDESHEER/PETER LECHNER (PETER LECHNER)
Die Gespräche sollten sich um bilateralen Beziehungen, die gemeinsamen Herausforderungen und den Bereich Nachhaltigkeit drehen. Im Anschluss folgte eine Unterredung des Thronfolgers mit Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ). Reuters
Am Mittwochabend war dann in der Geheimen Ratsstube der Hofburg ein Staatsbankett mit rund 100 Gästen geplant. Herzogin Camilla, Prinz Charles, Bundespräsident Van der Bellen und dessen Ehefrau Doris Schmidauer posierten für ein Foto vor dem Dinner. (c) APA/BUNDESHEER/PETER LECHNER (PETER LECHNER)
Gast des Staatsbanketts war etwa auch die britische Modeschöpferin Vivienne Westwood. Auch Bio-Lebensmittelpionier Werner Lampert war zugegen, genauso wie "Paradeiserkönig" Erich Stekovics. Er nahm Samen von ausgefallenen Tomatensorten als Gastgeschenk für den als Biobauer aktiven britischen Thronfolger mit. (c) APA/BUNDESHEER/PETER LECHNER (PETER LECHNER)
Der Donnerstag begann für das Thronfolgerpaar mit einer Hörprobe im Musikverein. (c) REUTERS (LEONHARD FOEGER)
Die Wiener Philharmoniker probten dort im weltberühmten Goldenen Saal unter der Leitung von Christian Thielemann vor dem ausgewählten Publikum. (c) REUTERS (LEONHARD FOEGER)
Anschließend besuchten Prinz Charles und Herzogin Camilla das Jüdische Museum. Ouriel Morgensztern
Dort sprach der Prinz mit Überlebenden des Holocaust und traf Flüchtlinge zum Gespräch. (c) APA/HANS KLAUS TECHT (HANS KLAUS TECHT)
Beim Zuprosten beim Bio-Heurigen sah der britische Thronfolger sehr glücklich aus: Der Mittagstermin beim Wiener Weinbau Obermann war offenbar nicht nur von der Presse freudig erwartet worden. (c) REUTERS (HEINZ-PETER BADER)
Beim Heurigen gab es für Charles und Camilla auch Käsestangerl als Stärkung: Beim Genuss des Gebäcks waren die royalen Gesichtsausdrücke allerdings weniger eindeutig. (c) REUTERS (HEINZ-PETER BADER)
Für den Nachmittag stand für Camilla die Spanische Hofreitschule auf dem Programm. Begleitet wurde sie dabei nicht von ihrem Ehemann Prinz Charles, der währenddessen an einer Diskussionsveranstaltung der OSZE teilnahm, sondern von Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter und der Generaldirektorin der Hofreitschule, Elisabeth Gürtler. APA
Gürtler empfing die Herzogin in der Sommerreitschule, wo Camilla geduldig für Fotos mit zwei Lipizzanern und deren Bereitern posierte, die Pferde streichelte und mit Zuckerwürfeln fütterte. "Das ist natürlich eine große Ehre, ich bin schon sehr aufgeregt", verriet Hannah Zeitlhofer, die erste weibliche Bereiterin der Hofreitschule, vor dem Eintreffen des hohen Besuchs den Journalisten. Sie ritt den Hengst Siglavy Batosta, ebenso zu sehen war ein seltener "brauner Glücksbringer" - nur einer von Hundert Lipizzanern bleibt dunkel. REUTERS
Im Anschluss boten die Bereiter und Pferde der Hofreitschule Camilla in der Winterreitschule eine Vorführung. Gezeigt wurde "ein gemischtes Programm von allen Gängen und Touren", erklärte Zeitlhofer. REUTERS
Charles und Camilla reisten zuvor aus Rom zu ihrem zweitägigen Österreich-Besuch an. In der italienischen Hauptstadt standen am Mittwochvormittag noch Treffen mit Präsident Sergio Mattarella und Ministerpräsident Paolo Gentiloni (im Bild) auf dem Programm. Der britische Thronfolger stattete zudem dem Hauptquartier der Welternährungsorganisation (FAO) einen Besuch ab. imago/Insidefoto
Tags zuvor war das Paar von Papst Franziskus im Vatikan empfangen worden. Das Oberhaupt der Katholiken empfing das royale Paar zu einer etwa 30 Minuten langen Privataudienz. Der britische Thronfolger überreichte dem 80-jährigen Argentinier einen großen Präsentkorb mit Produkten seines Landsitzes in Highgrove. imago/ZUMA Press
"Es ist schwierig, einem Papst ein Geschenk zu machen", sagte Charles laut Radio Vatikan. "Vielleicht können Sie oder jemand anderes das gebrauchen. Es sind alles Dinge, die wir selbst hergestellt haben." Und Camilla: "Es ist alles sehr gut." Der Papst und der "grüne Prinz" Charles teilen ihr Engagement für den Umweltschutz. Reuters
Rückblende: Der Prinz von Wales und die Herzogin von Cornwall waren schon einmal gemeinsam im Vatikan: 2009 trafen sie Benedikt XVI. Reuters
Charles war auch schon 1985 bei Johannes Paul II. - allerdings noch mit seiner damaligen Frau Prinzessin Diana. Camilla kam dieses Mal ganz in Cremefarben - bei ihrem Besuch bei Benedikt war sie in Schwarz gehüllt. Reuters
Im Rahmen seiner Reise hat der britische Prinz Charles auch die durch ein Erdbeben zerstörte Stadt Amatrice in Mittelitalien besucht. Der 68-Jährige traf Überlebende der Katastrophe vom vergangenen August und drückte ihnen und den Rettungskräften seine Bewunderung aus. Reuters
Mit einem Schutzhelm auf dem Kopf besichtigte der britische Kronprinz die eigentlich gesperrte "rote Zone", das Zentrum der Zerstörungen. "Es ist eine erschreckende Szene der Zerstörung", sagte Charles, als er an den Trümmern der Kirche Sant'Agostino vorbeikam. Reuters
"Ich wünschte, ich könnte mehr für Sie tun, Ihre Belastbarkeit ist bewundernswert", sagte Charles im Gespräch mit einem Einwohner. Reuters
Für manch einen war aber schon der Besuch aus Großbritannien ein kleiner Trost: "Es war eine wunderbare Geste der menschlichen Wärme, ich war den Tränen nahe", sagte der 75-jährige Carmine Monteforte, der geduldig gewartet hatte, um den Prinzen zu sehen. "Sein Besuch hat ganz bestimmt die Moral der Leute hier gestärkt." Reuters
Bei dem Besuch durfte eine Kostprobe der traditionellen Spaghetti all'amatriciana nicht fehlen. Reuters
Zuvor gab es einen kleinen Espresso in der Altstadt von Florenz. Reuters
Berühmt in der größten Stadt der Toskana ist auch das Teatro del Sale: eine kulinarische Fusion von Theater, Restaurant und Delikatessenladen. Reuters
Charles bei der Kranzniederlegung am Friedhof von Montecchio Precalcino in der Nähe von Vicenza. Reuters
Charles' und Camillas Reise begann vergangenen Mittwoch in Rumänien unter anderem mit einem Besuch in dem Hospiz Casa Sperantei. Reuters
Charles im Muzeul Satului (Dorfmuseum) in Bukarest. Das 1936 gegründete Freilichtmuseum zeigt das bäuerliche Leben Rumäniens auf einer Fläche von über 100.000 Quadratmeter. Reuters
Prinz Charles besucht Wien
Kennen gelernt hatte Edwards Charles, als der mit Ende 20 erklärte, dass 30 ein gutes Alter zum Heiraten sei – und Edwards' Chef bei der „Sun“ seine Leute darauf ansetzte, herauszufinden, wer die Zukünftige sei. Edwards fotografierte eine Reihe wechselnder Freundinnen, die zu Charles' Polospielen kamen. Eines Tages war da ein Mädchen namens Lady Diana Spencer. „Aber sie war erst 19. Ich dachte, er würde sich doch keinen Teenager aussuchen. Ein paar Wochen später fuhr ich zu den Highland Games und auf dem Weg sah die beiden beim Fischen.“ Später zerbrach die Ehe vor seinen Augen. „Es ist schwierig, in diese Familie zu heiraten. Sie haben Dienstboten für jeden Handgriff, gleichzeitig steht die Pflicht über allem. Es ist schwer, mit so jemandem zu leben.“ Camilla sei in dieser Hinsicht fantastisch, „sie tut alles, um Charles zu helfen.“ Zudem hätten sich die beiden arrangiert. Dazu gehört, dass Camilla (wie in Wien) nicht jeden Termin von Charles mitmacht, der unermüdlich ist. „Er macht nicht einmal eine Lunchpause, wir müssen uns immer etwas einstecken.“
Charles setze sich leidenschaftlich für seine Anliegen ein – etwa für die Umwelt. „Ich war mit ihm in jedem Regenwald dieser Erde, am Amazonas, in Kamerun, Australien, Neuseeland, Borneo. Überall versucht er, die Abholzung zu verhindern, weil er an unsere Enkel denkt. Damit wird er weitermachen, bis er stirbt. Er tut nie etwas für sich selbst. Aber er gibt damit nie an, das ist sein Problem.“ Für ihn, sagt Edwards, sei Charles sein persönlicher Held. „Und er wird ein großartiger König, so er seine Mutter überlebt. In 1000 Jahren Monarchie hatten wir keinen Thronfolger, der so gut vorbereitet war.“ Dass der Boulevard-Fotograf die Royals „wie Familienmitglieder, mit Respekt“ behandelt, merken die. Da wagt Camilla mit ihm ein Tänzchen, spielt ihm Harry einen Streich. So wurde der bald 80-Jährige zum Dienstältesten seiner Zunft. In den Tagen von Diana seien viele auf ein lukratives Freelancer-Dasein umgestiegen, „aber ich bin bei meinem Blatt geblieben. Sie haben mich gut bezahlt, mir gute Ausrüstung gegeben. So bin ich heute noch da“.
Seit Jahrzehnten übt sich Prinz Charles, der ab heute Wien besucht, in den Aufgaben des Thronfolgers. Seit seinem letzten Wien-Besuch, 1986, hat sich dennoch einiges geändert.