"Wir werden alle Frauen bitten müssen, ein Kopftuch zu tragen - aus Solidarität", hatte der Bundespräsident gemeint - und Kritik geerntet. Er hofft, dass "auf Dauer vielleicht doch verstanden wird, was man eigentlich sagen wollte".
Bundespräsident Alexander Van der Bellen räumt erstmals ein, dass seine umstrittene Kopftuch-Aussage "mein Fehler, wenn man so will" war. Der Fehler habe aber mehr in der Formulierung gelegen, die aus dem Anlass gerissen einen falschen Eindruck erzeugt habe. In der Sache hingegen blieb der Präsident am Donnerstag gegenüber der "Kronen Zeitung" bei seiner Meinung.
Van der Bellen hatte angesprochen auf Islamfeindlichkeit, speziell Übergriffe auf Kopftuch tragende Frauen, gemeint: "Wenn das so weitergeht (...) bei dieser tatsächlich um sich greifenden Islamophobie, wird noch der Tag kommen, wo wir alle Frauen bitten müssen, ein Kopftuch zu tragen, alle, als Solidarität gegenüber jenen, die es aus religiösen Gründen tun." Weiters griff er zum Vergleich mit Dänemark in der Zeit der Besatzung durch Nazi-Deutschland. Konkret: "Das ist nicht so weit hergeholt. Wenn ich mich richtig erinnere haben die Dänen während der deutschen Besatzung doch etwas Ähnliches gemacht: Und nicht-jüdische Dänen haben angefangen, den David-Stern zu tragen." Als Geste des Widerstands gegen die Deportation der Juden.
"Auf Dauer wird vielleicht verstanden, was man sagen wollte"
Die beiden Äußerungen - der Holocaust-Vergleich als auch die Kopftuch-Aussage - sorgten umgehend für innenpolitische wie internationale Kritik. Das Team von Alexander Van der Bellen rechtfertigte sich daraufhin via Facebook: "Im Kern ging es dem Bundespräsidenten bei seinen Aussagen darum, der Stigmatisierung von Kopftuch tragenden Frauen entgegenzuwirken", wurde mitgeteilt. Er selbst betonte wenig später: "Ich bin kein großer Freund des Kopftuchs. Aber es gibt in Österreich Meinungsfreiheit, es gibt Meinungsäußerungsfreiheit und eine Art Bekleidungsfreiheit."
Nun fügte das Staatsoberhaupt gegenüber der "Krone" hinzu: "Hin und wieder wird man auch etwas sagen müssen, wo man im Moment viel Kritik einsteckt. Aber auf Dauer wird vielleicht doch verstanden, was man eigentlich sagen wollte."
In der Davidstern-Aussage sieht Van der Bellen selbst keinen Vergleich. Es sei ihm um die Darstellung des "zivilen Widerstands gegen die Diskriminierung einer Minderheit" gegangen. Er sorge sich "seit Langem, dass wir uns immer so sehr auf das Schlussverbrechen, den Holocaust, die Konzentrationslager fokussieren, und zu wenig mitdenken, was schon in den 1920er- und den 1930er-Jahren passiert ist": Die Vorbereitung, die Entwürdigung, die Diskriminierung - erst diese Vorgeschichte erkläre, wie es dann dazu kommen konnte, die Menschen auch physisch zu vernichten. Das habe er sagen wollen, zitiert die "Krone" den Bundespräsidenten.
>>> Bericht in der "Kronen Zeitung"
(APA/Red.)