Es sei noch eine Reihe von Punkten offen, die gemeinsam vereinbart waren, kritisiert Finanzminister Schelling. Die Absage sei daher nicht logisch. Die SPÖ versteht die Kritik nicht.
Die neuerliche Absage der Ministerratssitzung in der kommenden Woche sorgt für Verstimmung innerhalb der rot-schwarzen Bundesregierung. Finanzminister Hans Jörg Schelling, er ist neben Wissenschafts- und Wirtschaftsminister Harald Mahrer einer der ÖVP-Koordinatoren für die Regierungsarbeit, zeigte sich am Freitag über die Absage verärgert und warf der SPÖ Arbeitsverweigerung vor.
"Ich wundere mich über die Absage des Ministerrats. Es ist noch eine Reihe von Punkten offen, die gemeinsam vereinbart waren. Es wurde immerhin gemeinsam vereinbart, das Regierungsprogramm Punkt für Punkt bis Sommer abzuarbeiten", erklärte Schelling. Als offene Punkte nannte Schelling etwa die Studienplatzfinanzierung, das Sicherheitspaket, die Privatstiftungsnovelle oder die Reform der Finanzmarktaufsicht.
"Die Regierung hat versprochen zu liefern"
"Eine Absage des Ministerrats scheint auch nicht logisch, weil es den Eindruck erweckt, Kanzler Kern und die SPÖ würden sich der Arbeit verweigern", so Schelling. Die ÖVP gehe jedenfalls weiterhin davon aus, dass der Ministerrat nächste Woche stattfindet und "wichtige Vorhaben noch zeitgerecht vor dem Sommer dem Parlament zur Behandlung zugeführt werden können".
Die Regierungssitzung abzusagen wäre laut Schelling jedenfalls eine verpasste Chance. "Ich glaube auch nicht, dass die Bevölkerung Verständnis für Arbeitsverweigerung hätte. Die Regierung hat versprochen zu liefern, das müssen wir jetzt auch einhalten. Die ÖVP ist selbstverständlich weiterhin bereit, Punkt für Punkt umzusetzen."
SPÖ versteht ÖVP-Kritik nicht
In der SPÖ verstand man am Freitag die Kritik der ÖVP an der Absage der nächsten Ministerratssitzung nicht. Man habe mit Vizekanzler Wolfgang Brandstetter und Mahrer vereinbart, Ministerräte nur bei Bedarf und bei entsprechendem Umfang der Tagesordnung abzuhalten, betonte SPÖ-Regierungskoordinator und Minister Thomas Drozda: "Ich verstehe die Reaktion der Kollegen nicht." Da die Tagesordnung der nächsten Regierungssitzung eher dünn gewesen wäre, habe man sich auf die Absage verständigt. "Die Berufung des Honorarkonsuls von Panama und Honduras wird man auch eine Woche später oder zur Not im Umlaufbeschluss machen können", meinte Drozda.
Materien wie das Sicherheitspaket würden derzeit ohnehin auf parlamentarischer Ebene in den Ausschüssen verhandelt. Zum Thema Sicherheitspaket hat laut Drozda am Donnerstag auch ein Gespräch mit Innen- und Verteidigungsminister sowie den Klubobleuten stattgefunden. Der ÖVP sei es weiterhin unbenommen, die Materie in Begutachtung zu schicken, erklärte der Regierungskoordinator der SPÖ.
(APA)