Wettskandal: "Wo Geld ist, da ist auch Korruption"

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Für den DFB-Präsidenten ist der Wettskandal ein gesamtgesellschaftliches Phänomen. In Deutschland laufen Ermittlungen gegen Spieler von drei Vereinen und einen Schiedsrichter.

Aus Deutschland wurden bereits erste Details des Wettskandals im Fußball bekannt. Ins Visier der Ermittler soll der Spieler Marcel Schuon vom Drittligisten SV Sandhausen geraten sein. "Fakt ist: Gegen Marcel Schuon wurde ermittelt und eine Hausdurchsuchung gemacht, aber es wurde kein Haftbefehl erlassen", sagte Sandhausens Manager Tobias Gebert der dpa. "Er hat uns versichert, dass er nichts gemacht hat. Ich denke, in Deutschland gilt die Unschuldsvermutung", betonte Gebert.

Auch ein Schiedsrichter des Deutschen Fußball-Bundes soll in den Wettskandal verwickelt sein. Das berichtet das deutsche Nachrichtenmagazin "Der Spiegel". Der Unparteiische soll bei einem Spiel der Regionalliga Süd im Mai Schmiergeld von den mutmaßlichen Wett-Betrügern kassiert haben. Laut Gerhard Kapl, dem Vorsitzenden der ÖFB-Schiedsrichter-Kommission, ist kein heimischer Schiedsrichter in den Skandal verwickelt.

32 von 1,4 Millionen Fußball-Spielen

Für Theo Zwanziger, den Präsidenten des Deutschen Fußball-Bundes ist der Wettskandal im Fußball auch ein gesamtgesellschaftliches Phänomen. "Ich weiß nicht, wie viel Korruptionsverfahren es bei Siemens oder an anderer Stelle in der Gesellschaft gibt. Wo Geld ist, da ist auch Korruption. Der entscheidende Punkt ist, wie gehen die Sportler damit um", sagte Zwanziger am Samstag. "Korruption und Bestechung haben wir auch, aber wer hat das denn nicht", sagte der DFB-Präsident. Von 1,4 Millionen Fußballspielen würden jetzt 32 vom Staatsanwalt untersucht. Der "Süddeutschen Zeitung" liegt angeblich eine Liste mit verdächtigen Partien vor. Sechs Partien - zwei der zweiten Schweizer Liga, zwei der belgischen zweiten Liga und je eines der ersten Liga in der Türkei und Kroatien - wurden veröffentlicht.

Laut der "Neuen Osnabrücker Zeitung" sollen Spieler des VfL  Osnabrück in mögliche Spielmanipulationen in der 2. Liga verwickelt sein. Nach Angaben der Zeitung verdächtigt die Staatsanwaltschaft Bochum als Drahtzieher einen 34-Jährigen, der mit Hilfe von VfL-Profis zwei Spiele aus der vergangenen Saison manipuliert haben soll. Bei den Partien soll es sich um die Auswärtsspiele der Osnabrücker beim FC Augsburg (0:3) am 17. April 2009 und beim 1. FC Nürnberg (0:2) am 13. Mai 2009 handeln. Der Mann soll am Donnerstag verhaftet worden sein.

Spieler verhaftet?

Nach Angaben der "Main-Post" ist ein Spieler des Landesligisten Kickers Würzburg verhaftet worden. Der Mittelfeldakteur sei am Donnerstagabend in seiner Schweinfurter Wohnung gefasst worden, berichtete das Blatt in seiner Freitagausgabe. Auch das Stadion des Landesligisten sei von Ermittlungen betroffen gewesen. Der Spieler wurde vom Verein umgehend suspendiert. Nach Darstellung des Vereins war der Spieler bereits früher in eine geplante Manipulation einer Regionalliga-Partie verwickelt und deswegen nach Angaben der Zeitung im August 2007 auch zu einer Geldstrafe von 8400 Euro verurteilt worden.

Rätselraten in Österreich

Neue Informationen oder Details sickern nur spärlich durch, über Namen und betroffene Vereine in Österreich herrscht Rätselraten. „Es ist nicht absehbar, wann Namen genannt werden“, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Graz am Samstag zur „Presse“. Der ÖFB hofft, am Mittwoch mehr Licht ins Dunkel bringen zu können. ÖFB-Vertreter werden in Nyon im Hauptsitz der Uefa Akteneinsicht nehmen, „aber wir müssen abwarten, inwieweit wir überhaupt Einsicht bekommen“, sagte ÖFB-Sprecher Peter Klinglmüller.

(Ag.)

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