"Twilight"-Hype: Alte Erfolgsregeln in neuem Gewand

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Hype hin oder her, auch in der erfolgreichen Vampir-Serie wird nur der klassische Filmtrick der entgegen gesetzten Extreme angewandt. Und mit dem Sex-Thema können Ponys eben nur mehr bedingt mithalten.

Kreischende Mädchen, die sich nichts sehnlicher wünschen, als von ihrem Idol gebissen zu werden. Was "Twilight"-Star Robert Pattinson derzeit bei jedem öffentlichen Auftritt widerfährt, sorgt bei Erwachsenen teils für Kopfschütteln, teils für Stirnrunzeln. Der Kinoexperte des Vatikans, Bischof Franco Perazzolo, warnte kürzlich vor der "besorgniserregenden Leere" der Vampirserie von Stephenie Meyer, doch weltliche Fachleute beruhigen.

Der Vatikan hatte sich zwar schon beim jüngsten Hype um Zauberlehrling Harry Potter als Spaß- und Spielverderber versucht, doch in einem scheint Bischof Perazzolo gar nicht falsch zu liegen: "In der Twilight-Serie spielt das ästhetische Element eine besonders große Rolle. Wunderschöne Frauen und Männer verwandeln sich in schreckliche Masken. Das ist eine ideale Mischung, um die Kinos mit dem alten Trick der entgegen gesetzten Extreme zu füllen." Die "Twilight"-Filme sind tatsächlich ein Stil-Phänomen, das lediglich Altbekanntes in neuem Gewand präsentiert.

Sex interessanter als Pony-Farmen

Die Bis(s)-Anhänger, die sich in Fanclubs mit klingenden Namen wie "Beiß uns, Edward!", "Carpe Noctem" oder "Club der Gebissenen" organisieren, sind vorwiegend weiblich und zwischen 14 und 16 Jahren alt. Dass die blutjungen Mädchen nun nach Vampiren lechzen, scheint weniger mit dem Aufkommen okkultischer Tendenzen als damit zu tun zu haben, dass Pony- und Pferde-Farmen aus der Mode gekommen sind. "Gerade in diesem Alter ist das Thema der Sexualität omnipräsent", erklärt Philipp Ikrath vom Institut für Jugendkulturforschung. "Allerdings empfinden das manche, die noch keine sexuellen Erfahrungen gemacht haben, als Erfolgsdruck." Von der Sublimierung zur Erfüllung ist es dann oft nur ein kleiner Biss.

Alte Erfolsregeln neu angewandt

"Der Vampirismus hat eine lange Geschichte, literarisch, cineastisch und auch als Szenephänomen", so German Müller von der Bundesstelle für Sektenfragen der katholischen Kirche in Österreich. Die Bis(s)-Serie sowie der Film "Twilight" übernähmen wohl Elemente des Vampirismus, fallen nach Einschätzung Müllers jedoch nicht in einen Gefährdungsbereich. "Fantasy fasziniert nun einmal", zeigt er sich gelassen. Tatsächlich konkurrieren im "New Moon"-Film, der am Donnerstag auch in Österreich anläuft, die beiden Rivalen Edward und Jacob (gespielt von Robert Pattinson und Taylor Lautner) nicht nur in ihrer fantastischen Zweit-Existenz als Vampir und Werwolf, sondern durch sehr unterschiedlichen, durchaus irdischen Lifestyle. Grüblerischer Gruftie gegen zupackenden Naturburschen, Gesichtsblässe gegen Muskelmasse - nichts davon scheint neu.

Die verschiedentlich georteten reaktionären und antifeministischen Botschaften der vier Bücher ("Bis(s) zum Morgengrauen", "Bis(s) zur Mittagsstunde", "Bis(s) zum Abendrot" und "Bis(s) zum Ende der Nacht" ), von denen auch im deutschen Sprachraum bereits mehrere Millionen Stück verkauft wurden, werden von Experten nicht sonderlich ernst genommen. "Das sind Wertehaltungen, die überhaupt nicht in die Realität übernommen werden", sagt Ikrath. Auch Heidi Lexe, Leiterin der Studien- und Beratungsstelle für Kinder- und Jugendliteratur in Wien ("STUBE"), sieht die Vampir-Fangemeinden als bekanntes Gruppenphänomen: "Da geht es um ein Sich-Gehenlassen in einer Gruppe und Fragen, wer wann an welcher Buchstelle geweint hat."

(APA)

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