Deutsche Kaufhof-Kette steckt in der Krise

(c) imago/Christian Gruber
  • Drucken

Fallende Umsätze, starke Konkurrenz und ein Kreditversicherer, der das Vertrauen verloren hat. Die Kanadier von Hudson's Bay hatten sich 2015 mehr versprochen, als sie Benkos Signa Holding im Rennen um Kaufhof ausstachen.

Wien. 2017 werden die Chefs der Kölner Warenhauskette Galeria Kaufhof nicht als Höhepunkt des knapp 140-jährigen Bestehens in Erinnerung behalten. Das Ausbleiben der Kunden in den innerstädtischen Kaufhaustempeln und der wachsende Druck von Onlinehändlern und preisaggressiven Modeketten zogen Umsatzeinbrüche im dringend nötigen Weihnachtsgeschäft und den plötzlichen Abgang von Firmenchef Olivier van den Bossche nach sich.

Zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt dürfte nun Kreditversicherer Euler Hermes sein Vertrauen in die Solidität von Kaufhof verloren haben. In einem radikalen Schritt kürzte er vergangene Woche die Kreditgarantien für dessen Zulieferer auf bis zu 20 Prozent. Bei einem möglichen Ausfall, sprich der Insolvenz der mehr als hundert Kaufhäuser in Deutschland und Belgien, würden sie um den Großteil ihrer Forderungen umfallen.

Denkbar schlecht ist der Moment, weil bei der kanadischen Mutter, Hudson's Bay Company (HBC), gestern, Montag, die Halbjahresprüfung des 1,3 Mrd. Euro schweren Kredits durch drei deutsche Landesbanken anstand. Die Kanadier, die Kaufhof 2015 nach einem Bieterpoker mit der Signa-Gruppe des österreichischen Immobilieninvestors René Benko für 2,8 Mrd. Euro von Metro kauften, geben sich betont ruhig. „Wir erfüllen alle Anforderungen der Banken“, so ein Sprecher am Montag.

Banken wollen Gewinn sehen

Die „Süddeutsche Zeitung“ hatte am Sonntag das Gegenteil angedeutet. Die Kanadier hatten den Banken Gewinne bei ihrer Tochter Kaufhof versprochen. Stattdessen stiegen die Verluste vor Zinsen und Steuern in den ersten fünf Monaten des laufenden Jahres auf 47 Mio. Euro an. Und das Problem dürfte laut mehreren Medienberichten selbst verschärft worden sein: Kaufhof musste auf das Kommando aus Nordamerika neue, teurere Mietverträge für seine Immobilien abschließen – davon soll HBC jährliche Mehreinnahmen von 40 Mio. Euro, eine höhere Bewertung der Immobilien und damit bessere Kredite bekommen haben. Experten sehen wichtige Kriterien des Bankentests unter den derzeitigen Umständen nicht erfüllt. Im schlimmsten Fall könnten die Banken den Kanadiern den Kreditvertrag aufkündigen.

Bei HBC ist man angesichts des Schritts von Euler Hermes um Schadensbegrenzung bemüht. Lieferanten könnten unbekümmert sein. Man verfüge zusätzlich zu den Zusagen der Kreditversicherer über eine globale Kreditlinie von 1,92 Mrd. Euro. Was erst Außenstehende hinzufügten: Ende April soll die Hälfte bereits ausgeschöpft gewesen sein. Denn auch HBC verzeichnete wegen Rückschlägen im nordamerikanischen Outlet- und Onlinegeschäft im Vorjahr 360 Mio. Euro Verlust. Kaufhof stehen außerdem nur 300 Mio. Euro des Kredits offen, und auch davon ist ein Großteil bereits aufgebraucht.

Die 1670 gegründete nordamerikanische Handelsgruppe Hudson's Bay hatte sich ihre Zukunft diesseits des Atlantiks erfolgreicher vorgestellt. Die stark von Kaufhof getragene Europa-Sparte sollte ihren Umsatz in zwei Jahren um 20 Prozent steigern, hieß es im April. Allein 2017 wollten die Kanadier rund 400 Mio. Euro in Europa investieren. Ex-Kaufhof-Chef van den Bossche betonte im Frühling, man stehe trotz des schlechten Weihnachtsgeschäfts zu der Ankündigung, in den nächsten fünf bis sieben Jahren eine Mrd. Euro in Deutschland investieren zu wollen. Gleichzeitig zog er seinen Hut.

Benko, der Karstadt 2014 übernahm und mit harten Einschnitten und Stellenstreichungen zurück in die schwarzen Zahlen brachte, dürfte die Turbulenzen beim Konkurrenten mit Interesse verfolgen. Er hält an der 2015 vereitelten Idee einer Deutschen Warenhaus AG, der Fusion von Karstadt und Kaufhof, fest. „Der Deal wird noch kommen“, sagte er im April. (loan)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.08.2017)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

20 04 2017 Friedrichshain Koppenstrasse Berlin Galeria Kaufhof am Ostbahnhof Kaufhof Galeria
Unternehmen

Galeria Kaufhof kämpft mit massiven Problemen

Drei Landesbanken prüfen heute, ob die Kaufhauskette auch weiterhin kreditwürdig ist. Im Extremfall droht eine Kündigung der Kreditverträge.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.